Zwei Spiele, zwei Mal Matchwinner: Das ungleiche deutsche Torwart-Duo mit Andreas Wolff und Joel Birlehm bestimmt bei der Handball-WM bislang die Schlagzeilen.
Andreas Wolff lehnte lässig an der Absperrung und verfolgte den Trubel um Joel Birlehm mit einem strahlenden Lächeln. "Ich freue mich extrem für Joel", sagte Wolff.
Die deutsche Nummer eins stand etwas abseits und gönnte seinem Vertreter das Rampenlicht von Herzen: "Joel hat großartige Akzente gesetzt und war ein sicherer und wichtiger Rückhalt unserer Mannschaft."
Die Aussagen Wolffs zeugen vom neuen Geist im deutschen (Torwart-)Team. Bezeichnete sich der 2016-Europameister jüngst in der Rückschau auf die Vergangenheit noch als "ungezogener Rüpel", überzeugte er nach der Glanzleistung Birlehms im Schlüsselspiel gegen Serbien (34:33) als uneitler Teamplayer - ein Reifeprozess, der den deutschen Handballern auf ihrer WM-Mission zusätzlichen Rückenwind geben dürfte.
Kapitän Johannes Golla lobte das Torwart-Duo als "eines der besten Gespanne, das hier beim Turnier vertreten ist. Es ist super, dass sie so gut harmonieren und sich gegenseitig die Einsatzzeiten gönnen."
Wolff, der noch im Auftaktspiel gegen Katar (31:27) die Rolle des Matchwinners bekleidet hatte, spiele laut Golla "schon seit Jahren in der Weltspitze. Joel zeigt dieses Jahr besonders, dass er dahin kommen kann."
Handball-WM: Gute Torhüter-Mischung im deutschen Team
DHB-Sportvorstand Axel Kromer schwärmte: "Die beiden können immer auch mal einen freien Ball halten - das ist emotional brutal wichtig für das Team."
Bundestrainer Alfred Gislason weiß um die immense Bedeutung seines Teams im Team. Hier mit Wolff der 31 Jahre alte Routinier, der extrovertierte Europameister, der Superstar des deutschen Handballs, da mit Birlehm der 25 Jahre alte WM-Novize, der lernwillige Newcomer, die bisherige Turnier-Überraschung.
Es ist genau diese Mischung, die Gislason an seinen Torhütern so schätzt. "Das sind sehr unterschiedliche Typen und beide sind sehr gut drauf", sagte der Isländer. Auch vom Stil seien sie "sehr unterschiedlich, aber es passt und harmoniert zwischen den beiden."
Andreas Wolff weiter angeschlagen
Gut möglich, dass Gislason Birlehm, den er für viele Beobachter überraschend kurz vor dem Turnier dem EM-erfahrenen Till Klimpke vorgezogen hatte, auch im sportlich unbedeutenden Vorrundenabschluss gegen das noch sieglose Algerien am Dienstag (18:00 Uhr/ZDF) weitere Spielzeit geben wird.
Wolff, dessen gezerrte Wade gegen Serbien noch gelegentlich zwickte, dürfte dann spätestens zum Hauptrunden-Start am Donnerstag wieder zum Faktor werden.
Irgendwelche Ansprüche leitet Birlehm, der von Löwen-Teamkollege Patrick Groetzki am Montag als "ein sehr intelligenter Kerl mit vielschichtigen Interessen" beschrieben wurde, aus seiner Sternstunde in der Schlussphase des Serbien-Spiels nicht ab.
"Ich kenne ganz klar meine Rolle", sagt Birlehm, er sei schließlich "kein Traumtänzer".
Wolff ist für den Keeper der Rhein-Neckar Löwen kein Kontrahent, sondern vielmehr Vorbild und Mentor. "Ich kann viel von ihm lernen", so Birlehm: "Wir reden sehr, sehr viel. Im US-amerikanischen sagt man 'pick up your brain', ich versuche ihn sehr viel nachzuvollziehen."
Bislang klappt das ganz hervorragend. So kann es aus deutscher Sicht weitergehen.