Rafael Nadal wird in seiner beeindruckenden Karriere immer wieder von Verletzungen begleitet. Bei den French Open reagierte der Tennis-Star durch eine besondere Behandlung auf die schlimmen Schmerzen. Ein Doping-Experte fordert deshalb Antworten vom Spanier.
Rafael Nadal leidet am Müller-Weiss-Syndrom. Durch die degenerative Erkrankung des Kahnbeins kommt es zu einer Deformierung dieses Knochens im Mittelfuß. Im Rahmen der French Open soll sich der Tennis-Profi einer Spritz-Therapie unterzogen haben.
Der französische Radsportler Guillaume Martin brachte Nadal daraufhin mit einem möglichen Dopingvergehen in Verbindung. Die Behandlung sei in seinem Sport "einfach verboten", meinte der Franzose, der laut eigener Aussage aufgrund von Verletzungen zwei Jahre seiner Karriere verlor, weil er sich - anders als Nadal - eben nicht fitspritzen lassen konnte.
Der Nürnberger Pharmakologe Fritz Sörgel hat sich nun gegenüber "Sport1" zum Fall geäußert. "Mich überrascht nach wie vor, dass er nicht angibt, was in den Spritzen drin ist", sagte der Doping-Experte dem TV-Sender: "Wenn es etwas ist, was auf der WADA-Liste steht, er es aber für seinen angeblich kranken Fuß braucht, dann muss er ja eine TUE haben, eine Ausnahmegenehmigung. Da wird die Diagnose geprüft. Dann kann er das doch sagen. Es ist dann doch kein Medikament, das ein schlechtes Licht auf ihn wirft."
Seine Gegner und die Öffentlichkeit müssten das wissen dürfen, meinte Sörgel: "So verstehe ich den Umgang mit Arzneimitteln bei Leistungssportlern. Jeder und die Öffentlichkeit kennt die Mittel des anderen, sonst ist es doch kein fairer Wettkampf mehr. Warum darf die Öffentlichkeit von so wirklich Privatem wie dem Müller-Weiss-Syndrom wissen, nicht aber wie er es behandelt?"
"Ich finde das ein bisschen schade"
Personen des öffentlichen Lebens, "die zig Millionen verdienen, weil sie Ungewöhnliches leisten", könnten sich bei einer solchen Debatte "nicht einfach auf ihre Privatsphäre berufen". Stattdessen müssten sie "die spezielle medizinische Situation erklären, die das ermöglicht", meinte Sörgel.
Ein Sportler, "der seinen Sport nur noch ausüben kann, weil er sich tonnenweise Medikamente spritzen lässt, der ist aus meiner Sicht schon dazu verpflichtet, zu sagen, wie das geht", sagte der Pharmakologe. Er selbst wundere sich, "dass die internationale Presse darüber nicht so diskutiert. Ich finde das ein bisschen schade".
Zudem stellte Sörgel die Frage, ob "Nadal wirklich noch so ein Vorbild ist, wenn Sport nur noch mit diesen Mitteln stattfinden kann".
Nadal hatte die Spritz-Therapie selbst als riskant bezeichnet und sie für weitere Turniere kategorisch ausgeschlossen.