Der Weg von Katharina Althaus zum möglichen Peking-Gold hat bislang etwas von Squid Game.
Wie in der koreanischen Erfolgsserie blieb auch bei den Skispringerinnen Mitbewerberin um Mitbewerberin auf der Strecke - wenn auch etwas weniger blutig: Dominatorin Maren Lundby verzichtet auf Saisonstarts, Topfavoritin Marita Kramer tappte in die Corona-Falle, Sotschi-Olympiasiegerin Carina Vogt verpasste die Qualifikation.
Beim Kampf um den Hauptpreis am Samstag kann letztlich nur eine Frau übrigbleiben - und einiges spricht für Althaus.
"Ich weiß, dass ich um die Medaillen kämpfen kann, wenn alles zusammenläuft", sagt die 25-Jährige, die in der Normalschanzen-Entscheidung das erste Gold für das "Team D" holen kann - zuvor hat das Mixed-Team im Biathlon eine kleine Chance, danach das Rodel-Duo Johannes Ludwig und Felix Loch am Sonntag eine dicke.
Althaus könnte damit ihre Olympia-Karriere frühzeitig krönen - nach Platz 27 als Teenagerin 2014 in Sotschi und Silber hinter Lundby 2018 in Pyeongchang.
Die Atmosphäre an der ultramodernen Anlage in Zhangjiakou begeisterte den 1,57 m großen Flugfloh trotz der bitteren Kälte ("mir ist ohnehin meist zu warm") bereits vom ersten Training an: "Wenn man vor dem Sprung die ganzen Lichter sieht und die beleuchtete große Mauer - mega!" Das chinesische Schanzen-UFO scheint der perfekte Ort, um zu den Sternen zu fliegen.
Zwei Goldchancen binnen 48 Stunden für Katharina Althaus
Gleich zwei Goldchancen binnen 48 Stunden hat Althaus, am Montag gehört sie an der Seite von (wahrscheinlich) Karl Geiger und Markus Eisenbichler zu den Favoriten bei der Olympia-Premiere im Mixed-Team-Wettbewerb.
Nach dem dritten Wettkampftag ist der Peking-Blitztrip aber bereits beendet - im Skispringen herrscht noch keine Gleichberechtigung. "Es geht schrittweise vorwärts", sagt Althaus, "aber in ein paar Jahren wünschen wir uns auch die Großschanze und ein Teamspringen."
Dass in der Norwegerin Lundby, die als Zeichen gegen den "Gewichtswahn" im Springen den gesamten Winter lang aussetzt, und der positiv getesteten Weltcup-Führenden Kramer (Österreich) zwei populäre Athletinnen fehlen, schadet den Werbebemühungen.
Althaus bedauert aus von Topfavoritin Kramer
Althaus bedauert besonders das Aus der Hauptkonkurrentin Kramer. "Mir tut das unheimlich leid, ich wäre gerne gegen sie gesprungen", sagte die Allgäuerin, die zuletzt mit zweimal Platz zwei in Willingen ihre starke Form unterstrich.
Sollte es am Samstag mit dem großen Coup klappen, wäre es ein doppelter Jubeltag für die deutschen Fliegerinnen - denn zeitgleich feiert Vogt, vor acht Jahren erste Skisprung-Olympiasiegerin der Geschichte, in der Heimat ihren 30. Geburtstag. "Da werde ich auf jeden Fall Grüße rüberschicken und gratulieren", sagt Althaus.
Und im Idealfall wird auch ihr zu gratulieren sein.
