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Weit über 40! Drei Doping-Dinosaurier lassen nicht los

Einst bei Gerolsteiner: Davide Rebellin (hier im Jahr 2004) fährt immer noch
Einst bei Gerolsteiner: Davide Rebellin (hier im Jahr 2004) fährt immer noch
Foto: © unknown
07. Mai 2020, 11:09

Einst bei T-Mobile oder Gerolsteiner, heute am Rande des Radsportzirkus: Oscar Sevilla, Davide Rebellin und Francisco Mancebo sind Relikte dunkler Dopingzeiten.

Oscar Sevilla war einst bei T-Mobile Jan Ullrichs Edelhelfer - mit 43 wurde er unlängst für sein kolumbianisches Team Zweiter beim Großen Preis von Patagonien. Davide Rebellin wechselte 2003 mit Riesen-Tamtam zu Gerolsteiner - heute, mit 48, ist er Profi in Kroatien. Francisco Mancebo galt um die Jahrtausendwende bei Banesto als neuer Miguel Indurain - mit fast 44 strampelt er sich nun für ein japanisches Kleinteam ab.

Drei Radsportler, die nicht nur biblisches Sportleralter eint. Den Spaniern Sevilla und Mancebo sowie den Italiener Rebellin verbindet auch eine massive Dopingvergangenheit. Sie sind Übergebliebene einer Zeit, die ihren Sport fast in den Abgrund führte. Drei Dinosaurier der Landstraße, die weit entfernt vom Ruhm der großen Rennen ein Refugium gefunden haben, nicht loslassen können und großen Tagen nachtrauern.

"Wenn es die Operacion Puerto nicht gegeben hätte, wäre ich wahrscheinlich immer noch in Europa", sagt Sevilla: "Dann hätte ich jetzt mehr Ruhm und Geld. Aber ich wäre nie im Leben so glücklich wie heute."

Rebellin ist ein Getriebener

Aber es gab die Operacion, in deren Zuge die Machenschaften des spanischen Sportmediziners Eufemiano Fuentes aufgedeckt wurden, woraufhin Radstars im Dutzend stürzten. Der kleine Kletterer Sevilla, der Ullrich endlich zum zweiten Tour-Sieg ziehen sollte, wurde gemeinsam mit seinem Kapitän am Vorabend der Frankreich-Rundfahrt 2006 suspendiert. Ullrich fuhr nie wieder ein Profirennen.

Sevilla war mit 29 als Radprofi eigentlich erledigt. Zwar kam er um eine lange Sperre herum, die Topteams ignorierten ihn aber, Sevilla zog es nach Amerika. Mittlerweile ist er, der noch heute das kindliche Antlitz besitzt, das ihm den Spitznamen El Nino einbrachte, in Kolumbien heimisch geworden, hat dort Frau und Kinder, fährt für das Team Medellin - und trifft manchmal auf sportliche Nachkommen aus der alten Heimat.

Im Januar wurde Sevilla bei der Vuelta a San Juan in Argentinien Dritter. Vor Peter Sagan, knapp hinter Belgiens siegreichem Wunderkind Remco Evenepoel. Jener, Jahrgang 2000, als Sevilla bereits dreimal den Giro bestritten hatte, nannte den Senior anerkennend "die größte Bedrohung für mich hier".

Mehr als Sevilla ist Rebellin ein Getriebener. Als im Winter ein Engagement bei einem kambodschanischen Team platzte, verkündete der rüstige Radler trotzig: "Ich fahre auf jeden Fall weiter." Und unterschrieb wieder bei der kroatischen Meridiana-Sportgruppe.

Mancebo mit fünf Top-Ten-Ergebnissen bei der Tour

Vor und in seinen Gerolsteiner-Jahren (2003 bis 2008) war "Tintin" einer der weltbesten Klassikerjäger, nach Olympiasilber in Peking wurde er jedoch positiv getestet. Weil sich sein Mineralwasser-Team als ziemlich durchseucht entpuppte und dichtmachte, endete Rebellins Glanzzeit, der sich fortan bei Außenseiter- bis Zwergteams durchschlagen musste. "Natürlich fühle ich Bitterkeit. Ich habe viele Jahre meiner Karriere verloren. Es ist hart, dass andere mehr offene Türen fanden", moserte Rebellin.

Die besten Karriere-Jahre hat auch Mancebo weggeworfen. Der Madrilene ist neben Sevilla und Alejandro Valverde - noch mit 40 beim Topteam Movistar aktiv - einziger sportlicher Operacion-Puerto-Überlebender. Bis 2005 landete Mancebo fünfmal unter den Top 10 der Tour de France, von der er schließlich 2006 ausgeschlossen wurde.

Und anderthalb Jahrzehnte später? Feierte er seinen bislang letzten Gesamtsieg bei der Ronda Pilipinas 2019. Nach dem Triumph über die gesammelte philippinischen Radelite sagte er: "Das habe ich meinem Team zu verdanken." Bei der Matrix-Equipe ist Mancebo nicht einmal der Senior - sein japanischer Teamkollege Tomoya Kano wird im Juli 47.

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