Der frühere Tennis-Superstar John McEnroe, der in seiner aktiven Zeit dafür bekannt war, auch mal laut seinen Unmut auf dem Court zu äußern, hat über die Ausraster der heutigen Generation gesprochen und zudem der deutschen Nummer eins, Alexander Zverev, wertvolle Tipps gegeben.
"In den vergangenen Jahren hat er viel an seinem Aufschlag gearbeitet, weil er Probleme mit Doppelfehlern hatte. Insgesamt scheint er das überwunden zu haben", sagte McEnroe gegenüber "Sport Bild" über Alexander Zverev und fügte an: "Aber es wirkt, als sei er im Hinterkopf noch unsicher, ob er mit dem zweiten Aufschlag angreifen sollte oder ihn nur ins Feld spielt. Das beschäftigt ihn."
Zverev setze sich derzeit zu viel unter Druck, analysierte der 63-Jährige, der in seiner Hoch-Zeit in den 80ern sieben Grand-Slam-Turniere im Einzel gewann. "Ich glaube, dass er, wenn er sich am Netz wohler und sicherer fühlen würde, häufiger auch mal nach vorn gehen würde. Er hat gesehen, dass das die anderen Top-Spieler machen. Ich denke, dass er das auch machen muss", gab der US-Amerikaner dem Deutschen einen Ratschlag.
"Es ist leicht, immer nur auf dem Rücksitz zu bleiben, also hinter der Grundlinie. Und natürlich ist es etwas anderes, im Training 130 Aufschläge ohne Doppelfehler zu schlagen als im Match. Da muss er es schaffen, noch besser mit den Nerven und dem Druck klarzukommen", empfahl McEnroe und setzte hinzu: "Er ist aber nah dran."
McEnroe wünscht sich mehr Emotionen von anderen Spielern
Dass Zverev zuletzt in Acapulco seine Wut nach einer Niederlage im Doppel mit seinem Schläger am Schiedsrichterstuhl ausließ, der zudem noch besetzt war, dürfte auch McEnroe nicht entgangen sein, der in seiner Karriere selbst für den ein oder anderen Ausraster sorgte.
"Wenn es darum geht, die Emotionen in die richtigen Bahnen zu lenken, bin ich wahrscheinlich der Falsche", merkte die Tennis-Ikone mit einem Lachen an. "Wenn man seinen Ärger rauslässt, geht es darum, Dampf abzulassen, So bekommt man den Frust aus seinem System raus – das finde ich okay und hilft sogar", erklärte McEnroe und fügte mit Blick auf Zverev an: "Allerdings ist es entscheidend, dass du noch etwas Kontrolle behältst. Denn wenn du komplett außer dir bist, passieren schlechte Dinge."
Grundsätzlich wünscht sich McEnroe, dass alle Spieler mehr Emotionen zeigen. "Das ist viel interessanter und mitreißend,
wenn sie diese offenlegen."




