Katharina Althaus holt Silber, doch ein Jury-Entscheid sorgt für Ärger. Schon am Montag kann die Oberstdorferin nachlegen.
Erst knallten die Konfetti-Kanonen, dann die Korken: Als Katharina Althaus nach ihrem Silber-Coup glücklich und erschöpft ins Teamhotel zurückkehrte, konnte die Party endlich starten. "Silber, Wahnsinn! Ich freue mich riesig, auch über diesen coolen Empfang", sagte die Oberstdorferin, ehe sie den Sekt spritzen ließ und ihre Skisprung-Kolleginnen in Deckung gehen mussten.
Dabei war in einem dramatischen Finale sogar Gold zum Greifen nahe: Althaus führte nach dem ersten Durchgang, musste bei schwierigen Bedingungen aber die Slowenin Ursa Bogataj noch passieren lassen. "Als ich die '2' gesehen habe, war ich im ersten Moment ein bisschen enttäuscht. Aber Silber bei Olympia, das ist einfach mega", sagte die 25-Jährige, die schon vor vier Jahren in Pyeongchang Zweite geworden war.
Diesmal ging es wesentlich knapper zu, nach Sprüngen auf 105,5 und 94,0 m fehlten Althaus umgerechnet nur 110 Zentimeter zu Gold. Weil kurz vor ihrem zweiten Sprung der Wind drehte, kam auch Kritik auf. So monierte Sven Hannawald in der ARD, dass Althaus überhaupt grünes Licht erhalten hatte - ausgerechnet durch Miran Tepes, einen Slowenen. Der frühere Männer-Bundestrainer Werner Schuster sprach bei "Eurosport" von einer "höheren Macht", die Gold verhindert habe.
Althaus freut sich auf den zweiten Wettkampf
Doch Althaus wollte nach der ersten deutschen Medaille in Peking keine schmutzige Wäsche waschen. "Klar hätten sie warten können. Ich hatte nicht den besten Wind, nicht das meiste Glück. Aber das gehört einfach zum Skispringen dazu", sagte sie. Im Auslauf hatte sie zunächst an der Seite ihrer Teamkolleginnen gebibbert und gezittert, ehe die "2" aufleuchtete: "Natürlich habe ich gehofft, dass es diesmal reicht. Aber die Freude überwiegt."
Erleichtert war auch der neue Bundestrainer. "Ich habe im ersten Moment gezittert, ob es überhaupt noch zu einer Medaille reicht", sagte Maximilian Mechler, der zu Saisonbeginn in die Fußstapfen von Andreas Bauer getreten war: "Das geht ganz schnell auch anders aus. Betrogen fühlen wir uns aber nicht." Bronze ging an Nika Kriznar aus Slowenien.
Althaus verpasste somit zwar eine Wiederholung des Triumphs von Carina Vogt, die bei der Olympia-Premiere 2014 in Sotschi Gold gewonnen hatte. Doch beim dritten Frauen-Skispringen der Olympia-Geschichte stand zum dritten Mal eine Deutsche auf dem Podest. Althaus ist zudem die erste Frau mit zwei Olympia-Medaillen.
Grund zum Feiern bestand also zur Genüge, allzu wild durfte es Althaus aber nicht treiben. Schon am Montag (12:45 MEZ/ZDF und Eurosport) steht die olympische Premiere des Mixed-Wettbewerbs an. "Ich freue mich mega, dass wir nicht wie sonst schon nach einem Wettkampf wieder heim müssen", sagte sie.
Die Chancen auf eine weitere Medaille stehen jedenfalls gut: Bei Weltmeisterschaften hat Deutschland seit 2015 viermal in Folge Gold im Mixed gewonnen. "Wir haben da zuletzt ein paar Medaillen abgestaubt. Ich hoffe, dass wir wieder mitkämpfen." Und dann könnte es Althaus bei der Party richtig krachen lassen.
