In seiner sport.de-Kolumne kommentiert RTL-Reporter und Formel-1-Experte Felix Görner die wichtigsten Geschehnisse und Entwicklungen in der Königsklasse. Nach dem Großen Preis von Brasilien in Görners Fokus: das große Comeback von Mercedes.
In Brasilien gingen Sterne in der Formel 1 auf und unter an diesem Wochenende.
Vor allem der Stern von George Russell leuchtete an diesem Wochenende in Brasilien mit seinen Siegen im Sprint und im Hauptrennen unheimlich hell. Niki Lauda hätte sein Kapperl gezogen. Er war es, der Toto Wolff schon während Russells Formel-2-Zeit empfohlen hatte, genauer hinzuschauen, den jungen Briten zu holen und aufzubauen. Und Lauda hatte Recht behalten. George Russell ist ein kommender Weltmeister - und das hat er am Wochenende auch eindrucksvoll bewiesen.

Russell ist in der Lage, den siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton auf der Strecke mit dem gleichen Auto zu schlagen. Er hat die Unerbittlichkeit, die Härte und den Biss, außerdem auch keine Angst vor dem Giganten Hamilton.
Im nächsten Jahr wird das Duell bei Mercedes noch viel härter werden. Hamilton wird dann natürlich versuchen, den 13 Jahre jüngeren Russell wieder in Schach zu halten. Aber das wird schwierig!
Formel 1: Entscheidung wird gegen Mick Schumacher ausfallen
Der Stern, der leider langsam untergeht, ist der von Mick Schumacher! Ein weiteres Wochenende zum Vergessen für den Deutschen! Der letzte Platz im Qualifying mit der gleichzeitigen Pole Position von Kevin Magnussen im gleichen Auto war ein herber Nackenschlag. Rein fahrerisch war das eine herbe Niederlage für Mick. Man hat gesehen, was mit Instinkt, Mut und Konsequenz möglich ist mit dem Haas. Das hat Mick leider nicht gezeigt.
So bleibt es auch bei dieser sehr ernüchternden Qualifying-Bilanz für Schumacher, die für das Haas-Team natürlich auch ein Entscheidungskriterium ist. 5:16 aus der Sicht des Deutschen. Das ist zu deutlich, das ist zu schlecht!
Auch deswegen wird die Entscheidung gegen ihn ausfallen. Stand heute wird Mick Schumacher kein Stammcockpit im nächsten Jahr bekommen in dieser Woche der Wahrheit bei Haas, in der der Fahrer verkündet wird.
Nach unseren Informationen wird es Nico Hülkenberg werden. Es geht jetzt nur noch um den Tag, an dem die Entscheidung verkündet wird. Wir gehen von Dienstag oder Mittwoch aus.
Was heißt das Haas-Aus für Schumacher?
Voraussichtlich wird also ein 23-jähriger Deutscher durch einen 35-jährigen Deutschen ersetzt. Was heißt das für Mick Schumacher? Das ist die große Frage.
Er kann und wird dann wahrscheinlich auch Testfahrer bei den Mercedes-Teams werden. Toto Wolff, der sich selbst auch als Freund der Familie Schumacher sieht, bietet ihm ein Schlupfloch an. Damit kann er Testfahrer von Mercedes, Aston Martin und Williams werden.
So ein Pausenjahr 2023 ohne Grand Prix ist dann erst einmal ein leichter Schritt zurück, kann ihm aber möglicherweise perspektivisch sehr weiterhelfen.
Wenn Audi 2024 bei Sauber (Alfa Romeo) einsteigt, bietet sich dort vielleicht Schumachers Comeback-Möglichkeit. Das dürfte der Plan B Schumachers sein.
Trotzdem ist die aktuelle Entwicklung eine bittere Pille. Das war nicht Schumachers Jahr, definitiv nicht. Mit zu vielen Schwankungen und zu vielen kapitalen Unfällen und auch mit einer nicht vorhandenen Harmonie zur Teamführung. Er hat dem Druck von Günther Steiner nicht Stand gehalten.
Es ist kein Kaffeekränzchen bei Red Bull
Harmonie ist auch das Stichwort beim Weltmeisterteam Red Bull. Pustekuchen statt Friede-Freude-Eierkuchen! Es ist kein Kaffeekränzchen bei Red Bull. Man hat gesehen, dass sich Max Verstappen in dem Rennen als Chef eines Teams aufgespielt hat. Das ist natürlich bedrohlich für die Teamführung, die danach auch alle zusammentrommeln musste.
Max hat sich bei Red Bull der Teamorder widersetzt. Bei den Österreichern übrigens keine Seltenheit: Denken wir an Vettel, Webber oder Ricciardo und wie sie alle heißen.
Am Sonntag hat Verstappen verhindert, dass Pérez in der WM-Wertung auf Platz zwei springt. Das ist natürlich eine Klatsche für "Checo" Pérez und zeigt den grenzenlosen Egoismus des zweimaligen Weltmeisters.
Das verwundert die Formel-1-Kenner nicht, deswegen ist Max Verstappen am Ende auch so gut. Wir sind alle gespannt, ob er sein Versprechen, in Abu Dhabi Teamplayer sein zu wollen, einhalten wird.
"... sonst wird das nichts mit Platz zwei für Pérez"
Ich gehe davon aus, dass er versuchen wird, Abu Dhabi von der Spitze aus zu gewinnen. Wenn Pérez dann auf Platz zwei liegt, wird er einem Tausch vielleicht zustimmen - ansonsten aber nicht. Pérez muss in Abu Dhabi also auf jeden Fall direkt hinter Max Verstappen sein, sonst wird das nichts mit Platz zwei in der Fahrer-WM.
Wir sehen: Es ist noch viel, viel Feuer drin in der nächsten Woche. Wir gehen in das vorerst letzte Formel-1-Rennen von Mick Schumacher, was ein großer Wermutstropfen ist.
Als Betrachter tut das einem sehr weh, weil nach zwei Jahren das erste Kapitel von Mick Schumacher in der Formel 1 erst einmal unschön endet.
Felix Görner


