Romed Baumann Vierter, Josef Ferstl Sechster: Die deutschen Ski-Alpin-Team der Abfahrer weckt in Wengen die Hoffnungen für Olympia.
Baumann ärgerte sich nur kurz über den hauchdünn verpassten Paukenschlag vor Olympia. "Mei, irgendwann kommen die Hundertstel wieder zurück", sagte der Vize-Weltmeister über seinen starken vierten Platz beim mitreißenden Weltcup-Super-G von Wengen, und fügte schelmisch grinsend hinzu: "Vielleicht brauchen wir sie heuer noch mal..."
Zum Beispiel bei Olympia in Peking am 8. Februar, dem nächsten Rennen in der zweitschnellsten Disziplin. Baumann scheint gerade noch rechtzeitig in Form gekommen zu sein - wie Josef Ferstl, der als Sechster beim sechsten Saisonsieg des Schweizer Wunderknaben Marco Odermatt so gut war wie seit seinem Kitzbühel-Sieg 2019 nicht mehr. "Der Januar", sagte Ferstl schmunzelnd, "war schon immer ein guter Monat von mir, den Februar nehmen wir diesmal auch noch mit." Und eine Medaille?
"Wir Deutschen können schon ein bisschen Skifahren", sagte Ferstl verschmitzt, und ja, auch er ganz persönlich "kann viel". Außerdem komme der Aufwärtstrend zur "richtigen Zeit". Kurzum: "Klar bin ich glücklich."
Ski Alpin: Romed Baumann nährt Hoffnungen
Das galt nach dem ersten Ärger über das verpatzte Ziel-S auch für Baumann. Nur einmal war der gebürtige Österreicher bei einem Weltcup-Super-G je besser - bei seiner einzigen Podestfahrt als Dritter vor über elf Jahren in Lake Louise.
"Es war ein cooles Rennen für mich", sagte er, "ich habe wieder das Selbstvertrauen gehabt, dass ich attackieren kann." Endlich!
Baumann hat schwierige Monaten in jener Disziplin hinter sich, in der er vor einem Jahr WM-Silber gewann. "Ich habe mich bisher sehr schwer getan", gab er zu, nach dem Doppel-Ausfall zu Saisonbeginn in Beaver Creek war er in den beiden folgenden Rennen nicht über Rang 20 hinausgekommen. "Ich bin happy, dass es jetzt wieder ein richtig gutes Resultat geworden ist", sagte er sichtlich erleichtert.
Josef Ferstl stark - Andreas Sander weit abgeschlagen
Auch Ferstl verspürte Genugtuung. In den vergangenen beiden Jahren "war immer irgendein Mist dabei", sagte er. Mal eine Verletzung, mal Probleme mit dem Material, mal eigene Verzagtheit. Was in Wengen anders war? "Ich habe nix im Kopf gehabt", meinte Ferstl, er sei also frei von Druck gefahren und instinktiv "auf Angriff".
Im Ziel lag er 0,86 und Baumann 0,61 Sekunden hinter Odermatt zurück, der bei Kaiserwetter am Lauberhorn von Tausenden Landsleuten gefeiert wurde - trotz horrender Corona-Zahlen. "Ich bin in einem super Flow", sagte Odermatt, der als Goldkandidat in Super-G und Riesenslalom nach China reist.
Ganz anders Andreas Sander, der sich als 33. noch zehn Plätze hinter Simon Jocher einreihen musste. Der WM-Zweite in der Abfahrt fuhr mal wieder viel zu verzagt. Am Freitag und Samstag kann er es besser machen: Dann steht am Fuße der Bergriesen Eiger, Mönch und Jungfrau je ein Rennen in der Königsdisziplin an.