Sébastien Haller war das finale Puzzleteil, mit dem die BVB-Verantwortlichen rundum zufrieden in die Saison starten wollten. Nach dessen Krebs-Diagnose, die bei Borussia Dortmund für große Bestürzung gesorgt hat, muss Trainer Edin Terzic nun vorerst auf interne Alternativen setzen, mit denen er den Ausfall kompensieren kann.
Es war die Schocknachricht im Trainingslager des BVB: Bei Neuzugang und Wunschstürmer Sébastien Haller wurde ein Hodentumor entdeckt. Ausfallzeit: ungewiss.
Während Edin Terzic im bestehenden Kader nach Lösungen sucht, geisterten beinahe ein Dutzend prominenter Namen - unter anderem Luis Suárez oder Edinson Cavani - durch das Ruhrgebiet. Der BVB will das Thema allerdings "seriös" angehen und nicht überstürzt auf dem Transfermarkt zuschlagen.
Erste Überlegungen werden zwischen Sportdirektor Sebastian Kehl, Cheftrainer Edin Terzic und Geschäftsführer Hans-Joachim intern bereits diskutiert, man bereite "verschiedene Szenarien" vor. Angesichts der Ausfallzeit von "definitiv" ein paar Monaten, wie Kehl am Mittwoch bestätigte, eine logische Konsequenz. Der Ex-Kapitän verwies allerdings auch auf die hervorragenden "Möglichkeiten", die Terzic schon jetzt zur Verfügung stehen, um den Ausfall von Haller zu kompensieren.
4-2-3-1 oder 3-5-2? Terzic testet Alternativen
Trainer Terzic hat seine Ideen bereits in den Testspielen gegen den FC Valencia (1:3) und Villarreal (0:2) dargeboten. "Wir messen unsere Stürmer nicht nur daran, wie viele Tore sie erzielen, sondern wie wichtig sie für die Mannschaft sind", hatte der alte und neue Cheftrainer betont.
In den 90 Minuten gegen Valencia begann Youssoufa Moukoko im gewohnten 4-2-3-1 als einzige Sturmspitze, riss mit seiner Dynamik immer wieder Löcher für Mitspieler wie Karim Adeyemi (Rechtsaußen), Marco Reus (offensives Mittelfeld) und Thorgan Hazard (Linksaußen). Doch ähnlich wie bei seinen Kollegen ließ der Elan Moukokos nach dem Seitenwechsel deutlich nach. Das einzige Tor der Borussen kam durch einen verwandelten Elfmeter von Reus (51. Minute) zustande.
Gegen den FC Villarreal, den CL-Halbfinalisten von 2022, stellte Terzic um: Dreierkette und zwei Spitzen, sprich 3-5-2. Donyell Malen und Adeyemi bildeten die Doppelspitze, überzeugten mit ihrer Geschwindigkeit und waren an einigen Torchancen beteiligt. "Da haben wir etwas ausprobiert, wollten Räume öffnen und sind da etwas mehr auf das Tempo gegangen", so Terzic vor dem Pokalspiel des BVB.
Dem BVB fehlen die Tore in der Vorbereitung
In der Folge herrschte dann wieder Flaute im Offensivzentrum. Nach gut einer Stunde wurden die beiden durch die Youngster Moukoko und Jamie Bynoe-Gittens ersetzt, die ebenfalls erfolglos blieben. Aus dem Spiel heraus erzielte der BVB erneut kein Tor.
Erstes Fazit: Ernsthafte Alternativen zu Mittelstürmer Haller gibt der Kader nicht her. Der immer noch blutjunge Moukoko hat den entscheidenden Sprung noch nicht geschafft. Dennoch steigen dessen Einsatzchancen durch den Haller-Ausfall. Bislang stehen 37 Spiele in seiner BVB-Vita zu Buche, nur in fünf davon stand er in der Startelf.
Adeyemi und Malen im Kollektiv?
Schaut Edin Terzic ganz tief ins BVB-Archiv, wird er auch einige Einsätze seines Kapitäns als Mittelstürmer finden: Marco Reus bekleidete diese Position sogar einmal in der vergangenen Saison an der Seite von Thorgan Hazard, blieb gegen den 1. FC Köln allerdings torlos.
Als wahrscheinlichste Lösung erscheint aktuell jedoch die Doppelspitze aus Adeyemi und Malen. Beide kennen diese Position von ihren ehemaligen Klubs. Adeyemi lief in der Vorsaison bei RB Salzburg durchgehend in diesem System auf - und das höchst erfolgreich: 18 Treffer erzielte der deutsche Nationalspieler allein vor der Winterpause, konnte diese Quote im zweiten Halbjahr allerdings nicht mehr halten.
"Donny" Malen war in seiner Zeit bei der PSV Eindhoven (2018-2021) größtenteils als Mittelstürmer im Einsatz und nicht etwa wie beim BVB auf dem Flügel. 46 seiner 55 Tore in dieser Zeit schoss Malen als Mittelstürmer - entweder als alleiniger oder an der Seite eines zweiten Angreifers.
Edin Terzic blieb vor dem ersten Pflichtspiel der Saison gegen 1860 München derweil betont wage. Der Cheftrainer hob aber zugleich hervor, dass man in der Vergangenheit auch ohne einen echten Mittelstürmer beim BVB Erfolg hatte.
In Moukoko habe man etwa "einen der talentiertesten deutschen Kicker" in den Reihen. Auch ein Thorgan Hazard habe schon in der Sturmspitze gute Spiele abgeliefert. "Wir werden weiter ausprobieren. Wie wir am Freitag ausprobieren, werdet ihr dann sehen."
Lars Wiedemann































