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Fragen und Antworten zum möglichen Kovac-Nachfolger

Wie gut passt Arsène Wenger zum FC Bayern?

Arsène Wenger ist als Trainer des FC Bayern im Gespräch
Arsène Wenger ist als Trainer des FC Bayern im Gespräch
Foto: © Shaun Botterill, getty
07. November 2019, 10:44
sport.de
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Die Trainersuche des FC Bayern München läuft auf Hochtouren. Nach Absagen von Thomas Tuchel und Ralf Rangnick hat sich Arsène Wenger als Favorit herauskristallisiert.

Der 70-Jährige ist als ausgewiesener Fußball-Fachmann weltweit anerkannt. Aber passt Wenger in der aktuellen Situation nach München? Und wofür steht der Franzose überhaupt? sport.de beantwortet die wichtigsten Fragen zum möglichen Nachfolger von Niko Kovac.

  • Wenger zum FC Bayern? Das ist der aktuelle Stand

Schon direkt nach der Entlassung von Niko Kovac kursierte der Name Arsène Wenger an der Säbener Straße. Damals galt der Franzose allerdings nur als eine von vielen Optionen und keinesfalls als Wunschlösung.

Nach den Absagen von Ralf Rangnick und Thomas Tuchel hat sich die Lage geändert. Mittlerweile haben die Münchner laut übereinstimmenden Informationen von "Bild" und "kicker" sogar schon Kontakt zum 70-Jährigen aufgenommen. Uli Hoeneß soll dabei die treibende Kraft gewesen sein. Und auch Wenger selbst hat bereits erklärt, den Job in München annehmen zu wollen. Nach dem Topspiel gegen den BVB am Samstag soll es zu einem ersten Treffen kommen.

 


Mehr dazu: Arsène Wenger jetzt offenbar Favorit: Wie läuft die Trainersuche des FC Bayern?


Weitere Kandidaten wie José Mourinho oder Massimiliano Allegri wären auch zu einem Wechsel zum Rekordmeister bereit, allerdings gibt es klubintern diverse Vorbehalte gegen die beiden Star-Trainer.

  • Warum bemüht sich der FC Bayern um Arsène Wenger?

Anders als Thomas Tuchel (46), José Mourinho (56), Ralf Rangnick (61) und Co. wäre Wenger kein Mann für die Zukunft. Das ist auch dem 70-Jährigen bewusst. Nach knapp eineinhalb Jahren ohne Job ist der Wunsch nach der Rückkehr an die Seitenlinie bei Wenger allerdings groß. Daher würde er beim FC Bayern bereitwillig die Rolle des "Feuerwehrmanns" bis zum Saisonende übernehmen.

Eine Verpflichtung Wengers würde dem FC Bayern genügend Zeit geben, einen Nachfolger zu suchen und zu finden. Die Zeit ist in diesem Fall auf der Seite der Münchner. So ist es durchaus denkbar, dass ein Thomas Tuchel im Sommer 2020 verfügbar ist. Auch andere Kandidaten könnten bis dahin auf dem Markt sein, den der FCB jetzt gründlich sondieren kann.

Da Wenger aktuell - anders als Tuchel und Rangnick - bei keinem Klub unter Vertrag steht, würde eine Verpflichtung schnell und unkompliziert über die Bühne gehen. Die Gehaltsverhandlungen wären ein Selbstläufer. In seinen letzten Arsenal-Jahren soll Wenger gut neun Millionen Euro pro Jahr verdient haben. Kovac kassierte angeblich knapp sieben Millionen pro Saison. Mit Wenger würde der Rekordmeister demnach schnell auf einen Nenner kommen.

Was noch für Wenger spricht: Der Franzose würde keinen eigenen Trainerstab mitbringen. Die im Klub, bei Spielern und Fans hoch angesehenen Hansi Flick und Hermann Gerland könnten bleiben. Größere personelle Umstrukturierungen blieben dem Rekordmeister erspart.

  • Was würde Wenger dem FC Bayern geben?

Neben Zeit bei der Trainersuche würde Wenger dem FC Bayern vor allem eins bescheren: Ruhe. Innerhalb der Mannschaft soll es zuletzt mehrere Lager gegeben haben, viele Spieler stellten sich gegen Kovac. Ob der Ex-Coach zum Großteil für die schlechte Stimmung verantwortlich war, sei dahingestellt. Fakt ist: Die Leistungen auf dem Platz haben deutlich gezeigt, dass etwas in der Mannschaft bzw. zwischen Team und Trainer nicht stimmt.

Mit Wenger würde nun ein Trainer zur Mannschaft stoßen, der einen ausgezeichneten Ruf genießt und sich den Respekt der Spieler nicht erst erarbeiten muss. Der Franzose hat den Fußball über zwei Dekaden mitgeprägt, aus dem FC Arsenal einen Weltklub geformt, taktisch und spielerisch neue Maßstäbe gesetzt. Seine erfolgreichsten Jahre mögen weit zurückliegen, seine Qualitäten sind jedoch unbestritten.

Als Arsenal-Coach hat Wenger gezeigt, dass er ein "Spielerversteher" ist. Ob Weltstars oder Nachwuchsspieler, er wusste stets mit seinem Personal umzugehen. Dass der Franzose ganz nebenbei auch noch sechs verschiedene Sprachen (darunter sehr gutes Deutsch) spricht, erleichtert die Kommunikation und ist ein Pluspunkt, den nur wenige Trainer vorweisen. 

  • Für welchen Fußball steht Arsène Wenger?

Bei Arsenal predigte Wenger über Jahrzehnte technisch geprägten Hochgeschwindigkeitsfußball. Ball- und passsichere Spieler in Abwehr und Mittelfeld, pfeilschnelle und abschlussstarke Spieler in der Offensive bildeten das Grundgerüst der Gunners. Das Resultat waren teils atemberaubende Spielzüge und Traumtore.

Seine Taktik passte Wenger dabei bei Bedarf an, meist setzte der Franzose allerdings auf ein 4-2-3-1. Ein System, das sich mit dem Personal des FC Bayern wunderbar vereinbaren lässt.

Seine ersten Erfolge bei Arsenal feierte Wenger dank überfallartigem Konterfußball. Im Laufe der Jahre entwickelte er aber auch den Ballbesitzfußball weiter. 

  • Was spricht gegen eine Verpflichtung von Arsène Wenger?

Viele Zweifler gibt es nicht, aber es gibt sie. So sagte der ehemalige Welt- und Europameister Marcel Desailly gegenüber "beIN Sports" über Wenger: "Er sollte nicht mehr auf der Bank sitzen. Das ist nichts mehr für ihn. Er ist jetzt 70 Jahre alt. Er hat großartige Fähigkeiten und großartige andere Möglichkeiten, einen Klub umzugestalten, eine Philosophie aufzubauen. Aber nicht mehr in der ersten Reihe."

Ob Wenger tatsächlich noch das Zeug hat, eine Mannschaft als Trainer wieder in die Spur und zum Erfolg zu führen, lässt sich kaum beantworten. Nicht von der Hand zu weisen ist die sportliche Talfahrt, die er mit dem FC Arsenal in den letzten Jahren seiner Amtszeit hinlegte. Fehlendes Gespür bei Transfers wurden Wenger ebenso wie Fehler bei Taktik und Aufstellung vorgeworfen.

Ob der Franzose nach seiner recht langen Pause direkt wieder von 0 auf 100 beschleunigen kann, ist ebenfalls ungewiss. Auch diese Frage werden sich die Verantwortlichen des FC Bayern stellen müssen.

Christian Schenzel

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