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Alarmierender Langlauf-Report: "Wir waren nicht gut genug"

Sorgen in Norwegen nach Therese Johaugs Langlauf-Abschied
Sorgen in Norwegen nach Therese Johaugs Langlauf-Abschied
Foto: © IMAGO/JOHANNA LUNDBERG
18. Oktober 2022, 10:44
sport.de
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Alarmstimmung in Norwegen: Ein am Wochenende veröffentlichter Report stellt der Langlauf-Nation ein vernichtendes Zeugnis aus - und entwirft ein düsteres Zukunftsszenario.

Für Norwegens Langlauf-Verband kam das Saisonende 2021/2022 einer Zäsur gleich: Therese Johaug, viermalige Goldmedaillengewinnerin bei Olympischen Winterspielen und mit 100 Siegen im Weltcup dekoriert, beendete ihre schillernde Laufbahn.

Das große Problem aus norwegischer Sicht: Eine Nachfolgerin ist weit und breit nicht in Sicht. 

Johaugs Teamkolleginnen enttäuschten bei Olympia in Peking durch die Bank. Lediglich Heidi Weng sorgte im Weltcup für den ein oder anderen Achtungserfolg.

Das Leistungsloch hinter der absoluten Weltspitze im Langlauf der Frauen ist in Norwegen bereits seit Jahren ein Thema. Ein am Sonntag in Oslo veröffentlichter Situationsbericht, der auf Interviews mit 60 aktuellen und ehemaligen Aktiven - darunter auch Johaug - basiert, legt den Finger nun noch einmal tief in die Wunde.

Norwegens Langlauf "nicht in einer Krise, aber ..."

"Besonders beunruhigend ist, dass der Weg nach ganz oben und in die Weltklasse weiter geworden ist", sagte der renommierte Sportwissenschaftler Öyvind Sandbakk von der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens, der maßgeblich an der Erstellung des alarmierenden Reports beteiligt war.

Die Arbeit im norwegischen Verband im Hinblick auf den Frauen-Langlauf sei zuletzt "miserabel" gewesen, kritisierte Sandbakk. "Wir waren nicht gut genug, was die Frauen angeht. Es gibt dort so viele Medaillen zu gewinnen."

"Wir stecken nicht in einer Krise", ergänzte der Experte, "aber es wäre nicht überraschend, wenn wir in Sachen Ergebnisse ein sehr schwieriges Jahr bei den Frauen vor uns hätten."

Nicht nur ein Langlauf-Problem?

Sandbakk erarbeitete gemeinsam mit einer Kommission Vorschläge, um die Missstände zu beheben.

Demnach solle der Norwegische Skiverband unter anderem einen Sport-Manager einstellen sowie tiefgreifende Reformen in Sachen Nachwuchs- und Trainerausbildung vornehmen.

Auch frauenspezifische Gesundheitsthemen, Bereiche wie die Vereinbarung von Sport und Studium oder Unterstützung dabei, während der Karriere Kinder zu bekommen, soll der Verband laut Sandbakk und Co. ins Visier nehmen.

Dem Experten zufolge betrifft die Thematik nicht nur die Langlauf-Frauen. "Das ist ein seit den 1990er-Jahren anhaltendes, aber auch wachsendes Problem im norwegischen Top-Sport", sagte Sandbakk.

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