Happy End oder Neustart? Nach ihrem überraschenden fünften Platz bei den Weltmeisterschaften in Montpellier brauchen die Berliner Paarläufer Minerva Hase und Nolan Seegert Zeit zum Nachdenken
Der letzte Ton des Birdy-Songs "People help the people" war noch nicht ganz verklungen, da brachen die Emotionen aus Minerva Hase und Nolan Seegert heraus. Und wie! Schreie, unkontrollierte Bewegungen - noch einmal waren die deutschen Paarlauf-Meister bei ihrer Kür an die Grenzen gegangen, sowohl physisch als auch psychisch.
Zuviel hatte sich angestaut bei den dreimaligen nationalen Titelträgern, die bei den Weltmeisterschaften in Montpellier auch das Fehlen der Top-Paare aus Russland und China nutzten und überraschend Fünfte wurden. "Aber jetzt hatten wir noch ein wunderschönes Erlebnis, das uns sehr viel bedeutet", sagte Hase.
Grundsätzlich aber wird das Duo "diese Saison nicht in angenehmer Erinnerung behalten", wie Seegert später eher nüchtern sagte. Der 29-Jährige hatte im Februar bei den Olympischen Spielen in Peking eine zehntägige Corona-Quarantäne absitzen müssen. Das nagte an der Form des Sportsoldaten, statt die Top-Ten anzugreifen, kam das Paar nur auf Rang 16.
"Commitment läuft aus": Zukunft noch offen
Wie geht es jetzt weiter für die EM-Achten, die bis auf Weiteres wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine nicht an ihren Haupt-Trainingsort Sotschi zurückkehren können? "Unser vierjähriges Commitment läuft aus", sagte Seegert im besten Manager-Sprech, über eine Verlängerung bis Olympia 2026 in Mailand wird man in den kommenden Wochen miteinander reden.
Die Deutsche Eislauf-Union hofft natürlich darauf, dass ihr Top-Paar die Schlittschuhe noch nicht an den Nagel hängt. "Mein persönlicher Rat wäre, sich erst einmal nur für zwei Jahre festzulegen. Man muss verstehen, dass Nolan mit 29 Jahren auch an sein weiteres Leben nach der Sportkarriere denkt", sagte DEU-Vizepräsident Reinhard Ketterer dem "SID".
Rein körperlich zumindest dürfte Seegert seine Corona-Infektion mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne Langzeitfolgen überstanden haben. Eine diesbezügliche ausführliche medizinische Untersuchung im Vorfeld der Welttitelkämpfe blieb ohne Befund. Nun muss der Kopf entscheiden, ob es auf dem Eis für ihn und seine Partnerin weitergeht.