Der Biathlon-Winter ist Geschichte. Für die Stars aus Deutschland hielt die Saison einige Höhepunkte, aber auch den ein oder anderen Nackenschlag bereit. Olympiasieger Michael Rösch, der seine Skier 2019 an den Nagel hängte, hat die Erfolge nun eingeordnet und eine überraschende Nachricht enthüllt.
Mit vier Einzelsiegen im Weltcup durch vier verschiedene Athlet*innen und dank des Olympiasiegs von Denise Herrmann lieferte die deutschen Biathlon-Stars einen überraschend eindrucksvollen Winter ab. Das sieht auch Michael Rösch so. Der 38-Jährige mahnt aber auch an, dass man sich in einigen Bereichen noch steigern müsste.
Im Vergleich hätte gerade das Männerteam "ein deutlich besseres Bild als vor einem Jahr" abgegeben, urteilt Rösch im Interview mit "Eurosport". Johannes Kühn und Benedikt Doll hätten "aus eigener Kraft" Weltcupsiege gefeiert, Roman Ress und Philipp Nawrath aufhorchen lassen "und dazu kommen junge Athleten wie David Zobel, Philipp Horn oder Lucas Fratzscher nach - das stimmt schon sehr positiv", so Rösch.
Eine treffende Aussage des Experten. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die "jungen" Fratzscher und Horn im kommenden Winter bereits 28 Jahre alt sind und damit eigentlich nicht mehr zu den Startern gehören, die unter Welpenschutz stehen.
Auch Rösch betont, dass "Norwegen, Frankreich oder Schweden" dem DSV im Nachwuchsbereich etwas voraus sind. "Und das aufzuholen braucht Zeit", so Rösch, der seine Karriere ab 2014 im belgischen Team ausklingen ließ. Ansetzen müssten die Herren vor allem bei der Schießleistung, was allerdings Zeit benötigen würde.
Auf dieses Biathlon-Talent setzt Michael Rösch
Die Bilanz der deutschen Frauen falle im Vergleich mit den Männern schlechter aus, so Rösch. Allerdings stünde mit Vanessa Voigt ein absolutes Top-Talent bereit. "Sie hat richtig Potenzial, um nächstes Jahr in die Top Ten im Gesamtweltcup zu kommen", schwärmt der Olympiasieger von 2006. Außerdem "kommen aus den Juniorenbereich Talente, allen voran Lisa Spark, nach".
Dass die Ausbeute der deutschen Damen weniger berauschend ausfällt, dürfte auch an der Verletzung und anschließenden Corona-Infektion von Franziska Preuß liegen. Die 28-Jährige konnte Großteile der Saison nicht mitwirken und war bei den Olympischen Spielen in Peking meilenweit von ihrer Bestform entfernt.
Wie sehr dieser Umstand Preuß zusetzte, zeigt eine Nachricht, die sie Rösch zukommen ließ. "Während der Winterspiele schrieb sie mir, dass sie keine Lust mehr habe und 'Biathlon ein Arsch' ist", enthüllt Rösch.
Preuß haderte allerdings auch öffentlich und gab sich vollkommen ratlos. Der Endspurt der Saison hat dann aber bewiesen, dass sie nach wie vor zur Weltspitze zählt. "Wie sie sich aus dem Tief rausgekämpft hat, war beeindruckend und das zeichnet richtig gute Athleten aus. Wenn sie dranbleibt, ist für sie noch sehr viel drin", schürt Rösch die Hoffnung auf den kommenden Winter.