Der EM-Auftakt der DHB-Frauen wird von einem Coronafall überschattet. Ungeachtet dessen will der Ausrichter der Männer-WM im Januar in Ägypten sogar Zuschauer erlauben.
Dinah Eckerle segelte wie gewohnt durch ihr Tor, Kim Naidzinavicius versenkte die Bälle aus der zweiten Reihe: Zumindest beim Abschlusstraining rückten die Corona-Diskussionen bei den deutschen Handballerinnen für kurze Zeit in den Hintergrund. Der EM-Start am Donnerstag (18:00 Uhr) wird jedoch von großen Bedenken wegen zahlreicher Infektionen beim Gegner Rumänien begleitet.
"Wenn bei einigen Spielerinnen am Ende die Sorge um die Gesundheit überwiegen sollte, werden wir es niemandem übel nehmen", sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer dem "SID". Jede Spielerin dürfe "selbstverständlich für sich entscheiden, ob sie auflaufen will oder nicht".
Bislang gibt es aus dem Team keine derartigen Signale, doch die Spielerinnen gehen mit einem mulmigen Gefühl an den Start. "Das Bubblesystem, wie es uns versprochen worden ist, ist ein bisschen kaputt", sagte Rechtsaußen Amelie Berger, versicherte aber, dass der "Kopf voll beim Spiel" sei. Das Unverständnis über die Entscheidung der Europäische Handball-Föderation (EHF) war ihr dabei allerdings deutlich anzumerken.
Wegen eines positiven Tests am Dienstag und zahlreichen vorherigen Fällen im rumänischen Team hatte der deutsche Verband noch am Dienstagabend eine Verlegung der Partie beantragt - doch der EM-Ausrichter lehnte am Mittwochmittag ab.
"Sie wollen mit einer hohen Testfrequenz bis zum Spielbeginn dafür sorgen, dass wir uns sicher fühlen", sagte Kromer mit deutlich spürbarem Unbehagen. Man habe die Entscheidung der EHF "zur Kenntnis" genommen: "Wir sehen die Gefahr, dass die Infektionen innerhalb der Mannschaft weitergereicht worden sind."
Die deutsche Mannschaft war am Mittwoch dennoch um Normalität bemüht. Training, Teambesprechung, gemeinsames Essen: Nachdem sämtliche Coronatests vom Vortag negativ ausgefallen waren, spulten Kapitänin Naidzinavicius und Co. ihr gewohntes Programm ab.
"Die Themen, die derzeit abseits unserer sportlichen Vorbereitung laufen, nimmt die Mannschaft natürlich wahr", sagte Teammanagerin Maren Baumbach nach dem Training: "Unser Eindruck ist aber, dass die Spielerinnen sehr fokussiert sind und gut mit der Sache umgehen."
Eines ist klar: Das Thema Corona liegt schon vor dem ersten Torwurf wie ein dunkler Schatten über dem Turnier. Während etliche Spielerinnen schon im Vorfeld für den Saison-Höhepunkt passen mussten und auch Co-Gastgeber Norwegen zehn Tage vor dem Start abgesprungen war, wartet das deutsche Team noch immer auf seinen Coach.
Bundestrainer Henk Groener sitzt in der niederländischen Heimat quasi auf gepackten Koffern. Zwar liegt der CT-Wert beim vor Wochen corona-erkrankten Groener längst wieder im grünen Bereich, doch ein nach wie vor positives Testergebnis verhindert bislang die Einreise nach Dänemark.
Angesichts des, gelinde gesagt, holprigen Starts des ersten Handball-Großturniers unter Corona-Bedingungen muten da neue Aussagen des Weltverbandspräsidenten fast schon skurril an: Hassan Moustafa plant, das sagte er in einem Interview der Sport Bild, die Männer-WM im Januar in Ägypten "mit Zuschauern zu organisieren". Nicht mit voller Auslastung, "natürlich" nicht, "sondern abhängig von der Arena und der COVID-19-Situation".
Zweifel an der WM-Austragung hegt Moustafa keine, "weil ich volles Vertrauen in unsere Akteure, also die Nationalverbände, Spieler, Trainer, Offiziellen habe". Moustafa zeigte zwar Verständnis dafür, dass manche "Angst vor dem Risiko" hätten. Aber er versicherte, "dass bei der WM strenge Regeln gelten werden". "Die IHF, die ägyptische Regierung und die Weltgesundheitsorganisation werden die Umsetzung des Konzepts beaufsichtigen, damit in der Blase alle so sicher wie möglich sind", so Moustafa.







