Mit enormer Wucht, taktischer Finesse und der Konsequenz eines Titelanwärters: Alexander Zverev steht nach der nächsten eindrucksvollen Vorstellung im Viertelfinale der Australian Open.
Der 23 Jahre Hamburger setzte sich am Sonntag mit 6:4, 7:6 (7:5), 6:3 gegen den Serben Dusan Lajovic durch und feierte seinen 50. Erfolg bei Major-Turnieren.
"Ich habe ein ziemlich gutes Match gespielt bei nicht so einfachen Bedingungen, es war deutlich kälter als zuletzt", sagte Zverev: "Ich bin sehr glücklich mit dem Dreisatzsieg."
Während der österreichische Weltranglistendritte Dominic Thiem, Zverevs Bezwinger im Finale der US Open, überraschend im Achtelfinale scheiterte, darf Zverev weiter vom ganz großen Coup träumen. Im Viertelfinale wartet der serbische Titelverteidiger Novak Djokovic. Der Weltranglisten-Erste setzte sich mit 7:6 (7:4), 4:6, 6:1, 6:4 gegen den Kanadier Milos Raonic durch. Für Djokovic war es der 300. Erfolg bei einem Grand-Slam-Turnier. Den Titel in Melbourne hat der 33-Jährige bereits achtmal geholt.
Die Runde der letzten Acht erreichte der Weltranglistensiebte zum fünften Mal bei einem Grand Slam. Zverev schloss damit in der deutschen Bestenliste zu Nicolas Kiefer auf. Nur drei Ex-Profis stehen noch über ihm: Boris Becker (23), Michael Stich (10) und Tommy Haas (8).
Wichtiger ist Zverev aber, dass er weiter im "Energiesparmodus" durch das Turnier geht. Erst einen Satz hat die deutsche Nummer eins bislang abgegeben und damit Kraft gespart, die bei früheren Anläufen auf den ersten Grand-Slam-Titel am Ende oft fehlte.
Nach seinem glatten Drittrundenerfolg gegen Adrian Mannarino hatte sich Zverev noch geärgert, dass er unter dem Radar fliegt und aus seiner Sicht von den Experten zu selten als ernster Titelanwärter genannt wird. Das wollte er ändern, stand nach einem frühen Aufschlagverlust aber zunächst unter Druck. "Man macht sich keine Sorgen, wenn es am Anfang bei ihm nicht so läuft", sagte Becker bei "Eurosport" und sollte in seinem Vertrauen bestätigt werden.
Zverev spielte nicht nur seine Physis aus, sondern war auch taktisch glänzend eingestellt. Er variierte bei der Aufschlaghärte und streute neben peitschenden Grundlinienschlägen auch immer wieder Stops ein. In der entscheidenden Phase des zweiten Satzes leistete er sich aber zunächst einige leichte Fehler und schmiss verärgert seinen Schläger auf den blauen Hartplatz.
Thiem: "Bin keine Maschine"
Doch Zverev, den seine Bauchmuskelprobleme nicht stärker einzuschränken schienen, fand die Konzentration schnell wieder und arbeite mit Nachdruck an dem Erfolg, den er nach 2:21 Stunden bejubelte.
Die Überraschung, die seine Titelchancen ein Stück vergrößern könnte, hatte er zuvor noch in seiner Aufwärmphase mitbekommen. "Ich bin keine Maschine", sagte sein Kumpel Thiem geknickt nach der 4:6, 4:6, 0:6-Pleite gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow, der nun auf den sensationell weiter siegenden Qualifikanten Aslan Karazew aus Russland trifft.
Bei den Damen ging es äußert knapp zu. US-Open-Siegerin Naomi Osaka (Japan) wehrte bei ihrem Dreisatzsieg gegen die frühere Weltranglistenerste Garbine Muguruza (Spanien) zwei Matchbälle ab. Die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams (USA) brauchte gegen Aryna Sabalenka (Belarus) mehr als zwei Stunden, bis ihr 54. Viertelfinaleinzug feststand. Simona Halep (Rumänien) schlug zudem die French-Open-Siegerin Iga Swiatek (Polen).





