Nach dem Last-Minute-Ausgleich gegen den FC Bayern konnte sich Borussia Dortmund am Samstagabend beinahe als Sieger des Topspiels fühlen. Am Ende gab es trotzdem nur einen Punkt gegen die Münchner. Laut Ansicht von Ex-Profi Jürgen Kohler hätten es mit einem anderen Torwart aber auch locker drei Zähler sein können.
"Was wäre, wenn ... ", das hat sich der frühere BVB-Star Jürgen Kohler in seiner "kicker"-Kolumne gefragt. Was also wäre gewesen, wäre Borussia Dortmund mit einem anderen Keeper gegen den FC Bayern angetreten als mit Ersatzmann Alexander Meyer, der erst im Sommer von Zweitligist Jahn Regensburg gekommen war.
"Wenn Manuel Neuer an dem Tag auf der anderen Seite im Tor gestanden hätte, hätte der BVB das Spiel gewonnen. Da bin ich mir sicher", äußerte sich Kohler im Fachmagazin deutlich. Heißt: Auch mit Stammtorwart Gregor Kobel, der in den letzten Wochen verletzt ausfiel und wohl noch nicht die volle Fitness erreicht hatte, um gegen die Münchner aufzulaufen, hätte am Ende möglicherweise ein Sieg gestanden.
Denn Kobel-Ersatz Meyer, bis vor wenigen Wochen noch ohne jede Erfahrung in der Bundesliga, spielte zwar solide, zeigte sich aber nicht als Mann für die ganz besonderen Paraden. Kobel wiederum war im letzten Jahr vom VfB Stuttgart geholt worden, um Bälle wie beim 0:1 und 0:2 zu halten. Dass er dies kann, zeigte der Schweizer bereits eindrucksvoll.
Kohler vermisst "unbedingten Willen" beim FC Bayern
Gegen den FC Bayern sei jedenfalls "mehr drin" gewesen, so Kohler weiter. "Die Dortmunder waren die spielbestimmende Mannschaft in Hälfte eins, auch wenn sie sich selbst keine richtig zwingenden Torchancen erarbeiten konnten", lobte der 57-Jährige den Klub, für den er zwischen 1995 und 2002 auflief.
Das Problem des BVB - und auch der Münchner, für die Kohler ebenfalls aktiv war (1989 bis 1991) - lag für den ehemaligen Abwehrspieler vor allem in der Offensive. "Man hat schon gesehen, dass da zwei Mannschaften aufeinandergetroffen sind, denen auf dem Weg zum Tor zwei Figuren fehlen. Zwei Figuren namens Erling Haaland und Robert Lewandowski", so der Weltmeister von 1990.
Beim deutschen Rekordmeister vermisste Kohler vor allem "diesen unbedingten Willen, den Sieg über die Zeit zu bringen", monierte der damals beinharte Verteidiger, "nicht spielerisch, sondern mit allen Mitteln, die im Fußball erlaubt sind: taktische Fouls weit weg vom eigenen Tor, gute Zweikampfführung, gute Zweikampfhärte." Der FC Bayern hätte sich am Ende "selbst diesen Sieg geklaut".