Vorsprung durch Technik? Weil den Biathletinnen und Biathleten bei den Olympischen Spielen in Peking Rennen bei arktischen Temperaturen drohen, greifen die Norweger tief die Trickkiste und setzen auf neues Material, auf das sonst kaum jemand Zugriff hat.
Auf der olympischen Biathlon-Strecke in Zhangjiakou herrscht bereits seit einigen Tagen Hochbetrieb. Nach den ersten Trainingseinheiten sind Athletinnen und Athleten von der Loipe durchaus angetan. Sorgen bereiten dafür die Temperaturen, die auf 1700 Metern Höhe ins Bodenlose fallen können.
Um dem entgegenzuwirken, hat sich das norwegische Team eine ganz besondere "Geheimwaffe" anfertigen lassen, auf die unter anderem die deutsche Mannschaft keinen Zugriff hat: einen beheizten "Wunder-Handschuh".
Schon vor der Abreise nach Peking haben die Mitglieder des norwegischen Biathlon-Teams den beheizten Handschuh der Firma Kinetixx ausgeliefert bekommen. Jedes Model ist eine Spezialanfertigung, die auf Wunsch einzelner Athleten angepasst wurde.
"Das sieht vielversprechend aus und ist besser als erwartet", sagte Norwegens Vetle Sjaastad Christiansen der Zeitung "Verdens Gang" über den Handschuh, der batteriebetrieben und auf eine maximale Renndauer von einer Stunde ausgelegt ist.
Nur der Daumen könnte Probleme machen
Schon in der Vergangenheit experimentierte Kinetixx mit beheizten Handschuhen, das aktuelle Model wurde nun nochmals modifiziert und angepasst, um einen bestmöglichen Griff an Skistock und Gewehr zu ermöglichen.
"Gleichzeitig führen die Heizdrähte nun über den gesamten Handschuh. Die einzige Herausforderung ist der etwas große Daumen, der beim Nachladen Probleme verursachen könnte. Aber Schießen sollte möglich sein", schilderte Christiansen.
Noch ist nicht klar, ob das norwegische Team die neue "Wunderwaffe" auch im Wettkampf nutzen wird. Kinetixx-Manager Helmut Hanus sagte gegenüber "Verdens Gang" aber, dass die Erlaubnis des Herstellers vorliegt. "Die Handschuhe sind nicht wirklich für den Wettkampf gemacht. Aber die Norweger testen sie und entscheiden dann, ob sie sie auch in den Rennen nutzen werden."
Auch die Franzosen haben Zugang
Völlig unerprobt sind die beheizten Handschuhe nicht. Schon beim Weltcup in Östersund zu Beginn der Saison lief der Franzose Quentin Fillon Maillet im Rennen mit einem ähnlichen Model. Für Olympia wurde dies nun noch mal modifiziert.
Zugang zum neuen Model haben allerdings nicht alle Nationen. Lediglich die Norweger und Franzosen haben eine Vereinbarung mit dem Hersteller. Und auch der Slowene Jakov Fak darf den "Wunder-Handschuh" nutzen. Die deutsche Mannschaft muss sich für die Eiseskälte dagegen eine andere Lösung einfallen lassen.



