Der russische Staatspräsident und Kriegsführer Vladimir Putin hat jüngst im Moskauer Stadion eine Rede vor Zehntausenden Menschen gehalten. Am Jahrestag der Einverleibung der Halbinsel Krim sprach Putin dabei auch vor zahlreichen Sportlern. Die Beteiligung an der Gala rief bei der ehemaligen Eiskunstläuferin Aljona Savchenko Empörung hervor.
Im Lushniki-Stadion von Moskau nutzte Vladimir Putin die große Bühne, um den Angriffskrieg in der Ukraine zu verteidigen und der Armee für den "heldenhaften" Einsatz zu danken. In der Arena schwenkten seine Zuhörer die russischen Staatsflaggen und Fahnen mit dem Buchstaben Z, der den Zuspruch für die "militärische Spezial-Operation", wie die Invasion in russischen Staatsmedien propagiert wird, bekundet.
Auf die Bühne traten zudem mehrere russische Sportler, darunter auch erfolgreiche Eiskunstläuferinnen und Eiskunstläufer. Für die ehemalige ukrainisch-deutsche Eiskunstläuferin Aljona Savchenko waren dies schockierende Bilder, wie sie im Gespräch mit "Eurosport" bekannte: "Ich war sprachlos, als ich das gesehen habe. Ich konnte kaum meinen Augen trauen."
Aljona Savchenko: "Das ist unmenschlich"
Savchenko reagierte empört über das Verhalten ihrer einstigen Kolleginnen und Kollegen: "Es ist sehr schmerzhaft, was zwischen der Ukraine und Russland passiert. Kinder und Menschen sterben, Länder gehen kaputt - es ist eine Katastrophe. Und diese Sportler feiern das Ganze und unterstützen diese Gala. Das ist unmenschlich."
Allerdings, schob die 38-Jährige ein, wisse sie nicht, "ob sie dahin freiwillig gegangen sind oder nicht. Es gibt Gerüchte, dass sie mussten beziehungsweise dazu gezwungen wurden". Savchenko selbst könne das aus der Ferne betrachtet "leider nicht einschätzen".
Die Olympiasiegerin von Pyeongchang im Paarlauf sorgt sich indes weiterhin um ihre Familie, die noch in der Ukraine weilt. "Meine Familie kommt aus der Region rund um Mariupol. Dort wurde ein Verwandter verletzt. Er ist erst 17 Jahre alt. Die weiteren Familienmitglieder sind in einem Keller, können aber nicht raus."
Savchenko zweifelt an Wirksamkeit der Boykotte
Langsam werden die Vorräte knapp, so Savchenko, die seit Kriegsausbruch mit größten Sorgen leben muss: "Wenn es noch einige Tage so weitergeht, dann werden sie aufgrund mangelnder Ernährung sterben. Es ist eine humanitäre Katastrophe. Meinen Brüdern geht es okay, sofern man das in der aktuellen Situation überhaupt sagen kann. Allerdings dürfen sie zwei Tage lang gar nicht rausgehen."
Der weitestgehende Ausschluss russischer Sportler sei unterdessen absolut richtig, so die heutige Nationaltrainerin der niederländischen Eiskunstläufer. "Ich denke auch, dass noch mehr passieren muss. Dass dort weiter gefeiert und gelacht wird, ist einfach unbeschreiblich. Die Boykotte sind richtig, aber es bleibt fraglich, ob sie wirklich etwas bringen."