Alfred Gislason hatte eine Agenda, doch erstmal ist der neue Bundestrainer als Krisenmanager gefragt. Statt die deutschen Handballer in der Abgeschiedenheit von Aschersleben in aller Ruhe auf die schwere Olympia-Mission einzuschwören, musste Gislason schon am frühen Morgen im Fernsehen Fragen zu SARS-CoV-2 beantworten.
"Das wäre schon sehr eigenartig, wenn mein erstes Spiel als Bundestrainer vor leeren Rängen in Magdeburg stattfinden würde", sagte der Isländer im "ZDF-Morgenmagazin". Er freue sich nach wie vor auf das Spiel, "aber das wird schon etwas gewöhnungsbedürftig".
Ausgerechnet bei Gislasons Debüt am Freitag (18.00 Uhr) gegen die Niederlande, dem einzigen Test vor dem wegweisenden Olympia-Qualifikationsturnier im April, droht dem deutschen Team ein Geisterspiel. Die Stadt Magdeburg hat der großen und längst ausverkauften Welcome-Party für Gislason an dessen alter Wirkungsstätte wegen der Corona-Epidemie einen Riegel vorgeschoben.
"Das Testspiel ist ein sehr wichtiger Teil der Vorbereitung. Ich habe natürlich gehofft, vor vollen Rängen spielen zu können, dass da eine richtige Stimmung aufkommt, aber es sieht leider anders aus", sagte Gislason geknickt. In welcher Form und in welchem Rahmen die Partie nun ausgetragen wird, ist noch unklar. Zumindest eine Absage kommt für den Deutschen Handballbund (DHB) nicht infrage.
Verband sucht "bestmögliche Lösung für alle Beteiligten"
Verbandspräsident Andreas Michelmann versicherte, "eine bestmögliche Lösung für alle Beteiligten" finden zu wollen. "An oberster Stelle aller Überlegungen steht die Gesundheit von Zuschauern, Spielern und aller weiterer am Länderspiel beteiligten Personen", sagte Michelmann, der in engem Austausch mit dem Magdeburger Gesundheitsamt steht.
Das Gesundheits- und Veterinäramt behält sich vor, bei Veranstaltungen mit weniger als 1000 Personen hygienische Auflagen zu erteilen. Amtsleiter Eike Hennig bezeichnete die Entwicklung im Gespräch mit dem "SID" als "eine große Katastrophe". Die Vereine und Verbände müssten nun "das Beste daraus machen. Sie müssen entscheiden, ob sie ohne Zuschauer spielen oder reduzieren auf unter 1000."
Während die Funktionäre am Dienstag fieberhaft nach einer Lösung suchten, versuchte Gislason sich aufs Sportliche zu konzentrieren. Bei seinem Premierenlehrgang in Aschersleben wollte er dem EM-Fünften schließlich sein Sieger-Gen einimpfen, er wollte den Nationalspielern seine Spielidee vermitteln, und er wollte sie vor allem fit für die Olympia-Quali machen - das Corona-Virus machte ihm zunächst einen Strich durch die Rechnung.






