Die Rufe nach einer Wachablösung im Sturmzentrum von Borussia Dortmund werden spätestens nach dem Derby gegen den FC Schalke 04 lauter. Während Neuzugang Anthony Modeste erneut enttäuschte, avancierte Youngster Youssoufa Moukoko mit seinem Siegtreffer zum Helden.
Die gegensätzlichen Leistungen der beiden Angreifer befeuerten die Debatten um die Nummer eins in vorderster Front. Was spricht für einen Stürmerwechsel beim BVB? Was dagegen? Eine Erörterung.
Die Ausgangssituation
Im November 2020 wurde Moukoko mit 16 Jahren und einem Tag zum jüngsten Bundesliga-Debütanten der Geschichte. Beinahe zwei Jahre und einen Rekord als jüngster Derby-Torschütze später stand der hochveranlagte Angreifer erst vier Mal in der Dortmunder Startelf.
Dass Moukoko auch im Revierderby erneut nur von der Bank kam, führte beim Youngster zu großer "Wut im Bauch, weil ich von Anfang an spielen wollte". Das erklärte der Derbyheld gegenüber "Sky". Wird Moukoko nach der Länderspielpause erhört und kommt zu seinem fünften Startelfeinsatz in der Bundesliga? Oder genießt Modeste weiterhin das Vertrauen von BVB-Trainer Edin Terzic?
Das spricht für Youssoufa Moukoko
Der 17-Jährige strahlte besonders gegen Schalke die spielentscheidende Torgefahr aus. In nicht einmal einer halben Stunde produzierte Moukoko gleich vier Torschüsse - doppelt so viele wie Modeste in den 64 Minuten zuvor. Der Franzose braucht in dieser Saison im Schnitt 42 Minuten für einen Torschuss, Moukoko nur 26. Berücksichtigt werden muss hier, dass der Youngster seine Statistik alleine im Derby deutlich aufpolierte.
Nichtsdestotrotz profitierte das Spiel des BVB von der Unbekümmertheit des gebürtigen Kameruners. "Manchmal muss mich Edin auch bremsen", verriet er "Sky". Terzic selbst lobte seinen Schützling, gegen Schalke war Moukoko "genau da, wo wir ihn haben wollen", erklärte der Trainer.
In den letzten Wochen sei der Youngster jedoch "zu wild und ein bisschen zu verkopft" gewesen. Der Großteil seiner Joker-Auftritte (mit Ausnahme des Siegs in Freiburg) verlief nicht zufriedenstellend. Das Blatt wendete sich im Derby gegen Schalke 04.
BVB-Spiel mit Moukoko variabler
"Er ist richtig nah dran und gibt Gas im Training", versicherte Sportdirektor Sebastian Kehl gegenüber "Sport1": "Mouki hat sich natürlich seine Chance verdient und wird sie auch bekommen."
Der Youngster dürfte in jedem Fall neue Frische in die Mannschaft bringen. Gleichzeitig wird das Dortmunder Spiel mit dem Spielertyp Moukoko variabler. Neben seinem Tempo und tiefen Läufen stellte der Angreifer am Wochenende auch bislang ungeahnte Kopfballstärke unter Beweis.
Nach sieben Spieltagen ist Moukoko mit nun zwei Saisontreffern bester BVB-Schütze. Es ist eine Statistik, die kein gutes Licht auf die Dortmunder Offensive im Allgemeinen wirft - und im Speziellen auf Modeste.
Das spricht für Anthony Modeste
Auch wenn oder gerade weil der Franzose in der Bundesliga nur für die Mittelklasse-Klubs Hoffenheim und Köln auf Torejagd ging, stehen in 196 Spielen bärenstarke 100 Torbeteiligungen zu Buche. Von dieser Erfahrung kann auch der BVB profitieren.
Dass Modeste längst nicht in jedem Umfeld funktioniert, dürfte ebenfalls bekannt sein. Selbst bei seinem Herzensklub Köln brachte der Angreifer seine unbestreitbaren Qualitäten unter den falschen Trainern (Beierlorzer, Gisdol) nicht auf den Rasen.
Der "Wohlfül-Fußballer" Modeste braucht daher auch in Dortmund eine gewisse Startzeit, um vollumfänglich auf Touren zu kommen. Edin Terzic gilt wie Steffen Baumgart, unter dem Modeste eine Renaissance erlebte, ebenso als Menschenfänger, dem in jedem Fall zuzutrauen ist, seinen Angreifer in die Spur zu bringen.

Obwohl die ausbleibenden Tore des Franzosen alles überlagern, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Modeste eine wichtige Rolle im Gegenpressing der Dortmunder spielt. Von allen BVB-Akteuren hat der 34-Jährige die beste Tacklingquote (57 Prozent), sogar weit vor Defensivmann Nico Schlotterbeck (48 Prozent).
Für Modeste spricht außerdem der kommende Gegner der Schwarz-Gelben. Am Samstag, den 01. Oktober reist der BVB zum Auswärtsspiel nach Köln. Gegen seinen Ex-Klub dürfte Modeste besonders motiviert und gewillt sein, seinen Platz in der Startelf zu verteidigen.
Die Perspektive
Die Dortmunder Verantwortlichen haben Modeste bewusst nur mit einem Einjahresvertrag ausgestattet. Zum einen rechnet der BVB spätestens zur kommenden Saison wieder mit Haller - womöglich sogar schon im Winter. "Ich hatte den Januar einfach mal genannt. Wir hoffen, dass er irgendwann in der zweiten Hälfte zum Team stößt", sagte Kehl über den an Krebs erkrankten Ivorer, der zwischen seinen Zyklen sogar dosiert trainiert.
Zum anderen wäre eine langfristige Modeste-Verpflichtung ein fatales Zeichen an Moukoko gewesen, dessen Arbeitspapier im kommenden Sommer ausläuft. Die Gespräche mit dem Juwel laufen, eine Verlängerung ist allerdings noch nicht fix.
Kehl ist dennoch optimistisch: "Wir sind weiterhin der richtige Klub für ihn. Beide Parteien wissen, was sie voneinander haben." Die langfristige Perspektive spricht also auf jeden Fall für Moukoko. Und nach dem Derby-Hoch womöglich auch schon die kurzfristige.
Tom Kühner





























