Erst ein erlösender Schrei, dann ein ganz tiefes Durchatmen und ein gezielter Blick zu seiner Familie auf der Tribüne: Bei seiner "EM dahoam" darf Lukas Dauser weiter von seinem ersten europäischen Titel träumen. Dem Olympia-Zweiten aus Unterhaching gelang am Barren eine nahezu perfekte Übung, am Sonntag ist der 29-Jährige im Medaillenkampf mittendrin statt nur dabei.
Die 14,766 Punkte an seinem Paradegerät trugen auch dazu bei, dass die deutsche Riege in der Münchner Olympiahalle in der Qualifikation auf den siebten Platz kam und damit das Teamfinale am Samstag erreichte.
Mit der Entscheidung im Einzel-Mehrkampf hatten die Gastgeber der European Championships allerdings nichts zu tun. Die Goldmedaille sicherte sich Joe Fraser aus Großbritannien vor den beiden Türken Ahmet Onder und Adem Asil. Dauser belegte am Ende den neunten Platz.
"Hero de Janeiro" patzt doppelt
Allerdings: Perfekt war der Auftritt des Quintetts des Deutschen Turner-Bundes (DTB) beileibe nicht. Insbesondere Andreas Toba hatte nicht seinen besten Tag erwischt. Der Routinier aus Hannover musste die Landung seines Sprungs mit der Hand abstützen. Auch am Barren wirkte der "Hero de Janeiro" unsicher, beschwerte sich aber anschließend über einen scheinbar nicht sorgfältig fixierten Holm.
Und auch am Reck verpasste der 31-Jährige nach einem Sturz den Endkampf. Noch im vergangenen Jahr hatte Toba bei den europäischen Titelkämpfen in Basel am "Königsgerät" die Silbermedaille gewonnen, sein erstes internationales Edelmetall überhaupt.
Dauser wirkte ebenfalls nicht an allen Geräten sicher, hielt aber in den entscheidenden Momenten die deutsche Mannschaft in der Spur. Zweiter deutscher Finalist wird am Sonntag Nils Dunkel sein. Der Erfurter erturnte sich sein Mitwirken in der Entscheidung am Pauschenpferd durch Rang sechs im Vorkampf.