Für die Liebe zu ihrem Sport setzte Anna Gasser alles auf eine Karte. Auf einen Sprung, den sie in einem Wettbewerb nie gestanden hatte. Aber: Dieser Sprung war ihr wichtig. Dass ihr der "Cab Double Cork 1260" dann auch gelang, überstrahlte für die Snowboard-Königin aus Österreich sogar das zweite Gold im Finale auf der Big-Air-Schanze.
Wie vor vier Jahren sprang Gasser mit ihrem letzten Versuch zum Olympiasieg. Doch diesmal war ihr im Geiste einer wahren Snowboarderin das Spektakel viel wichtiger: "Ich wollte unbedingt diesen letzten Trick landen, das Ergebnis war mir egal", sagte Gasser. Olympiasiegerin war sie ja ohnehin schon.
Viel wichtiger war ihr: Die monatelange Arbeit für diesen einen Trick nun vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu vollenden - ein Sinnbild für ihre bemerkenswerte Liebe zu ihrem Sport. Die 30 Jahre alte Gasser, Weltmeisterin von 2017 und mehrfache X-Games-Siegerin, hat als Pionierin das Frauen-Snowboarden über Jahre geprägt und andere dazu inspiriert.
"... so lange will ich weitermachen"
Aus der Spätstarterin, die bis 15 in der Turnhalle unterwegs war und seit zwölf Jahren Snowboard fährt, wurde ein einflussreicher Star, der für Weltmarken wie Red Bull und Milka wirbt und sogar schon eine eigenen Film bekam. Auch von diversen Verletzungen hat sich Gasser auf ihrem Karriereweg nie stoppen lassen.
Nach der Landung im Kunstschnee von Peking griff sich Gasser staunend an den Helm und fiel ihren Konkurrentinnen in die Arme. "Anna, Anna", schallte es durch den Zielraum. Jeder gönnte der in der Szene hochgeschätzten Gasser diesen Triumph.
Es muss nicht ihr letzter gewesen sein. "Solange ich dieses Lachen und dieses Feuer verspüre, mich weiter verbessere und gesund bleibe", versprach Gasser, "so lange will ich weitermachen". Die Liebe ist stark. Womöglich hält sie bis Mailand/Cortina d'Ampezzo in vier Jahren.
