Die Emotionen im "Schuh-Krieg" der Skispringer kochen weiter hoch. Weiterhin im Fokus: Deutschlands Bundestrainer Stefan Horngacher. Er soll in Willingen nicht nur für die Disqualifikation der polnischen Athleten gesorgt, sondern noch einen weiteren folgenschweren Protest eingereicht haben. Rückendeckung erhält der DSV-Coach derweil aus dem norwegischen Lager.
Im "Schuh-Krieg" zwischen Bundestrainer Stefan Horngacher und der polnischen Mannschaft hat die nächste Runde begonnen. Nachdem der Österreicher in Willingen dafür sorgte, dass beim Springen am Samstag zwei polnische Springer wegen unerlaubten Materials disqualifiziert wurden, war Horngacher nur einen Tag später auch dafür verantwortlich, dass der Japaner Yukiya Sato aus der Wertung genommen wurde.
Wie das Portal "sport.pl" berichtet, legte Horngacher am Sonntag Protest gegen die Skier Satos ein. Der Vorwurf: Die Bretter des Japaners sind zu breit und entsprechen daher nicht den Regeln, in denen ein Minimum von 95 und ein Maximum von 105 Millimetern festgeschrieben ist.
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Peter Slatnar, der Hersteller der Skier, gab gegenüber "sport.pl" zu, dass die Skier Satos tatsächlich außerhalb der vorgeschriebenen Breite waren. Aber: "Wir haben es geprüft und es war weniger als ein Millimeter. Es waren 0,2 bis 0,4 Millimeter. Das ist nichts", ärgerte sich der Slowene, der gleichzeitig verriet, dass sich Horngachers Protest nicht gegen Sato richtete, sondern gegen die Slatnar-Skier richtete, die auch von anderen Springern verwendet werden.
Slatnar beteuerte, in Willingen kein anderes Material als in den Wochen zuvor eingesetzt zu haben. Nur wurden da keine Untersuchungen veranlasst. Erst in Willingen, nach Horngachers Eingreifen, geriet das Material des Herstellers ins Visier der Regelhüter. Slatnar ärgert das, denn in seinen Augen entsprechen auch die Bretter des Herstellers Fischer nicht zu einhundert Prozent den Vorgaben.
"Sie haben die Grenze auch leicht überschritten. Aber sie wurden nicht disqualifiziert. Es können immer ein paar Zehntel zu viel sein. Bis jetzt hat das aber niemanden interessiert. Das ist ein Witz", polterte der Slowene. Da auch die Skier anderer Hersteller nicht vollständig den Regeln entsprechen, erwartet Slatnar vor Olympia ganz genaue Kontrollen: "Und ich bin mir sicher, dass viele dann große Probleme bekommen - auch die deutsche Mannschaft."
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Der Ärger im polnischen Verband über Horngachers Schuh-Protest ist derweil weiterhin groß. Skisprung-Direktor Adam Malysz kündigte an, weiter um eine Zulassung des Schuhs für Olympia kämpfen zu wollen und sagte: "Jeder bereitet für das wichtigste Event eine Geheimwaffe vor. Wir werden das Thema nicht ruhen lassen."
Die Polen beteuern weiterhin, dass der neue Schuh keine aerodynamischen Vorteile bietet, was laut Regelwerk verboten ist. Dies haben Untersuchungen im Windkanal vor der Saison ergeben. Unterstützend wirkt der Schuh dagegen beim Anlauf in der Spur und in der ersten Flugphase. Gleichzeitig soll er den Springern mehr Sicherheit bieten und schweren Verletzungen an der Wade vorbeugen.
Norwegen-Coach: "Horngacher hat das Richtige getan"
Alexander Stöckl, Trainer der norwegischen Mannschaft, hat sich in der Angelegenheit mittlerweile auf die Seite Horngachers geschlagen. Er sagte "sport.pl": "In den Regeln ist klar festgelegt, dass der Schuh keinen aerodynamischen Vorteil bieten darf. Deswegen verstehe ich Horngacher. Er hat das Richtige getan, weil die Änderungen an dem Schuh sehr offensichtlich waren. Wenn er keinen Einspruch eingelegt hätte, hätte es jemand anderes getan."
Die Polen seien in der gesamten Saison nicht sonderlich gut gesprungen. "Und auf einmal sind sie richtig gut. Es war offensichtlich, dass etwas mit dem Schuh passiert ist", ergänzte Stöckl, der gleichzeitig erklärte: "Diese Lösung war sehr gut und ist eine sehr interessante Idee. Es ist clever, die Schuhe so zu entwickeln, wie es die Polen getan haben. Aber ich bin nicht überrascht, dass es Ungereimtheiten gibt."


