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"Der härtester Gegner, den ich schlagen musste"

Als Niki Lauda die spannendste WM aller Zeiten gewann

Niki Lauda (li.) sicherte sich 1984 in Portugal den WM-Titel
Niki Lauda (li.) sicherte sich 1984 in Portugal den WM-Titel
Foto: © via www.imago-images.de
23. Oktober 2020, 11:42
sport.de
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Vor 36 Jahren erlebte die Formel 1 in Portugal das knappste WM-Finish ihrer Geschichte. Alain Prost sah schon wie der kommende Weltmeister aus. Doch dann schlug das Schicksal zu. Nutznießer war ein gewisser Niki Lauda, der das schier Unmögliche möglich machte.

Am Samstag war die Formel-1-Weltmeisterschaft 1984 für den WM-Führenden Niki Lauda eigentlich schon verloren. Während sein Teamkollege und größter Rivale Alain Prost im Qualifying zum Großen Preis von Portugal auf Startplatz zwei raste, stellte der Österreicher seinen Boliden nur auf Platz elf - ein Desaster für den zweimaligen Titelträger aus Wien, der mit nur 3,5 Punkten Vorsprung nach Estoril reiste. 

Dass Alain Prost den technisch überlegenen McLaren von der ersten Startreihe aus auf Platz eins ins Ziel bringen würde, war eine (nahezu) sichere Sache. Schließlich hatten er und Lauda in dem rot-weißen Kult-Renner bis dato elf der 15 Saisonrennen gewonnen. Der MP4/2 war eine Klasse für sich. Laudas Rechnung war demnach so kompliziert wie klar: Er musste Zweiter werden. Und zwar um jeden Preis.

Lauda und die unnachahmliche Aufholjagd

Mit einem schlechten Start ritt sich der Österreicher aber schon in der ersten Runde weiter in den Schlamassel. "Ich habe sofort zwei, drei Plätze verloren. Das größte Problem war dann der Verkehr. Ich bin nicht so leicht wie gedacht an den anderen Wagen vorbeigekommen", beschrieb Lauda später die Folgen einer völlig verkorksten Anfangsphase.

Weiter vorne lief es für Alain Prost unterdessen wie geplant. Gemeinsam mit Keke Rosberg und Nigel Mansell setzte sich der Franzose vom Rest des Feldes ab. Schon in Runde sechs übernahm Prost die Führung, die er bis zum Schluss souverän verteidigte. Seine Pflicht hatte er damit erfüllt.

Und Lauda? Der setzte weiter hinten zu einer unnachahmlichen Aufholjagd an. Der Österreicher machte Platz um Platz gut. Sein überlegener Wagen allein reichte ihm dabei aber nicht. "Ich musste immer Vollgas fahren und volles Risiko gehen", erklärte Lauda später seine "Harakiri-Taktik".

Nach 50 von 70 Runden hatte Lauda mit seiner beherzten Fahrweise den Großteil der Arbeit erledigt, seinen McLaren schon bis auf Platz drei nach vorne getragen. Die größte Herausforderung wartete allerdings noch: 30 Sekunden vor ihm fuhr Nigel Mansell in seinem Lotus auf Platz zwei. Ihn musste der Österreicher noch einfangen, um der WM eine weitere, unerwartete Wende zu geben.

Doch noch bevor Lauda zu seiner letzten Jagd ansetzte, spielte ihm das Schicksal beziehungsweise die Bremse von Mansell in die Karten. Der Brite verlor binnen zwei Runden zweimal die Kontrolle über seinen Lotus und drehte sich von der Strecke. Irgendwie blieb er im Rennen, an eine Fahrt bis ins Ziel war aber nicht mehr zu denken. Und so bog Mansell in der 52. Runde mit seiner kaputten Bremse in die Boxengasse ein und gab auf - und machte Niki Lauda unfreiwillig zum Weltmeister.

Lauda und Prost auf dem Podest in Portugal
Lauda und Prost auf dem Podest in Portugal

Der Österreicher trug seinen Wagen in den letzten Runden um den Kurs und ließ sich sogar von den Überrundeten entrunden. So sehr Lauda den MP4/2 zuvor strapazierte, so vorsichtig bewegte er ihn nun Richtung WM-Titel. 

"Der härtester Gegner, den ich schlagen musste"

"Ich habe nie gezweifelt und hatte immer Hoffnung", verriet der dreifache Weltmeister nach dem Rennen, welche Gedanken ihm in den 70 Runden durch den Kopf schossen. Es sei eines der "härtesten Rennen gewesen, die ich je gefahren bin", erklärte Lauda, der auch seinem größten Widersacher Tribut zollte: "Er war der härtester Gegner, den ich bis jetzt schlagen musste. Deswegen ist dieser WM-Titel der wichtigste für mich."

Alain Prost nahm die Niederlage sportlich. Man brauche einfach auch Glück, um eine WM zu gewinnen, konstatierte der Franzose, der im zweiten Jahr in Folge "nur" Vize-Weltmeister wurde: "Und ich denke, Niki hatte das Glück in diesem Jahr. So ist das Leben." Zwar habe er die WM mit einem halben Punkt verloren, "aber nach den ganzen Interviews werde ich zusammen mit Niki trinken gehen".

Nach dem verhängnisvollen Ende der Saison 1984 wendete sich das Blatt für Prost zum Guten. 1985 wurde er zum ersten französischen Weltmeister der Formel-1-Geschichte. 1986, 1989 und 1993 ließ er drei weitere Titel folgen.

Für den 2019 verstorbenen Lauda war das Jahr 1984 dagegen der Anfang vom Ende seiner Fahrerkarriere. 1985 bestritt der Österreicher seine letzte Saison als aktiver Pilot. Sein Glück hatte ihn da aber schon verlassen. Nach elf Ausfällen in 14 Rennen beendete Lauda die WM nur auf Platz zehn.

Christian Schenzel

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1AustralienOscar PiastriMcLaren346
2GroßbritannienLando NorrisMcLaren332
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing306
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team252
5MonacoCharles LeclercFerrari192

Portugal GP 1984

1FrankreichAlain Prost1:41:11.753h
2ÖsterreichNiki Lauda+13.425s
3BrasilienAyrton Senna+20.042s
4ItalienMichele Alboreto+20.317s
5ItalienElio de Angelis+1:32.169m

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