Jimmy Spithills Augen funkelten, in der Stimme des zweimaligen America's-Cup-Champions schwang wilde Entschlossenheit mit. "Wir leben dafür, einen weiteren Tag zu kämpfen", sagte der Steuermann von Herausforderer Luna Rossa: "Lasst uns wieder loslegen, ich wünschte, es würde jetzt sofort weitergehen."
Der Australier steht in Auckland im 36. Duell um die älteste Sporttrophäe der Welt gegen Titelverteidiger Emirates Team Neuseeland mit dem Rücken zur Wand. Am Dienstag verloren Spithill und sein italienisches Team das hochspannende und umkämpfte neunte Rennen und müssen nun vier Erfolge in Serie einfahren. Es steht 3:6, die "Kiwis" haben mindestens eine Hand an der "Silberkanne" und zwei Matchbälle am frühen Mittwochmorgen.
Die Segelnation Neuseeland fiebert dem insgesamt vierten Cup-Triumph in der 170 Jahre langen Geschichte des Wettbewerbs nach 1995, 2000 und 2017 entgegen - doch genau diese Situation stachelt einen Wettkampftypen wie Spithill an. Zumal er sich schon einmal aus einer noch kniffligeren Situation befreit hat: 2013, bei einem der größten Comebacks der Sportgeschichte, verwandelte der heute 41-Jährige als Skipper des Oracle Teams USA einen 1:8-Rückstand vor San Francisco in einen 9:8-Sieg. Und stürzte Neuseeland ins Tal der Tränen. Spithill wird mit Co-Steuermann Francesco Bruni alles dafür geben, dass sich Geschichte wiederholt.
"Der Zwischenstand ist nicht von Bedeutung"
"Ich war schon einmal an dem Punkt. Man darf nicht zu weit vorausschauen", sagte Spithill: "Der Zwischenstand ist nicht wirklich von Bedeutung. Das einzige, was wirklich zählt, ist das nächste Rennen." Er habe zurück am Dock "keine negativen Energien" in seinem Team gespürt.
Auf psychologische Manöver in Richtung von "Kiwi"-Skipper Peter Burling verzichteten die Herausforderer, zu groß sei der Respekt voreinander, sagte der sonst auch mal bissige "Pitbull" Spithill.
Beide Seiten liefern sich seit dem Beginn der Regatta hochspannende Duelle auf Augenhöhe, am Dienstag schaffte Neuseeland nach mehreren Führungswechseln den dritten Erfolg in Serie. Wegen unbeständigen Windes musste das zehnte Duell und damit eine mögliche Entscheidung dann auf Mittwoch vertagt werden. "Die Brise hat massiv nach links gedreht, und leider können wir den Kurs nicht rechtzeitig neu auslegen", teilte die Wettfahrtleitung kurzfristig mit.
Luna Rossa legte noch einen Trainingsstart hin, ging dann an Land und begann sofort mit der Vorbereitung auf das nächste Aufeinandertreffen. Ab jetzt muss für Spithill und Co. alles passen.