Gibt es in diesem Jahr endlich einen neuen Formel-1-Weltmeister? Die ersten Rennen lassen zumindest wieder auf eine spannende Saison hoffen, denn Red Bull und Max Verstappen sind Mercedes und Lewis Hamilton so nah wie vielleicht noch nie. Das sieht auch Dr. Helmut Marko so, der den Silbernen offen den Kampf ansagt.
Sieben Jahre lang sei Red Bull von Mercedes gedemütigt worden, stellte Marko im Gespräch mit der "Sport Bild" nüchtern fest. Doch "jetzt sehen wir die Chance zurückzuschlagen. Wir werden alle Reserven und Möglichkeiten mobilisieren, um das zu erreichen".
Größter Trumpf dabei ist natürlich Max Verstappen. Der Niederländer hat sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und ist laut Marko jetzt reif genug für den Titel. "Er hat gelernt, dass das Gesamtpaket wichtig ist. [...] Dass man nicht explodiert, wenn zum Beispiel im ersten Training etwas schiefgeht oder man nicht so schnell ist", lobte Red Bulls Motorsport-Berater seine Nummer eins.
Marko: Hamilton ist der Beste, aber ...
Allerdings weiß auch Marko, dass Lewis Hamilton ein anderes Kaliber als fast alle anderen Piloten ist. Auf die Frage, ob der Brite noch immer der beste Rennfahrer sei, sagte der Österreicher: "Lewis Hamilton ist mit seiner Erfahrung insgesamt ganz, ganz vorne. Er bringt es einfach auf den Punkt."
Im Windschatten der Nummer 44 sieht Marko in erster Linie Max Verstappen und Charles Leclerc. Geht es um den Speed auf einer einzigen Runde, hat der Niederländer die Nase vorn: "Da wird Max wahrscheinlich der Schnellste sein."
Verstappens Speed ist aber nicht der einzige Grund, warum Marko ihm den Titel in diesem Jahr zutraut. "Es ist eine lange Saison, und ich hoffe, dass er da mehr Reserven [als Hamilton] hat", sagte der Red-Bull-Berater, der auch Hamilton bisher "unglaubliche Rennen" attestierte.
Marko übt Kritik an Sergio Pérez
Klar ist, dass Verstappen bei seiner Titeljagd Hilfe braucht. Und zwar in erster Linie von seinem Teamkollegen Sergio Pérez. Der Mexikaner ist Marko zufolge der "entscheidende Faktor" im WM-Kampf.
"Er ist bis dato im Qualifying einfach zu schwach gewesen. Wenn er auf Augenhöhe mit Bottas wäre, glaube ich nicht, dass Mercedes in Barcelona eine Zwei-Stopp-Strategie gespielt hätte. Das ist momentan unser größtes Handicap", übte Marko leichte Kritik an "Checo", der bisher nicht das Optimum aus dem RB16R rausholte.
Mazepin "will's mit der Brechstange machen"
Nahezu das Maximum, wenn auch auf niedrigem Niveau, kitzelte dagegen Mick Schumacher aus dem Haas heraus. Trotz einiger Patzer des Deutschen lobte Marko dessen Entwicklung. "Es gab einige wenige Momente, in denen Mick Fehler gemacht hat. Wenn man seine Karriere betrachtet, hat er immer zwei Jahre gebraucht bis zur Spitzenleistung. In der Formel 1 ist die Lernkurve bisher deutlich schneller."
Im Vergleich zu Teamkollege Nikita Mazepin sieht Marko den deutschen Rookie deutlich vorn. "Er ist es im Gegensatz zu Mazepin vernünftig angegangen. Mazepin will's mit der Brechstange machen", kritisierte der Österreicher den jungen Russen, der im direkten Duell mit Schumacher bisher kein Land sah.
