Inspiriert von Thomas Dreßen gewinnt Viktoria Rebensburg nach schwierigen Wochen in "GAP" erstmals eine Weltcup-Abfahrt. Tags darauf stürzt sie schwer - und muss die Saison vorzeitig beenden.
Viktoria Rebensburg raste beflügelt von ihrem ersten Abfahrtstriumph ihrem nächsten Heimsieg entgegen, als sie auf der brutalen Kandahar jäh vom siebten Ski-Himmel in die "Hölle" stürzte.
Der 30-Jährigen riss es auf dem völlig vereisten Steilhang mit dem infernalischen Namen den Außenski weg, mit dem linken Knie räumte sie ein blaues Richtungstor ab, dann krachte sie ins Netz.
Im Zielraum, wo Rebensburg 24 Stunden zuvor von 5000 Fans, ihrer Familie und Freunden gefeiert worden war, herrschte für bange Minuten atemlose Stille.
Entwarnung kommt zu früh
Zwar richtete sich die Kandahar-Königin schnell die Krone und gab bald Entwarnung - allerdings verfrüht, wie sich im Krankenhaus herausstellte.
Dort diagnostizierte Teamarzt Manuel Köhne eine Tibiakopfimpressionfraktur im linken Knie sowie eine Innenbandüberdehnung; das Saison-Aus für Rebensburg. +
Eine Operation sei zwar nicht notwendig, teilte der Deutsche Skiverband mit, aber eine Skipause von sechs bis acht Wochen.
"Es ist natürlich bitter, dass die Saison vorbei ist", sagte Rebensburg, "aber ich habe noch einmal Glück im Unglück gehabt. Alle Bänder haben gehalten, und deshalb bin ich zuversichtlich, dass ich nach der Rehabilitation wieder richtig schnell Skifahren kann."
Auch Sofia Goggia gestürzt
Unmittelbar nach dem Unfall beim Super-G auf der extrem anspruchsvollen Kandahar hatte sie von einem "heftigen Aufprall" berichtet. Rebensburg humpelte, "aber es ist alles okay", versicherte sie. Ein Irrtum. Das Knie schmerzte zwar auch da schon, aber Stürze, sagte sie, "gehören zum Skisport dazu".
Auch Abfahrts-Olympiasiegerin Sofia Goggia hatte es erwischt, die Italienerin brach sich den linken Arm und kann in diesem Winter ebenfalls keinen Weltcup mehr bestreiten.
"Wenn man Rennen gewinnen will, muss man am Limit fahren, da kann das passieren. Mund abwischen, weitermachen", sagte Rebensburg tapfer.
Schließlich war sie am Vortag mit derselben Taktik nach schweren Wochen mit schwachen Ergebnissen und der Kritik von Alpinchef Wolfgang Maier zu einem ihrer schönsten Siege gefahren