Das letzte Training vor der entscheidenden olympischen Abfahrt der Alpin-Herren wurde von Rennleiter Markus Waldner am Samstag nach nur drei Startern abgebrochen. Waldner betonte, er wollte die Athleten ob der heftigen Bedingungen nur schützen, ein Top-Star der Szene ist damit aber so gar nicht einverstanden.
Der Österreicher Matthias Mayer, der Italiener Christof Innerhofer und der norwegische Top-Favorit Aleksander Aamodt Kilde, allesamt aussichtsreiche Anwärter auf eine Medaille, durften sich kurz nach 11 Uhr am Samstag noch die 3,152 Kilometer ins Tal stürzen, dann zog Waldner die Reißleine und brach das Abfahrtstraining ab. Die Bedingen seien plötzlich zu schlecht, eine Verschiebung vom Zeitplan her nicht möglich gewesen. Eine Entscheidung, durch die sich Abfahrts-Ass Jansrud "beraubt" fühlt.
"Es ist in keiner Weise okay, zu machen, was sie getan haben", wetterte Jansrud gegenüber "discovery+". Der Fluss der Informationen sei "ein komplettes Chaos" gewesen, Waldner habe wie ein "Diktator" entschieden, ohne die Athleten ausreichend einzubeziehen.
"Es fühlt sich an, als wäre mir eine Chance geraubt worden"
Der Grund für den Stein des Anstoßes ist klar: Mayer, Innerhofer und Kilde haben vor der Medaillenentscheidung einen Lauf mehr absolviert und somit einen Vorteil.
"Ich und der Rest des Feldes haben sehr wohl notiert, dass ein großer Unterschied zwischen denen besteht, die einen dritten Lauf absolviert haben und denen, die dies nicht konnten", so Jansrud. "Es fühlt sich an, als wäre mir eine Chance geraubt worden, weiter Erfahrung auf der Strecke zu sammeln. Die Art und Weise wie das gehandhabt wurde, ist etwas problematisch."
Schließlich handele es sich um eine Sportart, bei der es auf Kleinigkeiten ankommt. "Wind und Trainingsfahrten haben einen Einfluss auf das Ergebnis und nicht zuletzt die Psyche."
Jansrud schließt dabei gar nicht aus, dass ein Abbruch völlig falsch gewesen ist, hätte sich aber einen Entscheidungsprozess gewünscht, bei dem man sich die Zeit genommen hätte, mit den Athleten im Ziel und denen am Start zu sprechen.
FIS-Renndirektor Markus Waldner rechtfertigte indes das Vorgehen: "Ich verstehe die Athleten, doch sie müssen uns auch verstehen. Unsere Aufgabe ist es, sie zu schützen." Um 11 Uhr seien die Bedingungen noch gut genug gewesen, um zu starten, eine Verschiebung sei nicht in Frage gekommen. "Die Fahrer stundenlang hier zu behalten und dann können sie doch nicht fahren? Das hätte keinen Sinn gemacht."
Die Kritik zeigt offenbar allerdings durchaus Wirkung: Der Start des Medaillenrennens wurde aufgrund der Bedingungen inzwischen verschoben. Wann das Rennen stattfinden wird, ist derzeit noch nicht klar.