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Borger startet die "stressige Phase"

Auf Borger kommen neue Aufgaben hinzu
Auf Borger kommen neue Aufgaben hinzu
Foto: © BEAUTIFUL SPORTS/Tom Bloch via www.imago-images.de
01. November 2021, 10:49

Karla Borger weiß, was auf sie zukommt. Seit der ersten Stunde ist sie Mitglied bei den Athleten Deutschland, diesem ambitionierten Verein, der die Sportlerinnen und Sportler auf Augenhöhe zu den Mächtigen hieven sollte. Borger hat den Gründungspräsidenten Max Hartung aus der Nähe beobachtet, die Debatten verfolgt, den Widerstand und die Doppelbelastung gespürt. Und doch tritt die Beachvolleyballerinnen voller Vorfreude dessen Erbe an.

"Es war eine sehr intensive Zeit für ihn", sagte Borger nach ihrer Wahl zur Präsidentin im Deutschlandfunk über ihren Vorgänger, der jahrelang nicht nur Weltklasse-Fechter, sondern auch Sportfunktionär war. Hartung habe "auch viel gezweifelt", weiß Borger, daher sei sie "sehr froh, dass er weiterhin mutig vorangeschritten ist und nicht zurückgezogen hat".

Hartung war das Gesicht der Sportler, ihre Stimme - klar und konsequent, auch bei heiklen Themen. "Das Feedback, was wir von den Sportlern bekommen haben, war überragend. Und ja, ich bin natürlich auch stolz und dankbar, was heute daraus geworden ist", sagte er im Sportgespräch des DLF.

"Wir können etwas erreichen"

Borger, die zweite Präsidentin des vom Dachverband DOSB unabhängigen Vereins, will auf Hartungs "Grundlage" aufbauen, neue Debatten anstoßen, mehr Einfluss für die Sportlerinnen und Sportler erstreiten. "Es liegt in unseren Händen, wir können etwas erreichen und bewegen", sagte sie. Dieser Reiz überwiege "die stressigen Phasen", die sie erwarten.

Denn Borger bleibt Sportlerin mit dem Ziel Olympia in Paris 2024. An der Seite ihrer Partnerin Julia Sude gehört sie zur Weltspitze, zwar reichte es in Tokio nicht zur Medaille, zuletzt triumphierte das Duo jedoch beim World-Tour-Finale in Italien. Borger (32) wird sich ihre Zeit einteilen müssen, will sie im Sand und auf dem politischen Parkett glänzen. Denn die Aufgaben wachsen.

"Ich werde mich noch besser strukturieren müssen, vielleicht mit einem Zweithandy, vielleicht mit einem Wochenplan", sagte sie dem SID. Für sie ist klar: "In meinem Job bin ich Sportlerin, das hier ist ein Ehrenamt, und wir haben ein tolles Team plus eine tolle Geschäftsstelle." Ihr Vizepräsident, der frühere Wasserballer Tobias Preuß, wird nicht nur Verantwortung übernehmen, wenn Borger auf Reisen ist.

"Konstruktiv und vertrauensvoll" soll es werden

Verlassen kann sich das Präsidium auch auf die Geschäftsführung um den früheren Basketballer Johannes Herber, die meist hinter den Kulissen arbeitet. Die Gleichstellung von Athletinnen und das unabhängige Zentrum für "Safe Sport", an das sich Opfer sexualisierter Gewalt wenden können, stehen auf der To-Do-Liste. Die Winterspiele in Peking (4. bis 20. Februar), überschattet von der Pandemie und der fragwürdigen Menschenrechtslage, rücken näher.

Und es bleibt die Frage nach dem Verhältnis zum Deutschen Olympischen Sportbund, der die Athleten in der Gründungszeit ablehnte, weil er keine Notwendigkeit für eine Interessenvertretung außerhalb der bekannten Struktur sah. "Konstruktiv und vertrauensvoll" soll es werden, wenn sich der DOSB bei der Mitgliederversammlung am 4. Dezember neu aufgestellt hat, sagte Borger.

Es gibt reichlich zu tun, um den nötigen Einfluss der Athletinnen und Athleten in der deutschen Sportpolitik auszubauen, nicht erst am Horizont taucht die Frage auf, wie sich der Sport zur Klimafrage positioniert. "Der Druck sollte von den Schultern der Athleten genommen werden", sagte Borger. Sie weiß, was auf sie zukommt. Sie freut sich darauf.

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