Wenn die US-Basketballerinnen bei der WM in Australien um Gold kämpfen, spielen sie auch für Brittney Griner. Die 31-Jährige sitzt immer noch in Russland im Knast.
Die Nummer 15 wird nicht vergeben, aber sie ist nicht "retired", wie man in den USA sagt. Die Spielerin, die sie üblicherweise trägt, sitzt im Knast. Ohne Brittney Griner, dann seit 217 Tagen in russischer Haft, kämpfen die US-Basketballerinnen ab Donnerstag in Sydney um WM-Gold.
Und das Schicksal der zweimaligen Olympiasiegerin lastet auf der gesamten Mannschaft.
Aus Solidarität wird bei der Weltmeisterschaft (bis 1. Oktober) in Australien keine Spielerin Griners Rückennummer tragen. "Das ist der erste Weg, sie zu ehren und sie in unseren Gedanken zu behalten", sagte Nationaltrainerin Cheryl Reeve vor dem WM-Auftakt gegen Belgien in der Nacht zum Donnerstag.
Eigentlich werden Nummern nur aus dem Verkehr gezogen, wenn verdiente Sportlerinnen und Sportler ihre große Karriere beenden. Doch Griner hatte keine Wahl. Die langjährige Spielerin von Phoenix Mercury wurde aus dem Verkehr gezogen, nach ihrer Festnahme am 17. Februar am Moskauer Flughafen Sheremetyevo, da Sicherheitskräfte in ihrem Gepäck Vape-Kartuschen mit Cannabis-Öl gefunden hatten.
Griner wegen Drogenschmuggels verurteilt
Mittlerweile ist die 31-Jährige, die in der WNBA-Pause für die russische Mannschaft UMMC Jekaterinburg auflief, wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Alleine weilt Griner im Gefängnis, während ihre Mitspielerinnen im 14.500 Kilometer entfernten Sydney irgendwie versuchen, den Fokus auf das Sportliche, das vierte Gold nacheinander, zu richten - und trotzdem immer wieder an Griners Geschichte zu erinnern.
WNBA-Star Breanna Stewart betonte, es sei "eines der wichtigsten Dinge, die wir tun können, eine Goldmedaille für sie zu gewinnen". Wie Reeve erklärte, hätten ihre Spielerinnen mit Griner per E-Mail kommunizieren können und ihr "Botschaften der Zuneigung, Unterstützung und Stärke" geschickt. "Wir versuchen, für sie stark zu bleiben und tun, was wir können", sagte Reeve, die Griner als "sanfte Seele voller Liebe" beschrieb. Griner sei "ein so großer Teil unseres Lebens, es ist eine Herausforderung."
Ukraine-Krieg sorgt für zusätzliche Brisanz
Besonders nach dem Rücktritt von Starspielerin Sue Bird wäre Griner, die 2021 in Tokio mit dem Team Olympia-Gold gewonnen hatte, ein integraler Baustein für Reeve gewesen. Doch die Tragödie ist weniger eine sportliche als eine menschliche. Parallel laufen die Anstrengungen, Griner auf freien Fuß zu bekommen, auf Hochtouren. US-Präsident Joe Biden, der zuletzt Griners Ehefrau Cherelle im Weißen Haus empfangen hatte, hat die Unterstützung der Regierung zugesichert.
Im Lichte des Ukraine-Kriegs und des äußerst angespannten Verhältnisses zwischen den USA und Russland sind die Verhandlungen ein heikles Unterfangen, ein Gefangenenaustausch ist bereits im Gespräch.
Bis es irgendwann soweit ist, können Griners Teamkolleginnen jedoch nur so gut wie möglich Basketball spielen und ihre Stimme erheben. Oder wie Stewart sagte: Es gehe darum, "das Momentum, das wir haben, fortzuführen, um sicherzustellen, dass sie immer im Scheinwerferlicht steht, bis sie zu Hause ist". Nur wann das sein wird, weiß niemand.