Paris Saint-Germain hat im Sommer nicht zuletzt mit der Verpflichtung von Lionel Messi der ganzen Welt angekündigt: Das größte Spektakel findet in Paris statt. Doch nach nur wenigen Monaten tun sich PSG zahlreiche Krisenherde auf - obwohl das Team sportlich im Soll ist.
Vorhang auf. Die nächste Episode der Schmierenkomödie um PSG-Stürmer Mauro Icardi ließ nicht lange auf sich warten.
Eigentlich hatte sich der Argentinier mit seiner Frau Wanda Nara nach Bekanntwerden seines Seitensprungs und der darauffolgenden Schlammschlacht schon wieder versöhnt, natürlich öffentlich via Instagram. Dort spielt sich scheinbar ein Großteil des Lebens der beiden ab, gerne mit reichlich Theater.
Der Vorhang drohte also zuzugehen - bis die argentinische Journalistin Yanina Latorre in einer Talkshow ausplauderte, dass Icardis Affäre, die Schauspielerin China Suárez, bei Wanda angerufen habe, um alles aufzuklären. Ihre Erklärung scheint allerdings nur wenig Potenzial zu haben, die Wogen zu glätten: Es hätte zum Ehebruch kommen können, kam es aber nicht. Denn: Wandas Gatte sei in jener Nacht krank gewesen.
Ob die Posse damit beendet ist, steht wohl in den Sternen. PSG-Fans werden aber schon länger ein Ende der Zirkusnummer herbeigesehnt haben, läuft es für Icardi und Co. doch sportlich nicht wirklich rund.
Traumtrio um Lionel Messi? PSG wartet weiter
Dem Mittelstürmer, der durch die Ankunft Messis und angesichts der Konkurrenz im Sturm durch die Superstars Neymar und Mbappé in der Rangliste nach hinten gerückt ist, bleibt nur noch die Rolle des Edelreservisten. Nach anfänglicher Treffsicherheit wartet er seit Mitte September auf einen Torerfolg.
Dumm nur: Auch beim neuen Traumtrio "MNM" - also Messi, Neymar, Mbappé - stockt gehörig der Motor, wenngleich ausgerechnet der Heilsbringer selbst größten Anteil daran hat. Messi, derzeit wieder einmal verletzt, wartet in der Ligue 1 noch gänzlich auf eine Torbeteiligung. Stünden in den Statistiken nicht seine drei Treffer in der Champions League zu Buche, die Enttäuschung über den Start des Superstars in Paris wäre weitaus größer als ohnehin schon.
Ärger bereitet Messi dem Klub derzeit auch deshalb, da er trotz anhaltender Knieprobleme zu den Länderspielen der Argentinier reiste. PSG-Sportdirektor Leonardo macht aus seinem Ärger keinen Hehl. Zwar richtete sich der Frust gegen den argentinischen Verband. Dass Messi bereitwillig in den Flieger nach Südamerika stieg, spricht dennoch Bände.
Auch Leonardos zweiter Superstar, Kylian Mbappé, hatte die Vereinsoberen zuvor gehörig auf Trab gehalten. Der französische Nationalspieler gab "RMC Sport" gegenüber zu Protokoll, er habe dem Klub im Juli seinen Wechselwunsch mitgeteilt. Ziel: Real Madrid. Die Königlichen plauderten in Person von Vereinspräsident Florentino Pérez kurzerhand aus, man werde Mbappé dann eben erst im Januar verpflichten - was Leonardo wiederum gehörig gegen den Strich ging.
Nach kurzer Torflaute im Frühherbst und einem Infekt war der 22-Jährige zuletzt beim knappen 3:2-Sieg bei Girondins Bordeaux wieder zur Stelle. Ein Tor und zwei Vorlagen auf Neymar unterstrichen, dass zumindest dieser Teil des MNM-Trios funktioniert.
PSG-Defensive anfällig - Torwart-Entscheidung wirft Fragen auf
Doch gerade der jüngste Erfolg beim Tabellen-18. zeigt, dass sportlich trotz der deutlichen Tabellenführung in der Liga - PSG hat zehn (!) Punkte Vorsprung auf RC Lens und nimmt klaren Kurs auf die Meisterschaft - längst nicht alles Gold ist, was glänzt. Schließlich kassierte die Mannschaft von Trainer Mauricio Pochettino nach 3:0-Führung noch zwei Gegentore und musste am Ende sogar um den Sieg zittern. Und ohnehin zählt im Grunde nur der Gewinn der Champions League, der Ligatitel wurde im Vorhinein fest eingeplant.
Gerade die Defensive bedarf somit noch einiger Feinjustierung. Im Schnitt fangen sich die Torhüter Keylor Navas und Gianluigi Donnarumma in der Ligue 1 ein Gegentor pro Spiel ein - eine Quote, die deutlich über dem Schnitt der letzten Jahre liegt. Der Kampf um den Stammplatz zwischen den Pfosten ist derweil ein weiterer Unruheherd in der Hauptstadt.
Donnarumma, ablösefrei vom AC Milan geholt, kam als amtierender Europameister, bester Spieler des Turniers und natürlich dem Anspruch im Gepäck, die Nummer eins zu sein. Der 22-Jährige wollte diesen Status nicht erst in der Zukunft inne haben, sondern sofort. Doch der 34 Jahre alte Platzhirsch Navas gewann bislang das interne Duell. Elfmal hütete er den Kasten, bislang siebenmal sein junger Konkurrent. Pochettino scheint diesen Zweikampf weiterhin nicht auflösen zu wollen. Seit September wechseln sich die beiden Schlussmänner artig ab.
Hoffnung, die Defensive bald besser in den Griff zu bekommen, dürfte der beinahe in Vergessenheit geratene Abwehrstar Sergio Ramos versprühen. Der Spanier ging ablösefrei von Real Madrid zu PSG, fehlt der Mannschaft seither aber verletzt. Gerüchte, er werde seine Karriere vorzeitig beenden, machten gar die Runde.
Erfreulich für die PSG-Fans, dass der 35-Jährige mittlerweile aber zurück im Mannschaftraining ist und auf sein Debüt brennt. Der Fokus liegt auf dem so wichtigen Königsklassen-Duell bei Manchester City (24.11.), in dem nicht zuletzt das Weiterkommen auf dem Spiel steht. Verliert das Pariser Star-Ensemble, ist das Achtelfinale in Gefahr.
Der Zirkus aus Paris sollte bis dahin also möglichst abgereist sein.
Gerrit Kleiböhmer