Patrick Reimer gehörte zu jenen deutschen Eishockey-Nationalspielern, die vor vier Jahren bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang sensationell die Silbermedaille gewonnen haben. Das frühe Aus seiner ehemaligen Kollegen in Peking musste der 39-Jährige aus der Ferne miterleben. Nun hat er deutliche Worte gefunden.
Die DEB-Auswahl war sehr selbstbewusst in das olympische Turnier von Peking gegangen. In einer Gruppe mit den USA, Kanada und China rechneten nicht wenige mit einem ersten oder zweiten Rang, über den man direkt fürs Viertelfinale qualifiziert ist. Doch mit nur einem Sieg, einem knappen 3:2 gegen China, aus den drei Partien erreichte die Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm lediglich Platz drei.
Vorbei war die deutsche Gold-Mission damit noch nicht, bei einem Sieg im Qualifikationsspiel gegen die Slowakei hätte das Viertelfinale erreicht werden können. Doch erneut zeigte die Eishockey-Nationalmannschaft nicht ihr ganzes Können und schied mit einem 0:4 fulminant aus.
"Das 0:4 in der Zwischenrunde gegen die Slowakei war definitiv nicht unser Tag", kommentierte Ex-Nationalspieler Patrick Reimer im "kicker" das bittere Aus der DEB-Auswahl: "Wir sind zu keinem Zeitpunkt ins Spiel gekommen, sie haben uns die Luft zum Atmen genommen, uns so unter Druck gesetzt, dass kein vernünftiger Spielaufbau zustande kam und nach vorne nur wenig ging."
Reimer hofft auf Söderholm-Verbleib
Mit einem solchen Turnierverlauf hatten rund ums deutsche Team nur die wenigsten Beobachter gerechnet. Zu positiv verlief die Entwicklung in den letzten Jahren, beflügelt auch durch die Silbermedaille in Südkorea. Bei der WM 2021 schied Deutschland erst im Halbfinale gegen Finnland aus und erreichte am Ende Platz vier. In der Weltrangliste hatte Söderholm das Team auf Platz fünf geführt.
"Der Frust über das frühe Aus" in Peking sei "der Mannschaft anzusehen", so Reimer, der noch immer Rekordtorschütze der deutschen Nationalmannschaft ist: "Ich selbst war auch enttäuscht, denn ich hatte den Jungs ein gutes Turnier gewünscht."
Eigentlich sei das "Potenzial" vorhanden gewesen, "doch wir sind nie in den Tritt gekommen. Es hat sich einfach kein Spirit entwickelt, der das Team hätte tragen können". Möglich, spekulierte der langjährige Flügelstürmer der Nürnberg Ice Tigers, dass man sich selbst "zu sehr unter Druck gesetzt" hat.
Trotz des enttäuschenden Abschneiden wünscht sich Reimer, dass Toni Söderholm als Bundestrainer weitermacht. "Ich habe nur Positives gehört, wie er mit den Spielern umgeht und sie taktisch einstellt." Der 43 Jahre alte Finne hatte seine Zukunft kurz nach der Olympia-Schmach offen gelassen, seitens des Präsidiums gab es noch keine endgültige Entscheidung.