Erling Haaland besitzt entgegen anderslautender Medienberichten keine vertraglich festgelegte Ausstiegsklausel bei Borussia Dortmund. Das bestätigte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bei der Jahreshauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA.
"Eine Ausstiegsklausel kann ich so nicht bestätigen", antwortete Watzke auf die Frage eines BVB-Aktionärs nach einem möglichen Abgang des norwegischen Torjägers im kommenden Sommer.
Für Haaland soll eine festgelegte Ablösesumme in Höhe von 75 bis 90 Millionen Euro existieren - wohl auf Grundlage einer mündlichen Vereinbarung mit der Spielerseite. "Mehr als 90 Prozent unserer Spielerverträge enthalten keine Ausstiegsklauseln", stellte Watzke klar.
BVB: Schwere Vorwürfe gegen Watzke und Zorc
Mit deutlichen Worten reagierte der BVB-Boss auf den Vorwurf eines Aktionärs, er und Sportdirektor Michael Zorc würden sich mit Spielerverkäufen die eigenen Taschen vollmachen. Das erfülle den "Tatbestand der Ehrabschneidung", so Watzke.
Der Klub-Chef äußerte sich auch zur Zusammenarbeit mit Matthias Sammer. "Er berät mich als letztlich Verantwortlichen in sportstrategischen Fragen. Er ist dafür hoch qualifiziert."
Sammers Vertrag beim BVB laufe im kommenden Sommer aus, bestätigte Watzke. "Über eine Verlängerung sprechen wir im Frühjahr."
Champions-League-Aus des BVB eine "riesige Enttäuschung"
Nach dem bitteren Champions-League-Aus wünscht sich Watzke im neuen Jahr den Gewinn der Europa League. "Das ist der Titel, der Borussia Dortmund noch fehlt", sagte Watzke.
Das vorzeitige Ausscheiden in der machbaren Champions-League-Gruppe mit Ajax Amsterdam, Sporting und Besiktas begründete Watzke auch mit dem längeren Ausfall von Haaland. Dennoch sei dies eine "riesige Enttäuschung", befand der 62-Jährige, der an die Saison 2011/2012 erinnerte.
"Damals sind wir am Ende deutscher Meister und DFB-Pokalsieger geworden. Auch da sind wir im Herbst als Vorrunden-Vierter in der Champions League gescheitert. Wir müssen das auch jetzt wieder in positive Energie umwandeln", sagte Watzke weiter. "Wir müssen jetzt daran arbeiten, uns 13 Millionen Euro zurückzuholen durch den Gewinn der Euro-League."
Die wichtigsten Aussagen aus der Hauptversammlung der BVB-Aktionäre:
+++ Treß geht Tagesordnungspunkte durch +++
Im Anschluss an die Ausführungen des Finanzchefs geht es weiter mit den Tagespunkten. So geht es im Folgenden etwa um einige Satzungsänderungen, die die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder betreffen. Jedes Mitglied im Prüfungsausschuss soll künftig 6.000 Euro erhalten, der Vorsitzende 12.000 Euro. Jedes Aufsichtsratsmitglied soll 24.000 Euro Vergütung erhalten, der Vorsitzende das Doppelte.
Zudem bittet er die Aktionäre um die Zustimmung für neues genehmigtes Kapital, das in Punkt acht zur Abstimmung steht. Treß machte deutlich: "Wir haben keine Pläne für eine weitere Kapitalerhöhung. Wir haben dieses Mittel im Oktober genutzt, um Borussia Dortmund wetterfest und widerstandsfähig zu machen vor dem Hintergrund der Pandemie." Die Genehmigung sei "für den Werkzeugkasten, zur Stärkung von Eigenkapital oder Liquidität".
+++ Konzerngesamtergebnis des BVB +++
"Wir kommen abschließend zu einem EBITDA zu einem Ergebnis von 38,9 Millionen Euro, einer Verringerung um 24 Millionen Euro. Gründe sind etwa ein nicht quasi nicht existenter Transfermarkt und daraus resultierende Spielererlöse. Wir kommen letztlich auf einen Konzernjahresfehlbetrag von 72,8 Millionen Euro." Nach Abschreibungen, der Berechnung von Spielerwerten und Leasingverbindlichkeiten kommt der BVB "auf ein Negativergebnis von 67 Millionen Euro".
+++ Treß über Transfereinnahmen +++
Der Finanzchef kommt nun auf die Transferentgelte zu sprechen: "Die Transferentgelte sind im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Wir konnten lediglich 23,1 Millionen Euro als Netto-Transferentgelt geltend machen, 2020 waren es 109 Millionen Euro."
+++ Sponsoring und Merchandising +++
Zum Thema Sponsoring legt der Finanzchef den Einnahmenanstieg von 98 auf 106,5 Millionen Euro vor. "Auch ich möchte mich hier bei Geschäftsführer Carsten Cramer bedanken." Zielführend sei hier die Idee gewesen, die Ärmelsponsoren je nach Wettbewerb aufzusplitten. Zudem habe die Aushandlung und Verlängerung mit Ausrüster Puma zu diesem Anstieg geführt.
Das Merchandising ist laut Treß um "700.000 Euro zurückgegangen, das ist mit Blick auf die Pandemie ein herausragendes Ergebnis, wie ich betonen möchte". So habe man trotz lange Zeit geschlossener Shops beinahe die Vorjahresmarke von 32,5 Millionen Euro erreicht.
+++ Geschäftsführer Treß geht ans Podest +++
"Ich präsentiere Ihnen nun die Konzernbilanz und gehe auf die Vermögenswerte ein", führt Finanz-Chef Thomas Treß nach einleitender Dankesrede aus, in der er explizit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Geschäftsführung sowie das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Gerd Pieper erwähnt.
Treß geht nun die einzelnen Posten durch. Unterm Strich steht bei der Bilanzsumme gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 67,5 Millionen Euro. Der Revierklub wies bis zum 30. Juni Verbindlichkeiten in Höhe von 56,9 Millionen Euro auf, dank der Kapitalerhöhung stehen die Finanzverbindlichkeiten zum heutigen Stand aber bei Null, wie Treß mit Dank an die Gegenzeichner ausführte.
+++ Watzke bedankt sich +++
"Ich möchte mich bei allen bedanken, die diesen Tag hier heute ermöglichen. Bei den Gremien, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich habe schon Kritik bekommen, dass wir niemanden in Kurzarbeit geschickt haben oder betriebsbedingte Entlassungen eingegangen sind. Da gab es Stimmen seitens einiger Aktionäre. Aber wir als Geschäftsleitung sind wir nicht bereit, das zu machen. In solchen Situation merken die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Vertrauen - das ist viel wichtiger als profitbezogene Strategien. Ich danke auch allen Partner und den Kommanditgesellschaftern.
Ich danke auch meinem Freund Gerd Pieper, der eine außergewöhnliche Person darstellt. Für einen wie ihn ist der Name grand seigneur geschaffen, der immer ein überragender Ansprechpartner war. Er hat für Borussia Dortmund Herausragendes geleistet. Das waren meine Ausführungen, vielen Dank."
+++ Watzke übers Sportliche +++
"In der letzten Saison haben wir den DFB-Pokal gewonnen, was zeigt, dass der BVB in der Lage ist Titel zu gewinnen. Das unterstreicht die Entwicklung der letzten Jahre, das soll auch hoffentlich so bleiben. Wir sind, und da sind wir sehr enttäuscht, aber aus der Champions League ausgeschieden. Wir haben per saldo auch nicht gut gespielt. Das müssen wir uns ankreiden. Es gibt Gründe, zum Beispiel konnte Erling Haaland kaum spielen oder diese Rote Karte gegen Mats Hummels. Aber man sieht, dass es schon einmal passiert ist, etwa 11/12. Damals sind wir am Ende deutscher Meister und DFB-Pokalsieger geworden. Auch da sind wir im Herbst als Vorrunden-Vierter in der Champions League gescheitert.
Wir müssen das nun in positive Energie umwandeln und in der Europa League vorankommen. Das ist der einzige Titel, der Borussia Dortmund noch fehlt. Wir dürfen nicht mehr lamentieren, dass uns jetzt diese 13 Millionen Euro fehlen. Aber in der Europa League sind auch noch einige Hochkaräter, wie AC Mailand, Tottenham Hotspur oder Neapel. In der Bundesliga ist unsere Ausbeute bislang sehr gut, im DFB-Pokal sind wir auf Kurs. Ich habe großes Vertrauen in Marco Rose, in die sportliche Leitung um Michael Zorc und Sebastian Kehl, seinem Nachfolger. Nun können wir am Wochenende die Tabellenführung übernehmen.
Ich bin aber nicht bereit, zu sagen: Wir müssen unbedingt. Die Grenze ist die, dass wir existenzbedrohende Maßnahmen einleiten. Das ist unsere Grenze, ansonsten sind wir ohne Limit ambitioniert."
+++ Watzke über kommende Ziele +++
"Erstmals haben wir im Sponsoring über 100 Millionen Euro eingenommen, danke an Carsten Cramer. Auch wenn wir das Geschäftsjahr mit deutlich weniger Zuschauer spielen müssen, werden wir weiterhin die Digitalisierung vorantreiben. Wir waren in den letzten Jahren bei der Internationalisierung immer auf Digitalisierung angewiesen, wir arbeiten etwa daran, eine digitale Fußballschule zu gründen.
Ein weiteres Thema ist die Nachhaltigkeit, dazu haben wir extra eine eigene Abteilung gegründet. Wir werden im Merchandising nachhaltige Fanartikel produzieren."
+++ Watzke mit Blick aufs Bayern-Spiel +++
"Ich kann die Fans natürlich verstehen, angesichts des bevorstehenden Spitzenspiels, dem German Classic. Dass nun viele nicht teilnehmen können. Aber es ist auch mit Hinblick aufs Infektionsgeschehen, es nicht oberhalb der nun rund 26.000 zugelassenen Fans zu machen."
+++ Watzke über Zuschauer-Reduzierung +++
"Es ist nun so, dass unsere Hauptversammlung zeitlich mit den Ministerpräsidenten-Sitzung zusammen liegt. Wir brauchen nun eine Reduzierung der Zuschauer. Die Spiele der Bundesliga waren kein Infektionstreiber, das möchte ich einmal deutlich sagen. Auch das Argument mit dem öffentlichen Nachverkehr zieht bei mir angesichts der Zuschauerreduzierung nicht. Ich bin der NRW-Landesregierung sehr dankbar, dass die Reduzierung der Stadionkapazität auf zwei Drittel erfolgt. Wenn viele Zuschauer mit dem Auto, zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, brauchen wir den öffentlichen Nachverkehr eigentlich auch nicht."
+++ Watzke beginnt seine Rede +++
"Liebe Kommanditaktionärinnen und Kommanditaktionäre, liebe Gäste, ich werde mich vor allem über die andauernde Situation um COVID-19 äußern. Für alle finanziellen Belange wird später Thomas Treß näher eingehen. Vor dem Hintergrund von Covid-19 hat unser Geschäftsmodell nicht mehr wie geplant funktioniert. Wir hatten vor dem ersten Geisterspiel einen Aktienkurs von neun bis zehn Euro. Wenn wir nicht vor vollen Stadien spielen können, wird es schwierig. Ich bedanke mich bei allen, die bei der Kapitalerhöhung mitgemacht haben. Das hat zur Stabilität beigetragen."
+++ Aufsichtsrat zunächst an der Reihe +++
Bevor die Geschäftsführung um Hans-Joachim Watzke das Mikrofon auf dieser digitalen Hauptversammlung übernimmt, steht Aufsichtsratschef Christian Kullmann auf dem Podium. Kullmann ist Nachfolger von Gerd Pieper, der seit 2003 dem Gremium angehörte und sein Amt im September zur Verfügung stellen musste.
+++ Wie ist die Finanzlage beim BVB? +++
Wie steht es um die Finanzen des BVB? Auf diese Frage wird Hans-Joachim Watzke bei der Hauptversammlung näher eingehen. Auch Geschäftsführer Thomas Treß, verantwortlich für die Bereiche Finanzen und Organisation sowie Recht und Investor Relations, wird sich äußern.
+++ Beginn der 21. ordentlichen Hauptversammlung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA +++
Der BVB hat an diesem Donnerstagvormittag so einiges vor: Denn die heutige Tagesordnung umfasst 24 Seiten. Zunächst einmal steht der Lagebericht an, den Aufsichtsratschef Christian Kullmann verliest. Anschließend tritt auch die Geschäftsführung um Hans-Joachim Watzke auf.