Marius Wolf durchlebt bei Borussia Dortmund Höhen und Tiefen. Derzeit fliegen dem einstigen Wechselkandidaten des BVB die Sympathiepunkte eher zu. Für Wolf selbst geht es in den verbleibenden Bundesliga-Spielen derweil um nicht weniger als seine Zukunft in Schwarz-Gelb.
Gegen Arminia Bielefeld durfte er endlich mal wieder den Wolf rauslassen. Beim Torjubel schrie der Flügelspieler alles heraus, was in ihm steckte.
"Unleash the wolf", also "den Wolf von der Leine lassen", heißt es schließlich auch auf seinem Instagram-Kanal, in dem er sich in Anlehnung an seinen Nachnamen seither gekonnt inszeniert. Gegen die Ostwestfalen traf sein Credo tatsächlich einmal wieder zu, zählte er bis zu seiner Auswechslung in der 70. Minute doch zu den besten Spielern auf dem Feld (sport.de-Note 1,5).
In Szene gesetzt hatte sich Marius Wolf nicht nur dank des Siegtreffers. Er war auch Initialgeber zahlreicher weiterer Angriffe der Mannschaft von Cheftrainer Marco Rose und einer der laufstärksten Spieler auf dem Feld. Drei Schüsse aufs Tor zählten die Statistiker auf der einen und 67 Prozent gewonnene Defensivzweikämpfe auf der anderen Seite.
Es war also das Haaland-Double, wie er von so manchem BVB-Fan der Haarpracht wegen schon genannt wird, der in Abwesenheit der Stars für den BVB ablieferte. "Ich habe ja auch fast die gleiche Frisur", gab Wolf selbst nach der Partie zu.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Allzu lange war Wolf eher ein leiser Mitläufer im Dortmunder Rudel und keinesfalls der laute Anführer, den er beim Blick auf den Instagram-Account vermuten lässt.
Favre schickte Wolf zweimal weg aus Dortmund
In nahezu jeder Transferphase der letzten Jahre galt der 26-Jährige als jener Profi im Dortmunder Ensemble, der zu den Streichkandidaten zählte. Zu gering standen die Aktien bei seinen Trainern Lucien Favre und Marco Rose, unter denen er seit seinem Wechsel von Eintracht Frankfurt bei den Schwarz-Gelben spielte.
Überhaupt nicht lief es unter Favre, der ihn 2019 kurz nach Saisonstart erst zur Hertha schickte und dann ein Jahr später nach Köln. Somit war Wolf auch nicht Teil der BVB-Mannschaft, die unter Edin Terzic 2021 den DFB-Pokal gewann. Rose beließ Wolf zwar im Kader, schenkte ihm aber überwiegend nur dann das Vertrauen, wenn wirklich Not am Mann war.
Und so stand der Ex-Frankfurter in der Bundesliga bislang nur im Hinspiel gegen Bielefeld (3:1) die vollen 90 Minuten auf dem Rasen. Im DFB-Pokal durfte er gegen den FC Ingolstadt in der zweiten Runde (2:0) bis kurz vor Spielende auf dem Feld bleiben, ehe er aus taktischen Gründen ausgewechselt wurde.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Hätte Wolf im Rückspiel gegen die Arminia nicht eine Nackenverletzung erlitten, wäre ein zweites Spiel über die volle Distanz sicher hinzugekommen. Kurz vor dem Nachholspiel des BVB gegen Mainz 05 am Mittwoch (18:30 Uhr im Live-Ticker auf sport.de) gab der Schienenspieler immerhin Entwarnung und somit Grünes Licht für einen Einsatz.
Wolf gewinnt an Sympathiepunkten im BVB-Umfeld
Damit Wolf im kommenden Sommer, wenn möglicherweise eine weitere Radikalkur im Dortmunder Kader ansteht, nicht erneut zu den Wackelkandidaten zählt, hat er sich zum wichtigen Lückenfüller aufgeschwungen. Dem gebürtigen Coburger ist es gleichgültig, auf welcher Position er eingesetzt wird. Ob als Rechtsverteidiger oder im Mittelfeld: Wolf lässt in dieser Saison keinen Zweifel daran, dass er alles dafür gibt, seinen bis 2024 gültigen Vertrag erfüllen zu dürfen.
Sein Einsatzwille und seine Laufbereitschaft konnten ihm nur selten abgesprochen werden. Nicht wenige BVB-Fans honorierten daher Wolfs Arbeitseinstellung in den vergangenen Wochen - eine Eigenschaft, die bei all den talentierten Fußballern im Kader eher rar gesät ist.
Und ist man Marius Wolf geneigt zu glauben, wenn er vor der Partie gegen Mainz den Fans verspricht, "100 Prozent" geben zu wollen: "Wir werden Einsatz, Leidenschaft und Wille zeigen und versuchen, die Jungs und Mädels, die sich das Spiel anschauen werden, mitzureißen."
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Stünden Trainer Rose alle Spieler zur Verfügung, zählt Wolf aufgrund seiner fußballerischen Qualitäten eher nicht zur Stammformation.
Wie plant der BVB mit Marius Wolf?
Solange dem BVB jedoch weiterhin Woche für Woche die vermeintlichen Startelfspieler fehlen, hat Marius Wolf die besondere Gelegenheit, sich kurzfristig für Höheres zu empfehlen. Seine Vielseitigkeit sichert ihm in der aktuellen Saison grundsätzlich schon per se einen Kaderplatz. Dieser könnte womöglich auch über die kommende Transferphase hinaus Bestand haben.
Denn für die Kaderplaner beim BVB dürfte Marius Wolf ein durchaus wertvolles Puzzleteil bleiben. Nach Jahren der Anlaufschwierigkeiten hat er sich ein höheres Standing innerhalb der Mannschaft erarbeiten können. Zudem fiel er bislang nicht als jener Profi auf, der bei ausbleibenden Einsätzen Ärger macht und das Betriebsklima gefährdet.
Und so hofft man beim BVB darauf, dass sich das "Haaland-Double" auch in den letzten Saisonspielen noch öfter von der Leine lässt.
Gerrit Kleiböhmer



























