Das Halbfinale der Königsklasse ist nicht nur sportlich ein großer Erfolg für RB Leipzig. Die Akzeptanz für den Klub steigt, auch wenn das den Kritikern nicht gefällt.
RB Leipzig stürmt mit begeisterndem Fußball ins Halbfinale der Champions League - und was macht "11Freunde"? Das beliebte Fußball-Kulturmagazin tut so, als ob das alles nicht stattfände. Man habe sich gegen jegliche Berichterstattung über den Emporkömmling entschieden, "weil wir das Konstrukt RB Leipzig nicht weiter normalisieren wollen".
Auch ein Blick auf die Kommentare in sozialen Netzwerkseiten zeigt: An RB Leipzig scheiden sich noch immer die Geister. Doch wahr ist auch, dass mit jedem Erfolg die Akzeptanz des erst 2009 gegründeten Klubs steigt. Und die Aufregung über den Wettbewerbsvorteil durch die vielen Red-Bull-Millionen und durch eine fragwürdige Transferpolitik innerhalb des Imperiums nimmt ab.
"Ich glaube schon, dass wir in den letzten vier Jahren in der Bundesliga anders wahrgenommen werden", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bei "Sky". Der Fußballfan erkenne nun, dass Leipzig den Erfolg nicht um jeden Preis kaufe. Man wolle "nachhaltige Wege" gehen, und deswegen seien Bayern München und Borussia Dortmund "von uns noch einige Schritte entfernt".
500 Millionen Euro von Mateschitz?
Geht Leipzigs Aufstieg aber so rasant weiter, ist dieser Rückstand bald Geschichte. Der Klub, der 2009 vom SSV Markranstädt das Startrecht für die Oberliga übernommen hatte, gehört nur elf Jahre später zu den Top-Vier in Europa. Und er will noch höher hinaus.
"Es wird eine Herausforderung sein, uns mit der gleichen Geschwindigkeit zu entwickeln wie in den vergangenen elf Jahren", sagte Trainer Julian Nagelsmann, der die "vielen guten Entscheidungen" von Ralf Rangnick und Mintzlaff als Hauptgrund für den Erfolg sieht. Für andere ist es eher das viele Geld.
Konkrete Zahlen über die Investitionen des Mäzens Dietrich Mateschitz macht der Klub nicht öffentlich. Aber die "Mitteldeutsche Zeitung" hatte einmal unwidersprochen alle Zuwendungen für Sponsoring, Stadionkauf und Bau der Akademie am Cottaweg auf rund 500 Millionen Euro geschätzt.
Die aktuellen Schulden bei Red Bull belaufen sich laut des Jahresabschlusses 2018/19 auf 86,3 Millionen Euro. Vergangenes Jahr wurden 100 Millionen Euro Schulden in eine Kapitalrücklage umgewandelt. "Nichts Unübliches oder gar Befremdliches", teilte der Klub mit. Ein praktischer Schuldenerlass, meinen dagegen Kritiker.
RB als "Imitat" statt Fußballverein?
Die UEFA sah bislang keinen Anlass, wegen möglicher Verfehlungen gegen das Financial Fairplay Sanktionen zu verhängen. Auch wechseln noch immer fleißig Spieler von Red Bull Salzburg nach Leipzig - Angreifer Hee-Chan Hwang war die Nummer 19. Eine offizielle Geschäftsverbindung zwischen beiden Klubs gibt es nicht mehr. RB nutzt die Grauzonen, so wie schon bei der Lizenzierung für die Deutsche Fußball Liga (DFL). Auf dem Papier hält der Klub, der nur 19 stimmberechtigte Mitglieder hat, die 50+1-Regel ein.
Vielen Fans sind solche Dinge egal. Bei Beliebtheitswahlen landet der Klub regelmäßig weit vorne, vor allem junge Menschen lassen sich gerne vom spektakulären Fußballstil und dem aggressiven Marketing begeistern.
Und damit hätte der Mäzen sein Ziel erreicht, glaubt "11Freunde". RB Leipzig sei "einzig und allein geschaffen, um die Marke Red Bull zu stärken". Für das Magazin ist es daher "kein Fußballverein", sondern "ein Imitat".