Christian Heidel soll den krisengeschüttelten Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05 retten. Doch der frühere Macher lässt sich mit seiner Entscheidung Zeit.
Das Warten auf die Ankunft des Messias erhält an diesen Weihnachten beim FSV Mainz 05 eine ganz neue Bedeutung. Schließlich trägt der Heilsbringer, der den tief gefallenen Fußball-Bundesligisten retten soll, den Namen Christian Heidel.
Doch der einst so erfolgreiche und immer noch glühend verehrte Ex-Manager lässt sich Zeit. Erst am Ende der Feiertage soll klar sein, ob Heidel das Himmelfahrtskommando übernimmt. Dabei ist eigentlich Eile geboten.
"Wir haben seit anderthalb Jahren eine sportliche Krise, durch die Corona-Zeit kommt eine wirtschaftliche dazu. Wir sind komplett im Krisenmodus", gestand der Mainzer Klubchef Stefan Hofmann unverblümt ein: "Natürlich ist uns bewusst, dass wir unter Zeitdruck stehen. Die Lösungen müssen schnell her. Die Themen müssen aber auch alle nacheinander abgearbeitet werden - in der Kürze der Zeit."
Nach der Trennung von Sportvorstand Rouven Schröder am Dienstag könnte der Zeitplan beim Tabellenvorletzten so aussehen: Der offensichtlich überforderte Trainer Jan-Moritz Lichte wird beim Pokalspiel am Mittwoch gegen den Zweitligisten VfL Bochum zum letzten Mal auf der Bank sitzen.
Ehemaliger Schalke-Trainer zum FSV Mainz 05?
Bis zum Sonntag ist sich Heidel darüber im Klaren, ob er die Nachfolge seines Nachfolgers Schröder antritt. Falls sich der gebürtige Mainzer zu seinem Heimatverein bekennt, bringt er zum Training am Montag einen neuen Trainer mit.
Zwei Kandidaten werden heiß gehandelt. Zum einen der ehemalige Mainzer Profi Bo Svensson (41), der derzeit beim österreichischen Zweitligisten FC Liefering unter Vertrag steht. Zum anderen Domenico Tedesco (41), der bereits seinen Abschied von Spartak Moskau angekündigt hat - und der den derzeit noch größeren Krisenklub Schalke 04 unter Sportvorstand Heidel vor zweieinhalb Jahren zum Vizemeister gemacht hatte.
Dass Heidel sich innerhalb von wenigen Tagen entscheiden und gleichzeitig einen neuen Coach installieren kann, steht für Hofmann außer Frage. "Derjenige, der die Verantwortung übernehmen soll, ist ja nicht vom Baum gefallen. Er weiß bestens über den FSV Bescheid", sagte der Klubchef über den 57-Jährigen, der bis zu seinem Abgang Richtung Gelsenkirchen im Jahr 2016 die FSV-Geschicke fast ein Vierteljahrhundert gelenkt hatte.
Christian Heidel wollte nicht mehr an die "vorderste Front"
Das Problem ist allerdings, dass alles ganz anders geplant war. Heidel sollte ursprünglich zwar in den Vorstand, aber er wollte laut Hofmann nicht mehr an die "vorderste Front". Der frühere Macher, der zuletzt zwischen seinen Wohnsitzen in Mainz und auf Mallorca pendelte, sollte vielmehr die Gesamtstrategie des Vereins entwickeln - den er erst vom Provinzklub zum etablierten Erstligisten gemacht hatte.
Da Schröder aber nicht unter dem "Spiritus Rector" Heidel dienen wollte, soll der auf Schalke gescheiterte Heidel nun wieder ins Rampenlicht. Falls der einst als Entdecker von Trainern wie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sowie als guter Kaderplaner gefeierte Heidel aber absagt, steht der FSV vor einer ungewissen Zukunft. "Plan B brauchen wir hoffentlich nicht", ließ Hofmann vielsagend wissen.
Was die Mainzer in jedem Fall brauchen, ist ein Plan für die 2. Liga. Nach dem Fast-Abstieg in der vergangenen Saison, der andauernden Unruhe mit dem Höhepunkt des Spielerstreiks und der Entlassung von Trainer Achim Beierlorzer scheint der Gang in die Zweitklassigkeit fast schon die logische Folge zu sein - mit oder ohne Heiland Heidel.



























