Nach drei Spielen wartet Simon Terodde noch auf seinen ersten Saisontreffer. Der Aufstiegs-Garant des FC Schalke 04 avancierte am vergangenen Wochenende als zweifacher Elfmeter-Fehlschütze gar zur tragischen Figur. Kritiker, die dem Routinier schon länger vorhalten, für die 1. Liga nicht das nötige Rüstzeug mitzubringen, fühlen sich bestätigt. Zu Recht?
Es passte zu diesem gebrauchten Tag, dass die Redaktion des "Aktuellen Sportstudios" ihren Gast fälschlich als "Simon Terrode" ankündigte, doch der glücklose Torjäger von Schalke 04 hatte seinen Humor am Samstagabend längst wiedergefunden.
Also scherzte Simon Terodde über seine WM-Chancen, behauptete, dass er sich "für die K.o.-Spiele plus Elfmeterschießen nicht qualifiziert" habe - und redete sich so den Frust über seine Fehlschüsse beim 0:0 in Wolfsburg von der Seele.
"Ich bin verantwortlich, dass wir nicht gewonnen haben. Das ist leider so", gab der 34-Jährige ehrlich zu - und bestätigte damit die ewigen Zweifler, die ihm einfach nicht zutrauen wollen, auch im deutschen Oberhaus regelmäßig treffen zu können.
In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit hatte er einen Elfmeter gegen VfL-Torhüter Koen Casteels vergeben. Und auch den zweiten Versuch - der Strafstoß wurde wiederholte, weil Casteels die Torlinie verlassen hatte - verwandelte Terodde nicht: "Oft bin ich als Mittelstürmer der gefeierte Held. Heute tut es weh, richtig weh."
Teroddes Tore verhalfen FC Schalke zum Aufstieg
Er versuche immer, "Verantwortung zu übernehmen", sagte Terodde und gab zu: "Ich bin richtig enttäuscht. Aber es gibt sicherlich Möglichkeiten, das wieder gutzumachen."
Das sehen offenbar auch seine Mitspieler so, er habe viele "aufmunternde Worte bekommen von meinen Mannschaftskollegen, die nehmen mir das nicht krumm", berichtete der Routinier.
Denn auch die werden wissen, dass sie ohne Teroddes Treffer in der vergangenen Saison nun höchstwahrscheinlich nicht in der Bundesliga spielen würden. 2021/22 hatte Terodde S04 mit 30 Toren zum Aufstieg geschossen.
Eine Etage höher will es beim gebürtigen Bocholter allerdings zum wiederholten Male nicht so recht hinhauen. Auch im vierten Anlauf droht Terodde nach den ersten Eindrücken, das Stigma des ewigen Zweitliga-Knipsers nicht abschütteln zu können.
Neuer Stil des FC Schalke kommt Terodde nicht entgegen
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der FC Schalke unter dem neuen Trainer Frank Kramer ganz anders spielt als im Aufstiegsjahr. Der extrem laufintensive Stil, bei dem eine kompakte Defensive wichtiger ist als Dauerdruck nach vorne, kommt Terodde eher nicht entgegen.
In den drei bisherigen Begegnungen gegen Köln (25% Ballbesitz), Gladbach (32%) und Wolfsburg (28%) hatten die Königsblauen vergleichsweise selten das Spielgerät und kamen stets auf weniger Torschüsse als der Gegner. Ein Beleg für die erschwerten Umstände, unter denen Strafraum-Spezialist Terodde in der 1. Liga arbeiten muss.
Seine unbestrittenen Abschluss-Qualitäten, speziell mit dem Kopf, kamen bei bislang nur sieben Eckbällen ebenfalls kaum zur Geltung. Und selbst, als sich ihm gleich doppelt die Chance vom Elfmeterpunkt bot, ließ Terodde die Gelegenheit, seine Kritiker zu widerlegen, liegen.
Die "WAZ" berichtete bereits von einer "leisen Diskussion" um den Angreifer, der es in 61 Bundesliga-Auftritten auf zehn Treffer bringt. Zum Vergleich: Im Unterhaus sind es 172 Tore in 283 Partien.
Terodde angeblich wieder voll belastbar - oder doch nicht?
In den Sozialen Medien ist die Diskussion um Teroddes Erstliga-Tauglichkeit jedenfalls schon wieder in vollem Gange.
"Das Witzige bei Terodde ist doch, dass du ihn morgen zu Sandhausen transferieren könntest und er würde die mit 36 Saisontoren in die Bundesliga schießen", schrieb Twitter-Nutzer Marcel. Der User Jan stellte fest: "Es gibt Gründe, weswegen Terodde es bisher nie in der Bundesliga gepackt hat."
Zugutehalten müssen dem 34-Jährigen aber selbst die Zweifler, dass der neue Spielstil und die komplizierte Saison-Vorbereitung - Terodde war wegen muskulärer Probleme mehrere Wochen ausgefallen - nunmal nicht so einfach wegzustecken sind.
Obwohl er laut eigener Aussage wieder voll belastbar ist, ging der Zielspieler zuletzt zwei Mal Mitte des zweiten Durchgangs vom Feld. Laut "kicker" lag dies daran, dass die Schalker Verantwortlichen bereits bei kleineren Beschwerden deutlich vorsichtiger agieren wollten, um nichts zu riskieren.
Mehr dazu: Trotz "Topfit"-Aussage: Darum fehlt Terodde so oft
Noch dürfte es daher zu früh sein, Terodde seinen ungeliebten Stempel wieder aufzudrücken. Andererseits: Allzu lange sollte der Stürmer mit seinem ersten Saisontreffer nicht mehr warten, schließlich scharrt Konkurrent Sebastian Polter im Hintergrund schon mit den Hufen.
Andernfalls drohen die momentan vorsichtig aufkeimenden Zweifel zu einer größeren Belastung zu werden - nicht nur für Terodde, sondern auch für den FC Schalke 04.
Heiko Lütkehus (Mit "AFP"-Material)




























