Astrid Sibon verlor letztes Jahr im Finale knapp gegen Stefanie Noppinger und war bereits zweimal Last Woman Standing in der Schweiz. Bei den Ninja Warrior Germany Allstars gehört sie ohne Frage zu den Top-Favoritinnen.
In ihrer Vorrundenshow konnte die Niederländerin ihre Gegnerinnen ohne Probleme besiegen. Im großen Finale (Sonntag, 20:15 Uhr, auf RTL, TVNOW und im sport.de-Liveticker) greift sie nun nach dem Titel. Im Interview erzählt sie von anfänglichen Verständigungsproblemen mit Moritz Hans und nimmt uns mit auf eine Reise durch ihre bisherige Ninja-Karriere.
Astrid, Du kommst gebürtig aus den Niederlanden und wohnst in der Schweiz. Wie ist es zu deinem Umzug gekommen?
Astrid Sibon: Ich habe Physiotherapie in Groningen studiert. Bevor ich fertig war, war ich schon auf der Suche nach einem Job. Wir hatten unter uns Studenten eine Facebook-Gruppe. Da hat jemand geschrieben, dass Physiotherapeuten in der Schweiz gesucht werden. Dann habe ich gedacht: "Warum nicht?" Jetzt bin ich schon dreieinhalb Jahre da.
Ist es für dich schwierig, Schweizerdeutsch zu sprechen?
In den ersten Wochen habe ich gar nichts verstanden. Das hat sich aber schnell geändert: Schweizerdeutsch ist relativ ähnlich wie der Dialekt, der in meiner Heimat im Nordosten der Niederlande gesprochen wird. Viele Patienten, die ich behandle, kommen auch aus dem Ausland und hören gar nicht mehr heraus, dass ich aus Holland komme. Die denken, ich bin Schweizerin. Früher hatte ich mit Hochdeutsch viel mehr Probleme. Als ich bei Team Ninja Warrior mitgemacht habe, hat Moritz Hans gar nicht verstanden, was ich gesagt habe.
Wirst du auf der Arbeit oft erkannt?
Die Patienten wissen das oft schon vorher und wir machen auch etwas Werbung damit. Ninja Warrior wird auch in der Schweiz immer bekannter, deswegen sprechen mich auch in anderen Situationen viele Menschen darauf an.
Ist es schwierig für dich, deinen Beruf mit deinem Training zu vereinen?
Es geht jetzt besser als früher. Ende letzten Jahres wurde es schwierig, neben einer Vollzeit-Stelle jeden Tag zu trainieren. Ich habe meine Stunden etwas reduziert und meinen Rhythmus gefunden. Vielleicht finde ich noch einen Sponsor. Es wäre cool, wenn ich mich noch mehr auf den Sport konzentrieren könnte.
Wie sehen deine Trainingsmöglichkeiten in der Schweiz aus?
In der Nähe habe ich ein Fitnessstudio mit Ninja-Bereich. Ansonsten ist alles etwas weiter weg. Das bin ich schon aus meiner Kindheit gewöhnt: Da mussten wir auch immer mindestens eine halbe Stunde zum Training fahren. Auch hier werden aber immer mehr Hallen gebaut. Bald gibt es auch eine in Basel.
Du warst 2018 und 2019 schon "Last Woman Standing" in der Schweiz. Wie bist du ursprünglich dazu gekommen, Ninja-Sport zu machen?
Ich habe als Kind Kunstturnen gemacht und dann viele verschiedene Sportarten ausprobiert, zum Beispiel Fußball und Reiten. Während des Studiums habe ich mit Survival Running angefangen, das ist so ähnlich wie Obstacle Running und vor allem in Holland und Belgien bekannt. Damals habe ich auch schon an Wettkämpfen teilgenommen. Das Klettern lag mir immer mehr als das Joggen. Deswegen war ich immer froh, wenn die Hindernisse schwieriger waren.
Eigentlich kenne ich Ninja Warrior aus den USA und habe dann mitbekommen, dass in Holland eine Staffel produziert werden soll. Dann habe ich mich direkt beworben und bin 2017 zweitbeste Frau geworden.
Letztes Jahr hast du im deutschen Finale knapp gegen Stefanie Noppinger verloren, weil du an der Rolle ins Wasser gefallen bist. Wie war die Entscheidung damals für dich?
Wenn ich ein Rennen mache, überlege ich mir immer Risiko-Punkte. Bei der Rolle habe ich mir eigentlich keine Sorgen gemacht. Da muss man sich eigentlich einfach festklammern und das Beste geben. Meine Beine waren nicht lang genug, um sie ineinander zu haken. Ich habe dann einen Krampf im Bein bekommen und hatte etwas mit Übelkeit zu kämpfen. Dann konnte ich das nicht mehr halten. Das ist dumm gelaufen, hat mich aber motiviert. Ich war die einzige Frau, die im Halbfinale gebuzzert hat. Da wusste ich: Ich bin nah dran.
Du hast gesagt, dass dir komplizierte Kletter-Hindernisse mehr liegen. Hast du also mehr Bedenken bei den Obstacles, über die man einfach schnell drüber muss?
Da fühle ich mich auch wohl. Meine Balance ist gut und ich mache seit eineinhalb Jahren Parkour, also bin ich sicher auf den Beinen. Ich bin in keinem einzigen Ninja-Wettkampf an einem Balance-Hindernis gescheitert. Bei den Allstars muss man alles auf Geschwindigkeit machen, ich mache es aber lieber sicher.
In deiner Vorrunden-Show bist du ohne Probleme gegen Andrea Meßner und Rita Benker in den ersten beiden Runden weitergekommen. Hast du damit gerechnet, dass die beiden so schnell ins Wasser fliegen?
Damit habe ich nicht gerechnet. Beim Üben konnte ich schon sehen, was meine Gegnerin kann oder nicht. Ich habe mir vorgenommen, einfach mein eigenes Ding zu machen. Man muss immer davon ausgehen, dass man bis zum Ende durchziehen muss. Natürlich will ich am liebsten immer buzzern, aber so konnte ich Kraft sparen.
Danach musstest du gegen Andrea Forstmayr am Power Tower ran. Sie hatte offensichtlich Höhenangst und hat sich an den Tellern schließlich fallen lassen. Wie war der Power Tower für dich?
Ich habe eher Respekt vor Höhe, wenn meine Sicherheit in anderen Händen liegt. Ich hatte mal eine Situation beim Klettern, da hat mich jemand fallenlassen. Seitdem habe ich Respekt davor.
Aber beim Power Tower musst du dich auf dich selbst verlassen. Wir haben vorher einen Probesturz gemacht und das war gar kein Problem für mich. Andrea war bei den Stangen erst ein bisschen vorne, das hat mich aber nicht gestresst, weil die Teller mein Ding sind.
Was für eine Rolle hat die Nervosität für dich in der Show gespielt?
Ich bin immer nervös, aber ich habe gelernt, viel besser damit umzugehen. Bei Team Ninja Warrior und der normalen Staffel war ich viel zu nervös, das hat keinen Spaß gemacht. Dann habe ich mir letztes Jahr einen Sportpsychologen dazu geholt. Er hat mich schon im Studium unterrichtet. Seitdem hat es Klick gemacht. Ein gewisser Stress ist immer da, aber das ist auch gut so. Mittlerweile weiß ich viel besser, wie ich meinen Wettkampftag einteilen muss. So ein Ablauf bringt mehr Ruhe rein.
Hast du dir für dieses Jahr vorher ein Ziel gesetzt?
Mein Ziel ist es, zu gewinnen!
Jan Köppen hat dir den Spitznamen "Krasstrid" verpasst. Macht dich das stolz?
Das ist schon cool! Als Jan Köppen das gesagt hat, fanden das alle mega lustig. Die Leute haben mich dann auch schnell wirklich "Krasstrid" gennant. Mich stört das überhaupt nicht.
Das Gespräch führte Lionard Tampier.


