Der ablösefreie Wechsel von Ramy Bensebaini zum BVB ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge beschlossene Sache. Doch kann der offensivstarke Linksverteidiger von Bundesliga-Konkurrent Borussia Mönchengladbach die Dortmunder Abwehrprobleme überhaupt lösen? Eine Bestandsaufnahme.
Zu Wochenbeginn machten Berichte die Runde, die den seit Monaten gehandelten Sommer-Transfer von Ramy Bensebaini zum BVB als perfekt vermeldeten.
Nach "Bild"-Informationen geht es in den Verhandlungen zwischen dem algerischen Linksverteidiger und den Schwarz-Gelben nur noch um die Höhe von Gehalt und Handgeld. Dieses wird statt einer Ablöse fällig, weil Bensebainis Vertrag in Gladbach Ende Juni ausläuft.
Gegenüber "Sport1" hatte sein Berater Jaspal Singh Gill unlängst Gespräche zwischen allen Beteiligten bestätigt, eine Einigung zu diesem Zeitpunkt aber noch dementiert. Auch Juventus Turin und Inter Mailand sollen Interesse zeigen.
Beim BVB würde Bensebaini den Kader- und wohl auch Stammplatz von Raphael Guerreiro übernehmen. Zwischen dem Revierklub und dem Portugiesen stehen die Zeichen klar auf Trennung.
Guerreiros Arbeitspapier in Dortmund läuft am Saisonende aus. Aufgrund seiner Defensivschwächen sowie seiner Verletzungsanfälligkeit ist der WM-Fahrer intern umstritten. Mangels Konkurrenz auf seiner Position - Millionen-Flop Nico Schulz wurde dauerhaft degradiert - spielt er trotzdem fast immer.
BVB-Kandidat Bensebaini zuletzt mit Licht und Schatten
Bleibt zu klären, inwieweit Bensebaini die Problemzone hinten links beim BVB tatsächlich beheben könnte. Denn: Vom Spielstil her sind sich der Algerier und Guerreiro durchaus ähnlich.
Beide lieben es, sich in die Offensive einzuschalten, sind zudem sehr torgefährlich. Bensebaini ist dabei deutlich wuchtiger als Guerreiro und auch in der Luft extrem präsent. Zugleich hinterlässt auch der Noch-Gladbacher oftmals klaffende Lücken in der eigenen Hintermannschaft.
Entsprechend wechselhaft war die bisherige Hinserie Bensebainis, die von Fohlen-Trainer Daniel Farke bei "Sky" zuletzt zwar als "herausragend" gepriesen wurde, in der Realität aber heftige Ausreißer nach unten hatte.
Mit fünf Toren ist der Nationalspieler einerseits der treffsicherste Abwehrspieler der Bundesliga, auch im direkten Aufeinandertreffen mit dem BVB am 11. November war Bensebaini erfolgreich. Andererseits leistete er sich seit Saisonbeginn immer wieder unerklärliche Aussetzer. Der Tiefpunkt war seine konfuse Vorstellung beim 1:5 in Bremen, gekrönt von einem kuriosen Eigentor ohne Gegnerdruck.
Ablösefrei und erfahren: BVB will günstige Gelegenheit nutzen
Generell birgt Bensebainis mutige Spielweise gewisse Risiken. Im direkten Zweikampf ist die Quote des Flügelspielers mit 58,21% gewonnenen Duellen zwar sehr ordentlich (Guerreiro: 42,07%), häufig ist der Linksfuß jedoch schlichtweg viel zu weit vorne, um bei gegnerischen Kontern überhaupt noch eingreifen zu können.
Ein Vorwurf, der auch Guerreiro regelmäßig gemacht wurde. Wäre Bensebaini also wirklich ein Upgrade zum wechselwilligen Portugiesen?
Fakt ist: Bensebaini ist nur knapp eineinhalb Jahre jünger als Guerreiro, der seinerseits über deutlich mehr internationale Erfahrung verfügt. Die Gelegenheit, einen Stammspieler mit auslaufendem Vertrag durch einen ebenfalls ablösefreien Profi zu ersetzen, will der BVB dennoch nutzen.
Der sportlichen Führung des Champions-League-Achtelfinalisten dürfte allerdings bewusst sein, dass eine Verpflichtung von Bensebaini allein sicher kein Allheilmittel für die eigene Abwehrschwäche wäre. Doch die Überzeugung scheint groß zu sein, andernfalls hätten sich die Westfalen nicht schon im vergangenen Sommer um den Flügel-Antreiber bemüht, der damals noch schlappe 20 Millionen Euro kosten sollte.
Heiko Lütkehus





























