Gastgeber und Titelverteidiger Bayern München steht beim Finalturnier der Bundesliga unter Zugzwang. Ohne Steigerung könnte im Viertelfinale gegen die MHP Riesen Ludwigsburg schon Schluss sein.
Danilo Barthel schüttelte den Kopf. "Auf keinen Fall", so der Kapitän der Basketballer von Bayern München, habe er diese herbe Pleite gegen die EWE Baskets Oldenburg schon verdaut. Und dabei wartet am Mittwoch zum Playoff-Auftakt des Bundesliga-Finalturniers doch gleich die nächste brettharte Aufgabe. Im Viertelfinale gegen den Geheimtipp MHP Riesen Ludwigsburg heißt es für den Titelverteidiger: Do or die, friss oder stirb.
Barthel rief daher sein Team zur Ordnung. "Wir müssen konzentrierter spielen und dürfen uns keine Schwächephase erlauben wie gegen Oldenburg", sagte der Nationalspieler vor dem Hinspiel gegen Ludwigsburg am Mittwoch (20:30 Uhr): "Wir müssen auch mehr Energie bringen, damit wir die von Ludwigsburg matchen können." Damit spricht er etwas an, dass am vergangenen Sonntag gegen Oldenburg bei der schon zweiten Turnier-Niederlage zum Abschluss der Gruppenphase offenkundig gewesen war.
Der Turniergastgeber leistete in den Drangphasen der anderen Mannschaft kaum Gegenwehr, er ergab sich seinem Schicksal. Gegen die defensivstarken Ludwigsburger, die sich für gewöhnlich von der Bank lauthals zu Höchstleistungen pushen, müssen die Bayern ein ganz anderes Energielevel aufbringen. "Wir haben eine gute Stimmung im Team", sagte Barthel: "Wir müssen es einfach auf das Spielfeld übertragen. Aber ich glaube, dass das in diesen Do-or-Die-Spielen von alleine kommt."
Sich auf die individuelle Klasse zu verlassen, wäre jedenfalls fatal. Auch weil sich die Formation noch nicht gefunden hat. Da in Ex-NBA-Profi Greg Monroe die Offensivoption Nummer eins aus der wegen des Coronavirus abgebrochenen Hauptrunde unter dem Korb fehlt, musste Trainer Oliver Kostic umdenken. Auch die Knieverletzung des fast unersätzlichen Flügelspielers Nihad Djedovic erfordert ein anderes Spiel von den Bayern.
Die Abwesenheit der Starspieler macht sich besonders in der Rückwärtsbewegung bemerkbar, Oldenburg kam zu vielen leichten Punkten. Bei den MHP Riesen herrscht dennoch großer Respekt vor den Münchnern, die unbedingt ihren dritten Meistertitel in Folge holen wollen. "Wenn die ganz normal spielen, können die jede Mannschaft schlagen. Nicht nur hier, sondern auch in Europa", sagte Ludwigsburgs Trainer John Patrick. Sie müssen es aber auch beweisen, am besten schon am Mittwoch.
Denn ein Aus im Viertelfinale können sie sich nicht erlauben. Flöge der große Top-Favorit am kommenden Freitag (16:30 Uhr) im Rückspiel tatsächlich raus, wäre eine turbulente Spielzeit höchst bescheiden geendet. Lange vor Corona hatte Uli Hoeneß, damals noch Präsident, vom Erreichen der EuroLeague-Playoffs geträumt. Dieser Traum platzte nicht nur, weil die EuroLeague ihre Saison schließlich wegen Corona abbrach.
Das Viertelfinale war ohnehin fast unmöglich zu erreichen gewesen, die anderen in Europa waren einfach stärker. Auch deswegen hatte sich der Verein am Anfang des Jahres vom damaligen Coach Dejan Radonjic getrennt, obwohl er in der Bundesliga der Konkurrenz weit enteilt war. Die Situation für seinen Nachfolger Kostic ist nun völlig anders. Er findet sich plötzlich in einem K.o.-Turnier in einer Pandemie wieder. Doch eins bleibt gleich: Bayern-Trainer müssen immer gewinnen.
























