Lewis Hamilton fährt seit Jahren in einer eigenen Welt. Beim Großen Preis der Eifel auf dem Nürburgring stellte der Mercedes-Star Michael Schumachers Rekord von 91 Grand-Prix-Siegen ein. Stellt sich die Frage: Wer ist der wahre GOAT der Formel 1? Wir machen den großen Vergleich Lewis vs. Schumi.
In der wichtigsten Formel-1-Kategorie ist Schumacher noch die Nummer 1: Der 51-Jährige gewann in seiner Karriere (1991 bis 2006 und 2010 bis 2012) sieben Weltmeister-Titel.
Aber: Wenn alles normal läuft, zieht der sechsmalige Weltmeister Hamilton am Ende des Jahres in puncto WM-Trophäen mit dem Deutschen gleich. 2021 könnte er sich mit Titel Nummer 8 zum alleinigen Rekord-Champion krönen.
Bei den GP-Siegen zog "King Lewis" (91) am Nürburgring mit Schumi (91) gleich. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis der Engländer auch diese Bestenliste alleine anführt. Selbst die Marke von 100 Siegen ist dem 35-Jährigen absolut zuzutrauen.
Was die Sieg-Quote angeht, hat Hamilton (35 Prozent) Schumacher (30) schon getoppt. Und auch Schumis Ferrari-Marke wackelt bald: Der "Rote Baron" gewann mit der Scuderia 72 Grands Prix, Hamilton sackte auf Mercedes 70 Siege ein.
Formel 1: Michael Schumacher noch immer Hattrick-König
Und auch den Champagner-Rekord hat Hamilton der F1-Legende aus Kerpen diese Saison abgeknöpft. Schumacher grüßte in seiner Laufbahn 155 Mal vom Podest. Hamilton besuchte das Treppchen in der Eifel zum 160. Mal.
König der Pole Positions ist Hamilton schon lange. 96 Mal raste der Brite auf Startplatz 1, Schumacher schaffte dies "nur" 68. Mal.
In zwei Kategorien hat Schumi dagegen die Nase noch deutlich vorne: Er fuhr 77 Schnellste Rennrunden, Hamilton schaffte dies beim Toskana-GP "erst" zum 51. Mal. Und auch beim Hattrick aus Pole Position, GP-Sieg und Schnellster Rennrunde liegt Schumacher (22) vor seinem Mercedes-Nachfolger (17).
Vergleiche hinken manchmal
Hamilton vs. Schumi – wer ist größer? Gelehrte und Fans streiten über die Frage nach dem F1-GOAT (Greatest Of All Time), doch wie in anderen Sportarten auch, ist der Vergleich der Besten schwierig, weil Schumacher und Hamilton ihren Sport in unterschiedlichen Ären dominierten.
Schumacher und Ferrari unterwarfen die Königsklasse in einer Zeit, als Benziner noch das Maß der Dinge waren, Hamilton und Mercedes herrschen dagegen im V6-Hybrid-Zeitalter, in dem ein F1-Auto mehr Knöpfe hat als so manches Herrenhemd.
Auch die Regeln und Punktesysteme änderten sich im Laufe der Zeit: Hamilton sammelte mit 3.661 Punkten zum Beispiel mehr als doppelt so viele Zähler ein wie Schumacher (1.566). Zu Schumis Zeiten (sein Comeback 2010-2012 ausgeklammert) gab es für einen Sieg aber auch nur 10, statt der heute üblichen 25 Punkte.
Außerdem fanden zu Schumachers Hochzeit weniger F1-Rennen pro Saison statt, sonst hätte die Scuderia-Legende wahrscheinlich noch mehr Siege und Punkte eingefahren.
Schumacher baute Ferrari auf, Hamilton schlug gleich mal Alonso
Einige markante Unterschiede lassen sich in den Karrieren der F1-Dominatoren dennoch festmachen. Schumacher begann seine Karriere bei Rennställen, die damals nicht zu den Topteams gehörten (Jordan, Benetton). Dass Schumi gegen die starken Williams 1994/95 den Titel holte, schätzen viele Experten als besonders herausragende Leistung ein.
Hamilton startete 2007 im McLaren dagegen gleich in einem Top-Auto durch, verpasste in seiner Premieren-Saison nur ganz knapp die WM. Für Hamilton spricht, dass er als Rookie mit Fernando Alonso einem ganz Großen der Zunft das Wasser abgrub. Schumacher musste weder bei Benetton noch später bei Ferrari einen derart starken Stallrivalen bekämpfen.
Schumachers Vermächtnis ist für immer mit der Wiederauferstehung Ferraris verbunden. Zusammen mit Ross Brawn und Jean Todt mistete der Perfektionist den roten Saustall ab 1996 aus, machte aus der Scuderia das Nonplusultra der Formel 1, gewann fünf Titel in Serie (2000 bis 2004).
Im Vergleich dazu setzte sich Hamilton 2013 bei Mercedes fast schon in ein gemachtes Nest – die Silberpfeile nutzten die Umstellung auf die besagten Hybrid-Motoren damals besser als alle anderen, fahren seither praktisch durchgängig in einer anderen Liga.
Ein Umstand, von dem nicht nur Hamilton, sondern auch Nico Rosberg profitierte. Unser heutige F1-Experte durchbrach 2016 Hamiltons WM-Lauf, der Brite konnte so bislang nur drei Titel in Serie einfahren.
Michael Schumacher vs. Lewis Hamilton - die nackten Zahlen:

Ohne Mercedes-Comeback strahlt Schumis Stern heller
Noch etwas sollte beim großen Lewis-Schumi-Vergleich nicht unterschlagen werden: Schumachers eigentlich überflüssiges Comeback bei Mercedes von 2010 bis 2012.
Der einstige F1-Kaiser wollte es mit 40 Jahren nochmal wissen, fuhr im damals noch hoffnungslos unterlegenen Silberpfeil allerdings hinterher. In 58 Rennen schaffte es Schumi nur einmal aufs Podest.
Vergleicht man Hamiltons Statistik einzig mit Schumachers "erster Karriere" (siehe Tabelle), strahlen die Rekorde und Zahlen des Deutschen von Silberstreifen ungetrübt in knallrot – mit zwei blau-gelben Benetton-Tupfern.
Was nun, Hamilton oder Schumi? Manch einer würde antworten: Senna. Ein anderer: Fangio. So ist das bei diesen Vergleichen.
Martin Armbruster