Am Sonntagnachmittag hat der FC Schalke 04 Christian Gross als neuen Trainer präsentiert. Der 66-jährige Schweizer soll das Wunder schaffen und die Königsblauen vor dem Abstieg retten. Wie er das schaffen will, hat er bei seiner Vorstellung verraten.
Eines machte Gross jedenfalls deutlich, die waghalsige Mission wird ohne den ausgebooteten Nabil Bentaleb stattfinden. "Nein, der gehört nicht dazu", sagte der neue Coach über seine Kaderplanungen. Bentaleb war Ende November beim Tabellenletzten aussortiert worden.
Immerhin: Sportvorstand Jochen Schneider stellte Gross für seine Rettungsmission Neuzugänge im Januar in Aussicht. "Wir wollen und werden alles tun, wozu wir in der Lage sind", versprach Schneider.
sport.de hat die Pressekonferenz mit Gross, Sportchef Jochen Schneider und Aufsichtsratsmitglied Huub Stevens begleitet. Das sind die wichtigsten Aussagen:
+++ "Stimmt es, dass sie ein Angebot von Schalke hatten vor einigen Jahren?"
Gross: "Ja, das war mit Horst Heldt, da war ich bei Clemens Tönnies. Aber es kam nicht zum Abschluss. Auch Rudi Assauer war mal in Zürich. Aber das ist lange her."
+++ "Wie steht es um Nabil Bentaleb?"
Gross: "Er gehört nicht zu den Spielern, die sich präsentieren dürfen/können."
+++ "Wären die beiden Spiele nach Manuel Baum eine Option gewesen?" +++
Gross: "Das wurde in dem Sinne nicht besprochen, es war immer der Wunsch von der Vereinsführung, wenn es zu einem Wechsel kommt, dann wird es in der Pause sein. Deshalb habe ich mir auch keine Gedanken gemacht."
+++ "Wie planen Sie das Training? Einmal, zweimal am Tag?" +++
Gross: "Das bespreche ich mit dem Trainerteam. Aber ich denke an zweimaliges Training pro Tag. Es kommt aber auch auf die Witterungsverhältnisse an. Es wird dem Team viel abverlangt, wir spielen ohne Fans. Ich werde die Mannschaft sicher nicht übertrainieren. Sie muss frisch sein, auch gedanklich."
+++ "Welche Kenntnisse haben Sie von der Mannschaft?"
Gross: "Ich möchte keine Spieler speziell erwähnen. Jeder hat die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Ich habe mir meine Meinung gemacht, behalte die aber für mich."
+++ "Ist der Wechsel von Weston McKennie zu Juventus fix? +++
Schneider: "Nein, das kann ich nicht bestätigen. Das ist auch nicht richtig."
+++ "Wollten Sie nicht eigentlich unter dem Tannenbaum sitzen, Herr Stevens?"
Stevens: "Der Aufsichtsrat ist ja nicht umsonst hier. Wir wollen auch ausstrahlen, dass wir ein gemeinsamer Verein sind, dass wir alle brauchen."
+++ "Sharp like a Shark" als Lebensmotto? +++
Gross: "Das ist mein Motto, ja. Ich brauche diese positive Aggressivität. Ottmar Hitzfeld ist ein Wolf im Schafspelz, er hat auch diese Aggressivität, wenn man genau guckt."
+++ Frage an Stevens: "Warum ist Gross der Richtige?"
"Er stand in meinen Gedanken an erster Stelle. Jochen hat mich angerufen und mich gefragt, was ich über Christian denke. Und ich habe gesagt: er ist der Richtige. Er hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er Teams dahin kriegen kann, wo sie hin müssen. Diese Erfahrung ist ganz wichtig."
+++ Gross über seine Art +++
Gross: "Ich nehme auch Spieler in den Arm. Ich will aber vor allem einen Konsens finden mit den Spielern. Ich bin nicht ultimativ, ich versuche immer den Spieler dort zu erfassen, wo man eine Möglichkeit hat, dass er sein Potenzial abruft. Jeder Spieler, der bei einem Bundesligisten unter Vertrag ist, hat ein Potenzial."
+++ Gross über Magath +++
Gross: "Der Mensch wächst am Widerstand. Ich habe immer sehr reizvolle Aufgaben gesucht."
Über Magath-Vergleich: "Ich kenne Felix Magath, so genau kenne ich aber seine Methoden nicht. Ich versuche meine eigene Karriere nochmals weiterzubringen. Es wäre ein toller Erfolg, wenn wir den Verbleib schaffen würden."
+++ "Ist Schalke die größte Herausforderung?" +++
Gross: "Das ist möglich. Aber ich habe jede Anstellung als große Herausforderung angenommen und immer versucht, mich weiterzubringen. Aber Schalke ist ein großer Klub, der überall auf der Welt Fans hat. Es ist eine ganz spezielle Aufgabe."
+++ Gross darüber, dass er in der Schweiz "der Polizist" genannt wird +++
Gross: "Wenn Sie richtig informiert sind, dann bin ich der Sohn eines Polizisten. Disziplin ist einer der Parameter, die man im Fußball braucht. Meine Mutter hat aber auch dazu beigetragen, sie war Turmspringern. Und wenn Sie mal aus 10 Meter heruntergesprungen sind, dann wissen Sie, wie viel Mut man im Leben braucht."
+++ Gross über seine Pläne +++
Gross: "Ich muss mir erst einmal einen Überblick verschaffen. Ich werde noch den ein oder anderen Test einbauen, um zu gucken. Wir haben jetzt ein wenig mehr Trainingszeit, bevor schon wieder Englische Wochen kommen. Spiele sind immer der beste Test, die man als Maßstab nehmen kann. Ich denke, dass man gezielt den Fitnessstand und das Leistungsvermögen dabei evaluieren kann."
+++ "Gibt es eine Trainerschule, der Sie sich zugehörig fühlen?" +++
Gross: "Da gibt es sehr sehr viele. Ich war Spieler, auch in der Bundesliga. Ich orientiere mich gerne an den Trainern, die Fußball mitbestimmen: Arséne Wenger, José Mourinho, auch Huub Stevens. Das sind Trainer, die aggressiv sind, dass sie die Spiele gewinnen wollen. Ohne eine positive Aggressivität geht es nicht."
+++ "Wann gab es den ersten Kontakt?"
Gross: "Der erste Kontakt war vor circa drei Wochen."
+++ Schneider über die Verpflichtungsgründe +++
"Es ist das Gesamtpaket. Wir haben bereits zusammengearbeitet, daher weiß ich, wie er wirkt, wie er die Mannschaft führt. Wie er Fußballspielen lassen will, wie er den Spielern Vertrauen zusprechen will. Das hat alles dazu geführt, dass ich ihn als Kandidaten vorgeschlagen habe."
+++ "Besteht eine Option auf Verlängerung bei Klassenerhalt?"
Gross: "Die Frage stellt sich dann, wenn es soweit ist. Ich habe noch sehr viel Energie. Die brauche ich ganz bestimmt. Ich muss in Form sein, um diese Aufgabe erfolgreich zu bestreiten. Ich entscheide dann aber nicht alleine, wie diese Aufgabe in Zukunft aussieht. Lassen Sie uns erst einmal die Zukunft gestalten."
+++ "War Christian Gross die erste Option?"
Schneider "Ja, er war die erste Option!"
+++ "Hat der Reiz der Bundesliga und der Reiz von Schalke ausgereicht, um Sie zu überzeugen?" +++
Gross: "Die Faszination Schalke, ein berühmter und spezieller Verein, war genug. Ich habe immer betont, dass mich grundsätzlich das Mittelfeld nicht groß interessiert. Sondern dort mitzuspielen, wo es spannend ist. Im Titelrennen oder eben dort, wo es darum geht, dass der Verein nicht absteigt. Wir haben fünf Monate Zeit, die Mission erfolgreich zu gestalten."
+++ An Schneider: "Wie viel Spielraum ist für Transfers?" +++
Schneider: "Wir wollen alles tun und werden alles tun, wofür wir in der Lage sind."
+++ "Inwiefern sehen Sie Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt?" +++
Gross: "Ich hatte die Möglichkeit mich mit Huub Stevens auszutauschen. Es gibt immer Wünsche. Welcher Trainer hat diese nicht. Die Lage ist sehr angespannt. Aber der Verein ist bereit, alles zu machen, damit diese Mission gelingt. Ich denke, dass wir vor allem auf den Außenbahnen und von der Schnelligkeit her Bedarf haben. Es ist aber auch ein gesamtmannschaftliches Problem, die Mannschaft muss zusammenrücken und die Aufgabe gemeinsam schaffen."
+++ "Wie haben Sie den Weg von Schalke verfolgt? +++
Gross: "Ich habe den Fußball sehr genau verfolgt, national in der Schweiz wie auch international. Da haben ich mich vor allem für die Bundesliga und die englischen Spiele interessiert. Ich bin nicht herumgereist aufgrund der Pandemie. Mit dem Anruf von Jochen Schneider habe ich den FC Schalke 04 genauer verfolgt. Die Mannschaft sollte mutig spielen, das wird sich auszahlen. Wir bekommen eine mutige und clevere Mannschaft auf den Platz, daran will ich arbeiten. Wie Jochen Schneider schon angedeutet hat, ist es eine schwierige Aufgabe, aber die Entscheidung steht erst Ende der Saison an."
+++ "Was planen Sie?" +++
Gross: "Es gibt viel zu tun, lassen Sie mich das anpacken. Die Mannschaft kann alles aus sich herausholen, dann kann sie es schaffen."
+++ "Was sagen Sie Kritikern, die sagen, wie soll DER nach der langen Europa-Auszeit Schalke retten?" +++
Gross: "Auch in Ägypten wird Fußball gespielt. Den letzten Titel, den ich geholt habe, war in Afrika der Confederations Cup. Ich denke, ich kann etwas vorweisen. Der erste Eindruck der S04-Mannschaft war sehr positiv, sie sind sehr präsent. Sie haben jetzt ein paar Tage frei gehabt, aber es waren sehr wenig."
+++ "Herr Gross, was ging Ihnen durch den Kopf, als der Anruf kam?"
Gross: "Ich habe mir immer die Option offengehalten, wenn eine Möglichkeit kommt, die spannend ist, und das ist Schalke, dass ich dann zurückkomme aus der Rente. Ich war überrascht von dem Anruf, aber genauso erfreut. Ich war froh, dass sich Herr Schneider an die gemeinsame Zeit in Stuttgart erinnern konnte. Mit demselben Elan wollen wir nun die Aufgabe angehen."
+++ Schneider spricht +++
"Ich freue mich sehr, Christian Gross als Cheftrainer in unserer Mitte begrüßen zu dürfen. Wir wissen, wir sind in einer äußerst prekären Situation. Wir haben 21 Spiele vor uns, einen Marathon, den wir gemeinsam angehen wollen. Christian Gross und ich haben vor einigen Jahren eine ähnliche Mission in Stuttgart angetreten, die am Ende der Saison 2009/2010 sehr erfolgreich endete. Ich bin zuversichtlich, dass er mit seiner Expertise und seiner Menschenführung genau der Richtige ist."
+++ Die Protagonisten sind da! +++
Es kann losgehen mit der Pressekonferenz!
Mehr dazu: Das ist Schalkes Plan mit "Rentner" Gross
+++ Klägliche Serie +++
29 Spiele sind die Königsblauen mittlerweile schon ohne Sieg. Damit fehlen nur noch zwei Partien, um den Rekord von Tasmania Berlin einzustellen, von dem wohl niemand jemals geglaubt hätte, dass dieser möglicherweise sogar übertroffen werden könnte. Mehr dazu hier!




























