Schalke 04s Miracle Run sorgte im Sommer 2020 für viel Begeisterung und Gesprächsstoff unter den europäischen League of Legends-Fans. Die Königsblauen lagen in der regulären Saison hoffnungslos zurück und kämpften sich völlig überraschend vom Tabellenende bis in die Playoffs vor. Wir werfen einen Blick zurück auf die traumhafte Serie der Westdeutschen.
Wenn wir uns an den Beginn des Summer Splits 2020 in der LEC erinnern, denken wir wahrscheinlich unter anderem an teilweise unterirdische Leistungen von Schalke 04. Das Team mit Sitz im Ruhrgebiet verlor Spiel um Spiel und stand nach acht Spieltagen noch ohne Sieg dar – dabei hatte man den Deutschen vor der Saison durchaus Überraschungspotential eingeräumt.
Gilius musste besagte grauenhafte Serie als Zuschauer verfolgen. Der Jungler wurde nach einem schwachen Spring Split ins Nachwuchsteam der Königsblauen verbannt, was sich in Anbetracht der schwachen Präsentationen der LEC-Mannschaft als ein Fehler erwies. Denn als Schalke den Deutschen wieder zurück ins Team holte, wendete sich das Blatt allmählich.
Plötzliche Kehrtwende
Als die Westdeutschen im neunten Spiel des Splits ihren ersten Sieg einfuhren – Fnatic wurde dem Erdboden gleichgemacht – brillierte Gilius auf ganzer Linie. Fortan trat das Team selbstbewusster, disziplinierter und aggressiver auf als in der ersten Saisonhälfte. Nach dem überraschenden Gewinn gegen Fnatic setzte es erneut zwei Niederlagen, bevor mit G2 der Titelverteidiger gewaltig unter die Räder kam.
Plötzlich setzt es Sieg um Sieg und die Erfolgswelle wurde einfach immer weiter geritten. Da der Saisonstart allerdings derart schwach war, benötigten die Königsblauen dennoch ein kleines Wunder, um die Playoffs der LEC erreichen zu können. Wenige Spieltage vor dem Ende regulären Saison zeichnete sich ab, dass sämtliche Konkurrenten mehr oder weniger ausschließlich passend gegeneinander spielen mussten, damit Schalke noch in die Playoffs einziehen konnte.
Wie im Drehbuch
Mit einer vormaligen Bilanz von 1:10 noch in die KO-Phase einzuziehen war natürlich vormals noch keinem Team gelungen. Doch irgendwie wirkte es beinah so, als hätte ein Drehbuchautor seine Finger im Spiel gehabt: Schalke gewann einfach munter weiter und der Rest der Liga spielte praktischer Weise stets passend gegeneinander. So standen die Königsblauen nach dem letzten Spieltag tatsächlich in den Playoffs – ein kleines Wunder.
Das ganz große Ziel stellte nun die erstmalige Qualifikation für die Weltmeisterschaft in China dar. Mit SK Gaming wurde die erste Hürde auf dem Weg nach Fernost spielend leicht aus dem Weg geräumt. Schließlich standen nur noch die MAD Lions zwischen den Westdeutschen und ihrer ersehnten Reise zu den Worlds. Königsblau ging mit 1:0 in Führung, hatte letztendlich aber das Nachsehen und schied mit 1:3 aus den Playoffs aus.
Auch wenn der Miracle Run nicht bis ans Ende aller Träume führte, schrieb Schalke trotzdem Geschichte. Mit einer Bilanz von 1:10 noch in die Playoffs einzuziehen, kam einem waschechten Wunder gleich. Die Königsblauen begeisterten, sorgten für viel Gesprächsstoff bei den Fans und katapultierten die LEC mit ihrer Serie sogar in nordamerikanische und asiatische LoL-Shows.
Nicolas Schmidt ist Chefredakteur bei esport.scetec.com und schreibt für sport.de über eSports. esport.scetec.com bietet dir aktuelle Berichterstattung zu weltweiten eSports-Events sowie zahlreiche Ergebnisse und Teamprofile.

