Valtteri Bottas galt mal als perfekter Wingman für Lewis Hamilton, mittlerweile droht dem Finnen das Aus bei Mercedes - ist er dem Druck im WM-Duell mit Red Bull gewachsen?
Als stiller, schneller Finne wurde Valtteri Bottas in der Formel 1 bekannt. Als zu stiller, zu langsamer Finne geriet er zuletzt aber zunehmend in die Kritik - ohne große Gegenwehr, so der Eindruck, rolle er seinem Aus bei Mercedes entgegen. Und so war man beim Weltmeisterteam dann sogar froh über Bottas' öffentlichen Ausbruch vor wenigen Tagen.
"Endlich kritisiert er mal, endlich lässt er es raus!", sagte Mercedes-Sportchef Toto Wolff, "es ist eine Freude, das mitanzusehen."
Geradezu "geliebt" habe er es, wie Bottas im Boxenfunk über die Strategie für das Rennen in Frankreich herzog. Dies sei besser, als es "in sich hineinzufressen".
Gerüchte um Russell-Wechsel zu Mercedes
Und zu Verdauen gab es für den 31-Jährigen einiges in den vergangenen Wochen. Mehr als Rang drei war für Bottas noch nicht drin in diesem Jahr, zuletzt verpasste er das Podium gar dreimal in Folge - in dem Auto wohlgemerkt, das seit sieben Jahren die Formel 1 dominiert, mit dem Weltmeister Lewis Hamilton auch 2021 schon zu drei Siegen raste.
Vor dem achten Saisonrennen in Spielberg (Sonntag, 15 Uhr) wird das für Bottas aus zwei Gründen zum echten Problem: Zum einen ist Mercedes nicht mehr der deutlich überlegene Rennstall, Red Bull und Max Verstappen führen in Team- und Fahrer-WM - auch, weil Bottas als zweiter Mann neben Hamilton nicht die erhoffte Leistung bringt.
Und zum anderen steht schon jemand bereit, der ihn ersetzen kann. Und der ist sogar mehr als ein Ersatz: George Russell, eines der größten Talente im Motorsport, gehört bereits zum Mercedes-Team und sammelt derzeit bei Williams Erfahrungen. Und weil das alles so gut passt, berichteten einige Medien schon in der vergangenen Woche, dass die Entscheidung längst gefallen sei: Der 23-Jährige werde Bottas in der kommenden Saison beim Werksteam ersetzen.
Bottas fährt auf Bewährung
Von Mercedes gibt es dazu noch keine Bestätigung, im Gegenteil. Wolff machte sich am vergangenen Wochenende in Frankreich gar einen Spaß aus den andauernden Fragen zum Personal. "Irgendwann im Winter" werde man darüber entscheiden, "Dezember, Januar oder Februar". Erst einen Tag später klärte er auf: "Ich habe nur Spaß gemacht, weil diese Frage so häufig gestellt wird."
Irgendwann im Sommer, vielleicht im Spätsommer, dürfte eher Klarheit herrschen. Für Bottas bedeutet das: In der Silly Season, wenn Wechsel-Spekulationen wie jedes Jahr die Schlagzeilen bestimmen, wird er im Mittelpunkt stehen. Und währenddessen auf Bewährung fahren.
Denn Mercedes braucht ein verlässlich starkes Duo, so wie Red Bull es derzeit mit Verstappen und Sergio Perez hat. Was jetzt auf Bottas zukommt, drückt Wolff daher so aus. "Wir hatten zuletzt eine Unterhaltung, und Valtteri weiß, dass es allein in seiner Hand liegt", so der Österreicher: "Ich will einfach sein volles Potenzial sehen und weiter beobachten, wie George Russell für Williams fährt."
Bottas wisse, "dass die einzige Antwort auf Gerüchte seine Leistung auf der Strecke ist." Und dabei darf auch der stille Finne ruhig mal aus sich heraus.

