Sie galt als Jahrhunderttalent, jetzt will sie liefern: Nach der Unruhe in der Vorbereitung strebt Emily Bölk mit dem deutschen Team bei der Handball-EM nach einer Medaille.
Emily Bölk befindet sich im Tunnel. Die Enttäuschungen der Vergangenheit? Verarbeitet. Die Unruhe in der Vorbereitung? Abgehakt. "Meine Aufgabe sehe ich jetzt darin, dass wir uns auf die Europameisterschaft fokussieren", sagt Deutschlands bekannteste Handballerin im Interview mit dem "Sport-Informations-Dienst": "Das zählt in den kommenden Tagen."
Tagelang waren die Vorwürfe psychischer Gewalt DAS Thema im deutschen Frauen-Handball - mit dem imponierenden 31:20 (17:12) im EM-Härtetest gegen Ungarn rückte nun das Sportliche wieder in den Vordergrund.
"Wir haben Bock auf Handball", sagt Bölk voller Vorfreude auf das am Wochenende beginnende Turnier. In der Generalprobe gegen Rumänien am Mittwoch (18 Uhr) wolle das deutsche Team "an die Leistung vom Montag anknüpfen, um das gute Gefühl mit in Richtung EM-Auftakt gegen Polen zu nehmen".
Dieses gute Gefühl dürfte am Ende ausschlaggebend sein. Vor allem bei DHB-Kapitänin Bölk. Seit Jahren jagt die Tochter von Weltmeisterin Andrea Bölk ihrem Medaillentraum nach, doch selten standen die Vorzeichen ähnlich gut wie in diesem Jahr.
Mit dem neuen Bundestrainer Markus Gaugisch, der beim DHB das Sieger-Gen von European-League-Sieger Bietigheim implementieren soll, scheint die Chemie zu stimmen. Gleich sechs Legionärinnen sorgen für zusätzliche Qualität.
DHB-Frauen zuletzt zweimal nur Siebter
"Es ist spürbar, dass die internationale Erfahrung, die viele Spielerinnen mittlerweile sammeln, uns enorm stärkt", sagt Bölk, die ihr Geld seit 2020 in Budapest verdient. Man sei nicht der Top-Favorit, so die 24-Jährige: "Wir sind aber die vergangenen Jahre einen guten Weg gegangen, den wollen wir weitergehen."
Wohin der führen soll, ist klar. Nach zwei siebten Plätzen bei WM und EM zuletzt soll nun (endlich) der entscheidende letzte Schritt hin zu den Finalspielen gelingen. Der Medaillentraum sei "bei uns allen da", beteuert Bölk mit glänzenden Augen: "Wenn ganz viel zusammenkommt, ist viel möglich."
Viel wird dabei von Bölk abhängen. Rund um die Heim-WM 2017, Bölk war damals 19 Jahre alt, wurde sie als "Jahrhunderttalent" gepriesen. Die Tochter der Weltmeisterin von 1993 galt als Versprechen für Titel und Triumphe. Fünf Jahre später wirkt Bölk gereift und vor ihrem siebten (!) Großturnier mit der DHB-Auswahl bereit, ihren Teil des Versprechens einzulösen.
Als sogenannte Shooterin ist Bölk für die einfachen Tore aus dem Rückraum zuständig. Ihre Wurfkraft aus der zweiten Reihe und ihre Power im Positionsangriff werden vonnöten sein, wenn es in den entscheidenden Spielen gegen die Topteams ans Eingemachte geht.