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Ugandische Läuferin erhebt Vorwürfe gegen IAAF-Arzt

Annet Negesa erhebt Vorwürfe gegen IAAF-Mediziner
Annet Negesa erhebt Vorwürfe gegen IAAF-Mediziner
Foto: © Chris Trotman, getty
27. September 2019, 11:10

Die frühere ugandische Mittelstreckenläuferin Annet Negesa hat wegen eines operativen Eingriffs zur Senkung ihres Testosteronwertes Vorwürfe gegen den französischen Mediziner Stephan Bermon, mittlerweile leitender Arzt des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, erhoben.

In der "ARD"-Dokumentation "Kampf ums Geschlecht - Die verstoßenen Frauen des Sports", die am Freitag im Rahmen des Auftakts zur WM in Doha ausgestrahlt wird, berichtet Negesa, dass man sie über die weitreichenden Folgen des Eingriffs im Unklaren gelassen habe.

Bei der heute 27 Jahre alten ehemaligen 800-m-Läuferin Negesa waren im Vorfeld der Olympischen Spiele 2012 in London hohe natürliche Testosteronwerte festgestellt worden, die IAAF hatte sie aufgrund der damals gültigen Regelung gesperrt. Wie Negesa der "ARD" schilderte, seien ihr, um wieder die Starterlaubnis zu erhalten, in Absprache mit dem Arzt Bermon im Rahmen einer sogenannten Gonadektomie die innenliegenden Hoden entfernt worden, die die erhöhte Testosteronproduktion bewirkt hatten.

Die Uganderin wirft den Ärzten um Bermon nun vor, ihr die Schwere und Bedeutung der Operation verheimlicht zu haben. "Sie haben mir gesagt, es sei eine Art Injektion, sie würden mein Testosteron herausziehen. Aber das ist nicht das, was sie gemacht haben. Als ich am Morgen aufwachte, hatte ich Schnitte", sagte Negesa. 

Eingriff von den Ärzten vorher als harmlos beschrieben

Wegen angeblich vollkommen unzureichender medizinischer Nachsorge sowie körperlicher und seelischer Schäden infolge der Eingriffe habe Negesa nach eigener Darstellung nie wieder Leistungssport treiben können. Dabei sei der Eingriff von den Ärzten vorher als harmlos beschrieben worden.

Die Schilderungen Negesas erlangen vor allem vor dem Hintergrund des Falles Caster Semenya Brisanz. Die Südafrikanerin war ein Jahr nach dem Gewinn des WM-Titels über 800 m 2009 in Berlin als Folge eines umstrittenen "Geschlechtertests" gesperrt worden, 2011 wurde daraufhin die neue Regelung der IAAF wirksam, die das Internationale Olympische Komitee vor den Sommerspielen in London übernahm.

Die Regelung wurde 2015 vom Internationalen Sportgerichtshof CAS gekippt, 2019 trat aber eine neue Regel der IAAF in Kraft, nach der hyperandrogene Läuferinnen wie Semenya ihren Testosteronwert medikamentös senken müssen, um auf bestimmten Strecken (400 m bis Meile) starten zu dürfen. Semenya, mittlerweile zweimalige Olympiasiegerin, weigert sich, dem nachzukommen, deshalb darf sie bei der WM in Doha nicht starten.

 

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