Formel-1-Rennstall Haas hat am Montag mit der Bekanntgabe, Antonio Giovinazzi in der laufenden Saison gleich zweimal in einem offiziellen Training einzusetzen, für durchaus Aufregung gesorgt. Für Stammfahrer Mick Schumacher, dessen Vertragssituation weiter ungeklärt ist, war das sicher keine allzu gute Nachricht, meint Ex-Pilot Norbert Haug.
Antonio Giovinazzi übernimmt für je eine Trainingssession in Italien und in den USA die Cockpits von Mick Schumacher und Kevin Magnussen. Die offizielle Begründung von Haas-Teamchef Günther Steiner: "Ferrari wollte Antonio etwas Fahrzeit in einem aktuellen Formel-1-Auto an einem Rennwochenende geben und wir waren natürlich gerne bereit, zu helfen."
Eine Entscheidung, die beim einstigen Motorsport-Chef von Mercedes Norbert Haug für Kopfschütteln sorgt. "Jeder Kilometer, den ein Fahrer nicht bekommt, der hilft ihm nicht am Rennwochenende", so der 69-Jährige bei "Sky". Der Rennstall, der in der Konstrukteurswertung auf Rang sieben liegt, hätte es jedoch "nötig", sich mehr "auf die eigenen Fahrer zu konzentrieren".
Giovinazzi blickt auf insgesamt 62 Starts in der Königsklasse zurück. Obwohl er zuletzt für Dragon-Penske in der Formel E zum Einsatz kam, wurde das Band zur Formel 1 nach seinem Aus bei Alfa Romeo Ende 2021 nie endgültig zerschnitten, da Giovinazzi bei Ferrari als Reservefahrer gelistet ist. Haas ist ein Ferrari-Kunde und will jetzt auf die Erfahrung des Italieners setzen.
"Wer so etwas kann, der ist sicher kein untalentierter Hinterherfahrer"
Zugleich könnte Haas den Italiener als eine Art Druckmittel auf Mick Schumacher nutzen, so die Kritik des Ex-Rennfahrers. Schumacher kämpft derzeit um einen Anschlussvertrag. Sein Teamchef Günther Steiner hatte unlängst als Anforderung ausgegeben, dass der 23-Jährige mehr Punkte einfahren müsse.
Norbert Haug hierzu: "Wenn ich auf der einen Seite sage, ich erwarte mehr Punkte, dann muss ein Fahrer auch sagen können, ich erwarte mehr Übung." In Spielberg habe sich Schumacher ein Rennen "auf Augenhöhe mit einem siebenfachen Weltmeister" (Lewis Hamilton, Anm. d. Red.) geliefert. "Wer so etwas kann, der ist sicher kein untalentierter Hinterherfahrer."
Zudem wünscht sich Haug mehr Unterstützung innerhalb des Teams für den Sohn von F1-Ikone Michael Schumacher. "Ein Fahrer ist ein Rennpferd und kein Ackergaul. Man muss ihm Mut zusprechen."


