Für seine Aktion, seinen Instagram-Account ukrainischen Biathlon-Stars zur Verfügung zu stellen, erhielt Erik Lesser in Deutschland viel Lob. Ganz anders sah das laut seinem langjährigen Weggefährten Michael Rösch in Russland aus.
Über 170.000 Menschen, davon rund 30.000 aus Russland, folg(t)en Erik Lesser im sozialen Netzwerk Instagram.
Dass der dreimalige Olympia-Medaillengewinner Anfang März über seinen Account die ukrainische Biathletin Anastasiya Merkushyna und ihren Landsmann Sergiy Stakhovsky ungefilterte Informationen über den russischen Einmarsch in ihrer Heimat verbreiten ließ, war deswegen ein klares Zeichen.
"Das war ein typischer Lesser-Move", lobte der frühere Biathlon-Star Michael Rösch die Aktion bei "Eurosport". "Er hat sich Gedanken gemacht und dann einen Nerv getroffen und ein Zeichen gesetzt, das gerade auch international für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat. Hut ab vor ihm für diese Aktion, auch wenn sie viele Follower gekostet hat - sie hat etwas gebracht und war eine super Sache."
"Kein echter Nachfolger" für Erik Lesser im deutschen Biathlon-Team
Lesser bekam jedoch bei Weitem nicht nur positives Feedback, schilderte Rösch: "Ich habe lange mit ihm darüber gesprochen und was als Reaktion aus Russland kam, war leider teilweise erschreckend. Ob es in dieser Hinsicht etwas gebracht hat, weiß ich deshalb nicht. Denn die Leute dort sind so festgefahren in ihrer Sicht der Dinge. Man muss aber auch sehen, dass die Menschen viel Propaganda ausgesetzt sind. Die international aktiven Sportler wiederum müssten es besser wissen, aber da gibt es auch Angst angesichts der möglichen Konsequenzen."
Für Rösch ist die "herausragende Persönlichkeit" von Lesser, der mit dem Massenstart am Holmenkollen zuletzt seine Biathlon-Karriere beendete, im deutschen Team nicht zu ersetzen.
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"In seiner Rolle als Leitwolf der Mannschaft sehe ich keinen echten Nachfolger. Rein sportlich gibt es genug starke Athleten im Team, aber charakterlich gibt es aktuell keinen wie Erik. Das sind alles super Typen, aber so meinungsstark wie er ist keiner", sagte der Olympia-Goldmedaillengewinner von 2006.
Wie geht es nach der Biathlon-Karriere weiter für Erik Lesser?
Auf Lesser kommt laut Rösch nach dem Abschied vom professionellen Leistungssport nun eine große Herausforderung zu. "Es ist nicht so einfach, ins normale Leben zu finden. Ich finde gut, dass Erik Pläne hat, die er auch schnell umsetzen will. Zuerst macht er aber jetzt in Norwegen noch zwei Woche Urlaub mit seiner Familie und diese Auszeit ist sicher gut für ihn."
Anschließend wird Lesser eine Trainerausbildung starten. "Trainer zu sein ist etwas absolut anderes, das habe ich selbst auch erlebt und ich bin gespannt, wie er damit umgeht. Es ist wie im Fußball: Die besten Fußballer sind ja auch nicht immer die besten Trainer. Da muss sich Erik in eine neue Rolle rein finden. Aber von seiner Persönlichkeit und seinen Erfahrungen her gibt es keinen Besseren", sagte Rösch.