Eine folgenschwere Notbremse von Jérôme Boateng hat die Herbstkrise vom FC Bayern München und von Trainer Niko Kovac dramatisch verschärft.
Nach 80-minütiger Unterzahl ging der chancenlose deutsche Fußball-Rekordmeister am 10. Spieltag bei Eintracht Frankfurt mit 1:5 (1:2) unter - für Kovac wird die Luft nach der höchsten Bayern-Niederlage in der Liga seit über zehn Jahren immer dünner.
"Das ist kein riesiges Wunder. Das hat sich angebahnt", sagte Kapitän Manuel Neuer im "ZDF". "Das hat es natürlich nicht leichter gemacht. Dennoch darfst du keine fünf Dinger bekommen. Wir sind nicht konsequent in der Verteidigung", schimpfte der Nationaltorhüter.
Eine Schlüsselszene vor 51.500 Zuschauern spielte sich bereits in der 9. Minute ab. Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw wusste sich Innenverteidiger Boateng nur mit einer Notbremse zu helfen, nach Ansicht der Videobilder zückte Schiedsrichter Markus Schmidt die Rote Karte.
"Nach der Roten Karte war alles über den Haufen geworfen. Dennoch darf uns das am Ende nicht passieren. Es war heute nicht das, was wir von uns erwarten. Wir haben zu viele Fehler gemacht", sagte der angefressene Kovac, der Fragen nach seiner Zukunft schlecht gelaunt beantwortete: "Das weiß ich nicht."
In der kommenden Woche fehlen dem indisponierten Meister gegen Borussia Dortmund mit Boateng und den verletzten Niklas Süle sowie Lucas Hernández damit drei Innenverteidiger.
Ihre Überzahl nutzten die Gastgeber eiskalt aus. Flügelspieler Filip Kostic (25.) erzielte die Führung, Djibril Sow (33.) erhöhte kurz danach. Dank des 14. Saisontreffers von "Lebensversicherung" Robert Lewandowski schöpften die Münchner kurzzeitig wieder Mut.
Kovac spielt mit Müller und Coutinho
Nach der Pause beseitigte Kapitän David Abraham (49.) die letzten Zweifel am ersten Frankfurter Ligasieg gegen die Bayern seit neun Jahren. Martin Hinteregger (61.) und Goncalo Paciencia (85.) erhöhten. "Zieht den Bayern die Lederhosen aus", sangen die schadenfrohen Eintracht-Fans.
Nach dürftigen Vorstellungen in den vergangenen Wochen, insbesondere bei der Beinahe-Blamage im Pokal beim Zweitligisten VfL Bochum (2:1), hatte Kovac seine Mannschaft in die Pflicht genommen. "Mehr Leidenschaft" erwartete der Kroate vor allem in den Zweikämpfen - eine Vorgabe, die in Unterzahl noch wichtiger erschien.
Dabei wollten die Münchner endlich auch wieder spielerisch glänzen. Kovac hatte dafür extra taktische Änderungen vorgenommen und neues Personal gebracht. Im Vergleich zum Pokalspiel wechselte der in der Kritik stehende Coach auf vier Positionen, unter anderem kehrten Thomas Müller für sein 500. Pflichtspiel, Philippe Coutinho und Lewandowski in die Startelf zurück. Die erste Chance nach 87 Sekunden besaß allerdings Serge Gnabry, einer der wenigen zuverlässigen Stützen im Team der Bayern.
Coman-Einwechslung bringt nicht den gewünschten Effekt
Nach dem zweitschnellsten Platzverweis für einen Bayern-Spieler in der Bundesliga mussten die Gäste vornehmlich Defensivarbeit leisten, die Frankfurter trauten sich in Überzahl noch mehr zu. Erst die geniale Körpertäuschung von Lewandowski und der anschließende Treffer weckte die Bayern scheinbar aus ihrer Schockstarre.
Die Münchner kamen auch mit Elan aus der Pause, erhielten aber direkt die kalte Dusche durch Abraham. Kovac reagierte und nahm den unauffälligen Coutinho vom Platz, Kingsley Coman sollte das Offensivspiel beleben. Stattdessen spielten sich die Frankfurter in einen Rausch.




























