Nach dem besten Kurzprogramm eines für ihn bislang deprimierenden olympischen Eiskunstlauf-Winters war Paul Fentz unendlich erleichtert. "Der Druck ist weg, ich bin unglaublich glücklich", sagte der Berliner und blickte voller Stolz auf das Zwischenklassement bei den Europameisterschaften in Tallinn.
Ein elfter Platz vor der Kürentscheidung am Freitag (17.00 Uhr/Eurosport 2) macht dem viermaligen deutschen Meister Mut, dass eine bis dahin desaströse Saison für ihn doch noch ein gutes Ende nimmt. Denn der bisherige Weg nach Peking war für den 29-Jährigen geradezu mit Problemen gepflastert.
Im September verpasste Fentz die Qualifikation für den olympischen Einzelwettbewerb, schon im Oktober wurden daraufhin sämtliche Fördergelder gestrichen. Der gelernte Einzelhandelskaufmann musste sich arbeitslos melden, die Reise zu den nationalen Titelkämpfen im Dezember in Neuss ging "auf Mamas Kosten", wie er selbst einräumte.
"Für eine ausgedehnte Therapie habe ich im Moment keine Zeit"
Erst danach ging es wieder bergauf. Sportlich, weil mittlerweile die Teilnahme einer deutschen Mannschaft am olympischen Teamwettbewerb sicher ist, dafür ist das Mitwirken eines Einzelläufers unabdingbar. Und auch Fentz' ganz persönlicher Verletzungscocktail aus Hüftproblemen, einer Schambeinreizung und einer Adduktorenzerrung ist zwar nicht auskuriert, aber mittlerweile beherrschbar.
"Für eine ausgedehnte Therapie habe ich im Moment keine Zeit, von alleine geht es nicht komplett weg. Aber ich kann so behandelt werden, dass ich erst einmal keine großen Schmerzen mehr habe", sagte der EM-Achte von 2020 in der Hauptstadt Estlands.
Dass er im Gegensatz zu seinen Teamkollegen in der Deutschen Eislauf-Union formell noch nicht für das deutsche Olympiateam nominiert wurde, beunruhigt Fentz nicht, denn intern wurde ihm versichert, dass grundsätzlich alles geklärt ist. Auch weil seine Trainerin Romy Oesterreich dafür sorgte, dass er nach seinem Kader-Rauswurf im Antidoping-Programm blieb und weiterhin regelmäßig getestet wurde.